„Mission erfüllt: Wir haben ihn“
Der im Juli aus einem Hochsicherheitsgefängnis geflohene mexikanische Drogenboss Joaquin „El Chapo“ Guzman ist gefasst worden. Das teilte der mexikanische Präsident Enrique Pena Nieto am Freitag im Kurzbotschaftendienst Twitter mit. Ein Sprecher des Präsidenten bestätigte die Echtheit der Mitteilung.
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„Mission erfüllt: Wir haben ihn. Ich möchte die Mexikaner informieren, dass Joaquin Guzman Loera festgenommen wurde“, schrieb Pena Nieto. „Meine Anerkennung gilt dem Sicherheitskabinett der Regierung für diesen wichtigen Erfolg für den mexikanischen Rechtsstaat.“

Screenshot twitter.com/epn
„Heute Früh ist Joaquin Guzman Loera gefasst worden“, sagte Pena Nieto später bei einer Ansprache im Nationalpalast. „Die erneute Festnahme ist ein Erfolg für den Rechtsstaat. Heute haben unsere Institutionen einmal mehr bewiesen, dass wir ihnen vertrauen können.“
Festnahme nach Schießerei
Soldaten der Marineinfanterie hatten sich in der Früh in Los Mochis eine Schießerei mit mutmaßlichen Bandenmitgliedern geliefert. Dabei seien fünf Angreifer getötet und sechs weitere festgenommen worden, teilte das Marineministerium mit. Mexikanischen Medien zufolge wurde „El Chapo“ in einem Motel gestellt.

APA/AFP/Plaza de Armas
„El Chapo“ nach seiner Festnahme
Auf Fotos war zu sehen, wie er in einem schmutzigen Unterhemd auf einem Bett saß. Andere Bilder zeigten ihn auf der Rückbank eines Autos. Im Fernsehen war zu sehen, wie schwer bewaffnete Soldaten „El Chapo“ von einem Geländewagen zu einem Flugzeug brachten, um ihn nach Mexiko-Stadt zu fliegen. Am Ort des Geschehens seien zwei gepanzerte Fahrzeuge, acht Gewehre, eine Faustfeuerwaffe sowie ein Granatwerfer beschlagnahmt worden, berichtete die Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf mexikanische Sicherheitskreise.
Guzman droht Auslieferung an USA
Die USA begrüßten die Festnahme. „Die DEA ist sehr erfreut über die Festnahme von Chapo Guzman. Wir gratulieren der mexikanischen Regierung und verneigen uns vor dem Mut, der zu seiner Festnahme beigetragen hat“, schrieb die US-Anti-Drogen-Behörde DEA auf Twitter.
Mitte Oktober war das Militär dem Drogenbaron schon einmal dicht auf den Fersen. Im Goldenen Dreieck zwischen den Bundesstaaten Sinaloa, Durango und Chihuahua feuerten Marineinfanteristen von Hubschraubern aus auf sein Versteck in einer Ranch, doch die Leibwächter des Kartellbosses konnten den Angriff zunächst zurückschlagen. Zwar verletzte sich Guzman bei der Flucht, doch die Sicherheitskräfte verloren offenbar seine Spur.
„El Chapo“ könnte jetzt zügig an die USA ausgeliefert werden, wo mehrere Haftbefehle gegen ihn vorliegen. Ein mexikanischer Bundesrichter hat die Überstellung des Kartellchefs an die Vereinigten Staaten bereits genehmigt.
Eines der mächtigsten Kartelle Mexikos
Das von Guzman geführte Sinaloa-Kartell gilt als eines der mächtigsten Verbrechersyndikate Mexikos. Die Bande kontrolliert im Westen des Landes den Kokain- und Marihuana-Schmuggel in die USA und unterhält enge Kontakte zu kolumbianischen Drogenhändlern. Mittlerweile hat das Kartell sein Geschäftsfeld erweitert und ist nach Einschätzung von Experten auch in Produktpiraterie, Menschenhandel und Schutzgelderpressung verwickelt.
Das Sinaloa-Kartell entstand Ende der 1980er Jahre, als die Bande des Drogenhändlers Miguel Angel Felix Gallardo nach dessen Festnahme zerfiel. Die Brüder Arellano Felix gründeten das Tijuana-Kartell, Guzman das konkurrierende Sinaloa-Kartell. Das Verbrecherkartell hat eine starke Präsenz in den USA und soll zuletzt punktuell mit dem neuen Kartell Jalisco Nueva Generacion zusammengearbeitet haben.
Spektakuläre Flucht
Guzman war am 11. Juli durch einen professionell gegrabenen Tunnel aus dem Hochsicherheitsgefängnis El Altiplano im Zentrum Mexikos getürmt. Die spektakuläre Flucht des Drogenbosses durch einen 1,5 Kilometer langen Gang hatte die mexikanische Regierung in große Erklärungsnot gebracht: Ein vom TV-Sender Televisa veröffentlichtes Überwachungsvideo zeigte, dass die Wärter offenbar bewusst nicht reagierten.

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Durch diesen Tunnel verließ Guzman das Gefängnis
So hätten die Wachen etwa 40 Minuten lang nicht reagiert, obwohl laute Klopfgeräusche aus Guzmans Zelle zu hören gewesen seien. Die Behörden nahmen mehr als ein Dutzend mutmaßliche Fluchthelfer fest, darunter mehrere Wachleute und Verantwortliche des Gefängnisses sowie die damalige Leiterin der mexikanischen Gefängnisverwaltung.
Beim letzten Mal 13 Jahre flüchtig
Der 58-Jährige galt zeitweise als der meistgesuchte Verbrecher der Welt und war milliardenschwerer Chef des Sinaloa-Drogenkartells. Er war im Jahr 1993 in Guatemala festgenommen worden, konnte aber acht Jahre später ein erstes Mal aus dem Gefängnis ausbrechen. Nach 13 Jahren auf der Flucht fassten ihn mexikanische Fahnder schließlich im Februar 2014 mit Hilfe der US-Drogenbehörde in einem Badeort des Bundesstaats Sinaloa.
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