Heftige Kritik aus Italien
272 von den vereinbarten 160.000 Flüchtlingen wurden bisher aus Griechenland und Italien in andere EU-Länder umverteilt. Diese Zahl nannte eine EU-Kommissionssprecherin am Mittwoch in Brüssel.
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Nach Angaben der EU-Kommission wurden Flüchtlinge aus Italien bisher nach Finnland, Frankreich, Deutschland und Portugal umverteilt. Schutzsuchende aus Griechenland wurden nach Finnland, Deutschland, Litauen, Luxemburg und Portugal gebracht. Österreich hat sich zur Aufnahme von 1.953 Flüchtlingen im Rahmen der EU-Umverteilung verpflichtet, bisher aber keine freien Plätze gemeldet.
Die EU-Staaten hatten im September die Verteilung von insgesamt 160.000 Asylwerbern in Europa vereinbart, allerdings verlief das von Anfang an schleppend. Vor allem die ost- und mitteleuropäischen Staaten wehren sich dagegen.
Rom: „Prozedur zu kompliziert“
Für die italienische Regierung hapert es aber nicht nur am Unwillen mancher Länder, sondern auch am Verfahren zur Umverteilung. „Die Prozedur ist zu kompliziert“, sagte der für Migrationsfragen zuständige Präfekt Mario Morcone gegenüber der Tageszeitung „La Repubblica“ (Mittwoch-Ausgabe). Die Informationen, die für die Umverteilung eines Flüchtlings notwendig seien, seien nur „schwer zu erhalten“.
Nur bestimmte Flüchtlinge werden umverteilt
Nach den Anschlägen in Paris am 13. November hätten mehrere EU-Länder wie Spanien, die Niederlande, Frankreich und skandinavische Länder, die sich anfangs zur Flüchtlingsaufnahme bereiterklärt hatten, stark gebremst, so Morcone. Problematisch sei auch, dass die Umverteilung lediglich Flüchtlinge aus Eritrea, Syrien und dem Irak betreffe. „Wir fordern, dass das Umverteilungsprogramm auch auf Flüchtlinge anderer Länder wie Afghanistan erweitert wird.“ Italien versorgt zurzeit 103.792 Flüchtlinge.
In den vergangenen Tagen hatten sich aufgrund des winterlichen Wetters die Berichte über verunglückte Flüchtlinge vermehrt. Bei der Flucht von der Türkei nach Europa kamen in der Ägäis Dutzende Menschen ums Leben, darunter eine Schwangere und mehrere Kinder. Der Sender CNN Türk berichtete, am Dienstag seien 31 Leichen von Flüchtlingen in den westtürkischen Distrikten Ayvalik und Dikili angespült worden. Die Nachrichtenagentur Anadolu meldete unter Berufung auf die türkische Küstenwache 36 Tote. Die griechische Küstenwache teilte mit, sie habe binnen 48 Stunden die Leichen von acht Flüchtlingen geborgen.
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