Trügerischer Beschäftigungsrekord?
Viel Kritik und viele Empfehlungen haben Opposition und Interessenvertretungen für die Regierung anlässlich der Publikation der aktuellen Arbeitslosenzahlen parat. FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl etwa verlangte eine sektorale Schließung des Arbeitsmarktes, um einheimische Arbeitnehmer zu entlasten.
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Auch dürfe der Arbeitsmarkt nicht für Asylwerber geöffnet werden, hieß es von der Oppositionspartei. Die Arbeitnehmersprecherin der Grünen, Birgit Schatz, kritisierte, dass die Beschäftigung nur bei Teilzeitjobs wachse. Mehr als die Hälfte der unselbstständig Beschäftigten verdienten rund 1.500 Euro im Monat.
Weniger Arbeit auf mehr Menschen verteilt
Ähnlich sah das auch der wirtschaftsliberale Thinktank Agenda Austria: Ursache des Beschäftigungsrekords sei, dass weniger Arbeit auf mehr Personen verteilt werde. Rechne man die geleisteten Arbeitsstunden in Vollzeitjobs um, so werde deutlich, dass in Österreich seit Jahren Jobs verloren gingen.
ÖGB-Vizepräsidentin Renate Anderl zeigte sich zuversichtlich, dass durch die Steuerreform die Kaufkraft der Konsumenten und die Binnennachfrage steigen werden, was zur Schaffung neuer Arbeitsplätze führen könnte. Auch durch eine Anhebung des Mindestlohns auf 1.700 Euro brutto im Monat könnte der Konsum weiter angekurbelt werden, forderte Anderl am Montag in einer Aussendung. Die Bundesfrauenvorsitzende in der Gewerkschaft Pro-Ge, Klaudia Frieben, verwies auf die hohe Arbeitslosigkeit bei älteren Frauen und sprach sich gegen eine baldige Anhebung des Pensionsalters von Frauen aus.
AK: Nicht durch Arbeitsmarktpolitik allein lösbar
In der Arbeiterkammer (AK) glaubt man nicht, dass eine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt durch Arbeitsmarktpolitik alleine erreicht werden kann. Vielmehr müssten die beschlossenen öffentlichen Investitionen - insbesondere die Wohnbauoffensive - rasch umgesetzt und dafür auch mehr Schulden gemacht werden.
Der Präsident der Wirtschaftskammer (WKÖ), Christoph Leitl, hob als positiv hervor, dass die Betriebe im Dezember 40.000 zusätzliche Jobs geschaffen hätten. Die Arbeitslosenrate von 10,9 Prozent bei Menschen über 50 Jahre sei auch kaum höher als die allgemeine Arbeitslosenquote. Der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer, forderte eine weitere Liberalisierung der Arbeitszeitregeln. ÖVP-Wirtschaftsbund-Generalsekretär Peter Haubner begrüßte die Lohnnebenkostensenkung, durch die es zu einer spürbaren Entlastung für die Unternehmen kommen werde.
Mehr Weiterbildung für Ältere gefordert
Der Pensionistenverband Österreichs (PVÖ) verlangte spezielle Aus- und Weiterbildungsangebote für ältere Arbeitnehmer und Förderungen für Firmen, die ältere Arbeitnehmer einstellen. PVÖ-Generalsekretär Andreas Wohlmuth sprach sich für ein wirksameres Bonus-Malus-System aus, um Anreize für Unternehmen zu schaffen, mehr ältere Arbeitnehmer zu beschäftigen, und wiederholte auch die Forderung nach einer Wertschöpfungsabgabe.
Für das Team Stronach verlangte Klubobmann Robert Lugar eine Senkung der Steuer- und Abgabenquote sowie eine „Entrümpelung“ der Gewerbeordnung. Nach Ansicht von NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker ist die Regierung schuld an der Arbeitslosigkeit. Er forderte eine Senkung der Lohnnebenkosten - die „homöopathischen“ Senkungen der Unfallversicherungsbeiträge und der Beiträge zum Insolvenzentgeltfonds würden keine Wirkung zeigen.
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