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Millionenkaution zu hinterlegen

Zum ersten Mal nach zahlreichen Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs ist der amerikanische Komiker Bill Cosby angeklagt worden. Der Staatsanwalt in der Stadt Norristown in Pennsylvania, einem Vorort von Philadelphia, erhob gegen den 78-Jährigen am Mittwoch den Vorwurf der schweren sexuellen Nötigung. Wenn es zu einer Verurteilung kommt, drohen Cosby zehn Jahre Haft.

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Der Fall liegt schon mehr als zehn Jahre zurück. Unmittelbar danach, Anfang 2004, hatte sich die Frau schon einmal an die Behörden gewandt. Damals hatte es aber laut der Staatsanwaltschaft nicht genügend Beweise gegeben. Cosby soll die damals 31-jährige Angestellte einer Universität als Mentor betreut haben. In seinem Haus soll er sie unter Drogen gesetzt und missbraucht haben.

Cosby musste vor Richter treten

Die Beweislage sei „erdrückend“, sagte Staatsanwalt Kevin Steele. „Herr Cosby hat das Opfer gedrängt, Pillen zu nehmen und Wein zu trinken. Danach war sie bewegungsunfähig, und Herr Cosby hat sie sexuell missbraucht“, so Steele. Ein Haftbefehl war erlassen worden, Cosby musste bereits am Mittwoch in Elkins Park nahe der Metropole Philadelphia dem Richter gegenübertreten.

Bill Cosby

APA/AP/Matt Rourke

Cosby musste auf dem Weg zum Gericht gestützt werden

Dabei wurde Cosby erklärt, er könne bis zum Beginn des Prozesses gegen eine Kaution von einer Million Dollar auf freiem Fuß bleiben. Ein Gerichtssprecher erklärte, er habe als erste Anzahlung 100.000 Dollar (92.000 Euro) in bar hinterlegt. Zudem habe er seinen Reisepass abgegeben, um das Land nicht verlassen zu können, berichtete CNN.

Anklage „ungerechtfertigt“

Cosby trug am Mittwoch einen schweren grauen Pullover und einen Stock. Er betrat und verließ den Gerichtsaal, ohne eine Erklärung abzugeben. Die erste Anhörung soll am 14. Jänner stattfinden. Dann kann er sich auch schuldig oder nicht schuldig bekennen. Cosbys Anwälte bezeichneten die Anklage als „ungerechtfertigt“ und zeigten sich überzeugt, den Comedian von den Vorwürfen entlasten zu können.

Nach den Gesetzen des US-Bundesstaates Pennsylvania wird Cosby schwere sexuelle Nötigung vorgeworfen. Weil er aber nicht mit seinem Geschlechtsteil in die Frau eingedrungen sei, sondern mit seinen Fingern, wurde er nicht der Vergewaltigung angeklagt. Das Strafmaß ist aber ähnlich. „Das ist eine wesentliche Entwicklung“, betonte Anwältin Gloria Allred, die das mutmaßliche Opfer und andere Frauen in Zivilprozessen gegen Cosby vertritt, gegenüber CNN.

Vorwürfe Dutzender Frauen

Cosby - hierzulande vor allem als lustiger Familienvater aus der Serie „Die Bill Cosby Show“ bekannt - sieht sich den Vorwürfen von mehr als einem Dutzend Frauen gegenüber. Fast alle werfen ihm vor, sie mit Drogen wehrlos gemacht und dann missbraucht zu haben. Cosby wies die Vorwürfe stets zurück. Er sagte immer wieder: „Wenn ich wirklich schuldig bin, warum gibt es dann keine Anklage?“ Jetzt ist die erste Anklage da.

Der Vorfall wäre nach zwölf Jahren verjährt - also in wenigen Wochen. „Im Sommer dieses Jahres haben wir neue Beweismittel bekommen und wir sind durch eine große Menge Material gegangen“, sagte Staatsanwalt Steele. „Es gibt jetzt sehr viele Fakten, die die Vorwürfe untermauern.“ Die Frau, die wieder in ihrer Heimat Kanada lebt, wolle mit den Strafverfolgern zusammenarbeiten.

Cosby hatte erst vor etwa zwei Wochen mehrere Frauen wegen übler Nachrede geklagt. Bisher bestritt er jeden Vorwurf. Im Falle der Kanadierin bestätigte er zwar sexuelle Kontakte, diese seien aber einvernehmlich gewesen.

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