Sturmsystem mit „historischem Ausmaß“
Die Wetterkapriolen zum Jahresende nehmen immer größere Ausmaße an. Nun könnte es am Nordpol extrem warm werden - mehr als 50 Grad Fahrenheit oder 30 Grad Celsius wärmer als sonst, wie die „Washington Post“ am Mittwoch schätzt. Am Vortag war die „Washington Post“ noch von 70 Grad Fahrenheit oder rund 50 Grad Celcius ausgegangen, hatte das aber schließlich korrigiert.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Es ist ein Sturmsystem von historischen Ausmaßen und Werten. Was sich derzeit östlich von Grönland zusammenbraut und weiter nördlich zieht, könnte dem Nordpol Temperaturen von bis zu 50 Grad über den normalen Werten bescheren, wurde gar von der Zeitung am Dienstag geschätzt. Am derzeit 24 Stunden lang dunklen Pol wäre es dann wärmer als in Südkalifornien, wie der deutsche „Spiegel“ schreibt.
Auch Kanada und Sibirien betroffen
Eigentlich müssten derzeit auf dem Nordpol der Winter mit minus 30 bis minus 40 Grad herrschen. Tatsächlich ist es aber zwei bis vier Grad warm. Entwickelt sich der Sturm weiter wie berechnet, könnte in den nächsten Tagen die Abweichung von über 30 Grad erreicht werden, so die „Washington Post“. Im Norden Kanadas und in Sibirien werde es bis zu 20 Grad wärmer als sonst werden, schreibt der „Spiegel“.
Große Temperaturschwankungen in der Arktis seien im Winter normal, erklärt der Klimatologe Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) in Wien. „Abweichungen von mehreren zehn Grad gegenüber den Durchschnittstemperaturen sind tageweise möglich.“ Ein ungewöhnlich großes Tiefdruckgebiet über Grönland sorgt derzeit dafür, dass warme Luftmassen aus den Tropen nach Norden strömen. Ob es tatsächlich zu den 30 Grad plus kommen wird, ist nach Auskunft von Orlik aber nicht sicher.
„El Nino“ oder Jetstreams?
Das globale Vorhersagemodell GFS des amerikanischen Wetterdienstes NOAA zeigt ein Wettersystem bei Island, das mehrere hundert Kilometer lang ist. In seinem Höhepunkt könnte der Sturm einen in dieser Gegend nie da gewesenen Wert von 920 Millibar erreichen. Zum Vergleich: Der verheerende Hurrikan „Sandy“ in den USA hatte einen Tiefstwert von 940 Millibar. Über Island, schreibt die „Washington Post“, werde dann der „Monstersturm explodieren“.
Der Wintersturm wird von zwei riesigen Tiefdruckgebieten begleitet und transportiert jede Menge warmer Luft aus den Tropen bis in die Arktis. Winterstürme im Norden sind normal, aber nicht in dieser Stärke.
Über die Gründe dieser Wetteranomalie sind sich die Modelle und Forscher nicht ganz einig. Das in diesem Jahr extreme Wetterphänomen „El Nino“ im Pazifik könnte eine Rolle spielen, außerdem wärmere Meere und instabile Jetstreams, das sind globale Starkwindbänder in großer Höhe.
Verheerende Wetterkapriolen
Bei „El Nino“ handelt es sich um ein in unregelmäßigen Abständen beobachtetes Wetterphänomen, dessen Auswirkungen etwa 1982/83 und 1997/98 für weltweit verheerende Wetterkapriolen sorgten. Seinen Namen verdankt „El Nino“ (spanisch an sich für „der Bub“, hier konkret für „das Christuskind“) peruanischen Fischern, die im 19. Jahrhundert rund um die Weihnachtszeit ungewöhnliche Warmwasserströmungen beobachteten.
Links: