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„Bericht besteht aus Fälschungen“

Russland hat die Vorwürfe von Amnesty International zum Tod von Zivilisten bei den umstrittenen russischen Luftangriffen in Syrien entschieden zurückgewiesen. Der Bericht der Menschenrechtsorganisation bestehe aus „Fälschungen“, kritisierte Igor Konaschenkow vom Verteidigungsministerium in Moskau am Mittwoch.

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Amnesty warf Russland die Tötung Hunderter Zivilisten bei Luftangriffen in Syrien vor und sprach in diesem Zusammenhang von „Kriegsverbrechen“. Russische Kampfjets hätten „offenbar direkt“ Wohngebiete „und sogar medizinische Einrichtungen attackiert“, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht zu dem im September gestarteten Militäreinsatz.

„Keine konkreten Beweise“

Der Text bleibe durch Worte wie „vermutlich“ und „möglicherweise“ sehr vage und enthalte keine konkreten Beweise, hieß es aus Moskau. Amnesty könne keine verlässlichen Informationen über die Ziele der russischen Kampfjets in dem Bürgerkriegsland haben, meinte Konaschenkow. Er wies zudem Vorwürfe zurück, Russland setze in Syrien Streubomben ein. Er kritisierte, dass es keinerlei Koordination bei den verschiedenen Militäraktionen in dem Bürgerkriegsland gebe. Neben Russland fliegt dort auch eine US-geführte Koalition Luftangriffe.

Während Amnesty in dem aktuellen Bericht von mindestens 200 getöteten Zivilisten in drei Provinzen spricht, gab die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in England die Zahl der seit September durch russische Angriffe getöteten Zivilisten am Dienstag sogar mit 710 an.

Sind Angriffe Kriegsverbrechen?

Allein bei einer Attacke auf einen Markt in der Ortschaft Ariha habe es 49 zivile Opfer gegeben, teilte Amnesty mit. Bei einem anderen Luftangriff seien in der Stadt Ghantu 46 Einwohner - die meisten von ihnen Kinder und Frauen - getötet worden. Solche Angriffe könnten „Kriegsverbrechen“ sein, sagte der Amnesty-Regionalbeauftragte Philip Luther. Es sei wichtig, dass das von „unabhängiger“ Seite untersucht werde. Bei einigen Angriffen habe es in der Nähe kein „militärisches Ziel“ gegeben.

Die Beobachtungsstelle teilte am Dienstag mit, durch russische Angriffe seien seit September insgesamt 2.132 Menschen getötet worden, unter ihnen 710 Zivilisten. Die Beobachtungsstelle stützt sich auf Aktivisten an Ort und Stelle, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum überprüfbar.

„Beobachtungsstelle für uns keine Quelle“

Es sei „wichtig“ zu erfahren, auf welchen Quellen der Amnesty-Bericht beruhe, sagte ein Sprecher des russischen Außenministeriums. „Die Beobachtungsstelle für Menschenrechte ist für uns keine Quelle.“ Russland unterstützt nach eigenen Angaben die Truppen von Staatschef Baschar al-Assad im Kampf gegen Dschihadisten, insbesondere gegen die Miliz Islamischer Staat (IS). Die US-geführte Allianz wirft Moskau allerdings vor, zur Stabilisierung von Assads Regierung auch mit dem Westen verbündete gemäßigte Rebellen zu bekämpfen. Russland weist das zurück.

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