Themenüberblick

Kulturplaner fürs neue Jahr

Von Paul Anka bis Peter Handke, von St. Pölten bis New York, von Eisenstadt bis Bregenz: Im Kulturjahr 2016 ist für jeden etwas dabei.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Im Kino ist 2016 das Jahr der Fortsetzungen, Neuverfilmungen - und der Filmbiografien. Fortgesetzt werden: „Creed - Rocky’s Legacy“ mit Silvester Stallone (15. Jänner), Ben Stillers „Zoolander“ (1. Februar), Batman und Superman treten gegeneinander an („Batman v Superman: Dawn of Justice“, 25. März), Roland Emmerichs „Independence Day“ erfährt eine „Wiederkehr“ (15. Juli), „Star Trek Beyond“ kommt (21. Juli), die „Teenage Mutant Heroe Turtles“ bekommen einen zweiten Teil (11. August), „Inferno“ bringt Tom Hanks als Dan-Brown-Romanhelden zurück auf die Leinwand (14. Oktober) und vor allem: Schon in einem Jahr geht es mit „Star Wars: Rogue One“ weiter (15. Dezember).

Henry Cavill als Superman

Clay Enos/TM & DC Comics

Henry Cavill als Superman in „Batman v Superman: Dawn of Justice“

Eine österreichische Produktion ist die Filmbiografie von Anne Frank (3. März), und Edward Snowdens Leben eines Whistleblowers wurde von Oliver Stone verfilmt (20. Mai). Neu gedreht wurden „The Jungle Book“ (John Favreau, 14. April), „Legend of Tarzan“ mit Christoph Waltz als großem Bösen (22. Juli) und weibliche „Ghostbusters“ (29. Juli). Brutal geht es gleich im Jänner zu mit Quentin Tarantinos neuem Western „The Hateful 8“ (28. Jänner). Und schließlich passend zu Weihnachten ein ganz neuer Film aus Österreich: „Attack of the Lederhosenzombies“ (23. Dezember).

Trubel auf dem roten Teppich

Ab 14. Jänner, wenn die Oscar-Nominierungen bekanntgegeben werden, darf man mit seinen Favoriten mitfiebern - Gewissheit gibt es dann am 28. Februar. Bereits vorher weiß man, wer den Österreichischen Filmpreis gewonnen hat (20. Jänner). Viel Urlaub könnte man heuer wieder für nationale und internationale Filmfestivals einplanen: Sundance (Park City, ab 21. Jänner), Berlinale (ab 11. Februar), Diagonale (Graz, 8. März), Crossing Europe (Linz, ab 20. April), Filmfestspiele von Cannes (11. Mai) und von Venedig (31. August), Viennale (Wien, 20. Oktober).

Gedacht wird heuer des 50. Todestages von Buster Keaton (1. Februar), 50 Jahre ist es auch her, seit erstmals eine Folge der Serie „Star Trek“ („Raumschiff Enterprise“) im TV gezeigt wurde (8. September). Vor bereits 100 Jahren wurde Kirk Douglas geboren (9. Dezember), vor 50 Jahren verstarb Walt Disney.

Kunst, Geschichte, Lebenswelten

Bei den Ausstellungen widmen sich gleich mehrere Kaiser Franz Joseph, dessen 100. Todestages am 21. November gedacht wird: ab 16. März „Franz Joseph. Jagd und Freizeit“ in Schloss Niederweiden in Engelhartstetten in Niederösterreich, ab 8. April „Der ewige Kaiser“ in der Nationalbibliothek in Wien und „Das Gold des Kaisers“ im Kunsthistorischen Museum. Gedacht wird heuer auch des 500. Todestages des niederländischen Malers Hieronymus Bosch. Gefeiert wird der Architekt Otto Wagner anlässlich seines 175. Geburtstages.

Ausschnitt aus The Garden of Earthly Delights von Hieronymus Bosch

Public Domain

Ausschnitt aus „Der Garten der Lüste“ von Hieronymus Bosch

In der Eisenstädter Landesgalerie wird ein bisher zu wenig beachtetes Thema aufgegriffen: „Bilder der Vielfalt - Die Volksgruppen in der Bildenden Kunst“. Das Landesmuseum St. Pölten widmet sich ab 13. März ebenfalls einem ergiebigen Thema: „MuH - Mensch und Haustier“. In Graz zeigt das Bruseum ab 8. April die in doppelter Hinsicht wilde Ausstellung „Das gute alte West-Berlin. Günter Brus und das Berlin der 1970er Jahre“. Das „Ars Electronica Festival“ in Linz findet ab 8. September, der „steirische herbst“ ab 23. September statt. Das Kunsthaus Bregenz widmet sich ab 12. November dem Werk von Lawrence Weiner.

Zukunftsthemen, kunstvoll aufgearbeitet

In Wien wartet ein dichtes Programm auf Kunstinteressierte. Vielversprechend ab 11. März in der Kunsthalle im MuseumsQuartier (MQ): „The Promise of Total Automation“. Im Museum moderner Kunst (MUMOK) folgen zwei Ausstellungen auch inhaltlich chronologisch aufeinander: „Wir Wegbereiter. Pioniere der Nachkriegsmoderne“ (13. Mai) und „Painting 2.0. Malerei im Informationszeitalter“ (4. Juni). Das 21er Haus zeigt ab 29. Juni den chinesischen Widerstandskünstler „Ai Weiwei - TTIP: Transformation-translocation“. Im Bank Austria Kunstforum ist eine Martin-Kippenberger-Schau zu sehen (8. September), die Albertina zeigt „Film-Stills“, also Momentaufnahmen aus Filmen (11. November).

K. Kriwanek, Erinnerungen an Venedig in Wien, 1890

Wien Museum

„In den Prater“ - hier: K. Kriwanek, „Erinnerungen an Venedig in Wien“, 1890

Das Wien Museum zeigt unter seinem neuen Direktor Matti Bunzl 2016 Ausstellungen, die sich zumindest einmal interessant anhören: ab 10. März „In den Prater! Wiener Vergnügungen seit 1766“, ab 9. Juni „Chapeau! Eine Sozialgeschichte des bedeckten Kopfes“ und ab 8. September „Sex in Wien. Lust. Kontrolle. Ungehorsam“.

Von Antalya über Breslau ins New Yorker MOMA

Europäische Kulturhauptstädte sind dieses Jahr das spanische San Sebastian und das polnische Breslau. Auch andernorts wird international Spannendes gezeigt. Das deutsche Vitra Design Museum widmet sich in „Objection. Protest by Design“ der Ästhetik des Widerstands im zeitgenössischen Japan (26. Februar; apropos: Peter Weiss wäre am 6. November 100 Jahre alt geworden). Die Expo findet heuer ab 23. April im türkischen Antalya statt - zum Thema „Blumen und Kinder/Ein grünes Leben für zukünftige Generationen“. Und im Museum of Modern Art (MoMA) New York ist die erste vollständige Retrospektive des Werks von Bruce Conner zu sehen - ab 3. Juli unter dem Titel „It’s all true“.

Von Paul Anka bis AC/DC

Musikalisch sollte für jeden etwas dabei sein im Jahr 2016. Nostalgie wird von Paul Anka am 13. Februar in der Wiener Stadthalle bedient. Anders geht es zwei Tage später bei den Libertines mit dem Lieblingswüstling der Pop-Gazetten zu - Pete Doherty beehrt die Stadthalle. Dort spielen am 22. April zum ersten Mal auch Wanda - jetzt endgültig für die Masse. Auf ausgiebigen Pyro-Einsatz und einen Kanonenschuss darf man bei AC/DC am 19. Mai im Wiener Ernst-Happel-Stadion hoffen. Ruhiger wird es wohl bei Mumford & Sons, die am selben Abend in der Stadthalle spielen.

Brian Johnson und Angus Young von AC/DC

APA/AFP/Robyn Beck

Brian Johnson (l-) und Angus Young von AC/DC 2015 beim Coachella Festival

Ein „Good Girl Gone Bad“ kommt am 10. August ins Happel-Stadion: Rihanna. Zucchero beehrt am 4. Oktober die Stadthalle. The Cure treten am 26. Oktober in der Marx Halle auf: So feiert man den Nationalfeiertag (mit „Boys don’t cry“). Etwas fröhlicher geht es dann wohl am 8. November zu, wenn Justin Bieber seine „Belieber“ in der Stadthalle durch seine Anwesenheit in Verzückung versetzt.

Festivalfreuden allerorten

Den Festivalreigen eröffnet das Donaufestival in Krems ab 29 April - schräg, energetisch-explosiv und intelligent wie immer. Anders geht es beim Wiener Donauinselfest zu - gratis ab 24. Juni. Ebenfalls dort, aber kostenpflichtig heißt es dann ab 3. Juni erstmals Rock in Vienna mit Bands wie Rammstein und Iron Maiden, ähnlich geht es eine Woche später mit der Konkurrenzveranstaltung Nova Rock im burgenländischen Nickelsdorf weiter (ab 9. Juni). Elektronisch wird es beim Urban Art Forms am 1. Juli in der Wiener Marx Halle und beim Electric Love ab 7. Juli am Salzburgring.

Electric Love Festival 2015

electriclove.at/Klemen Stular

Electric Love Festival 2015: Da fließt die Liebe in den Himmel

Weit mehr als Konzerte bietet das Poolbar Festival im Vorarlberger Feldkirch ab 8. Juli - Diskurs, Kino, Poesie und vieles mehr werden hier geboten. Element Of Crime, Glen Hansard und andere spielen am 8. Juli beim Harvest of Art in der Wiener Marx Halle. Neue heimische Popmusik bietet wie jedes Jahr das Popfest auf dem Karlsplatz ab 28. Juli. Weitergefeiert wird dann ab 10. August in Budapest beim Sziget Festival. Dann geht es weiter nach St. Pölten zum FM4 Frequency Festival.

Der Song Contest - nicht in Wien

Die Grammy Awards werden am 15. Februar vergeben, am 3. März folgt das heimische Pendant, die Amadeus Awards. Durchatmen kann man am 14. Mai - weil der Song Contest nicht in Wien, sondern in Stockholm stattfindet. Freuen darf man sich mit Bob Dylan, der am 24. Mai seinen 75. Geburtstag feiert. Györgyi Ligetis wird am 12. Juni anlässlich seines zehnten Todestages gedacht.

Ebenfalls der zehnte Todestag ist es bei Syd Barrett (Pink Floyd), dessen Einfluss gerade auch auf heutige Musik abseits des Mainstreams gar nicht überschätzt werden kann. Gedacht wird schließlich noch Freddie Mercurys (24. 11., 25. Todestag) und James Browns (25. 12., zehnter Todestag).

Von Henry James bis Erica Jong

In der Welt der Literatur versprechen die Fixtermine viel Anregung zum Lesen. Die Leipziger Buchmesse startet am 17. März, die Frankfurter Buchmesse am 19. Oktober und die Buch Wien findet im November statt. Mitfiebern darf man beim Bachmannpreis ab 29. Juni. Anfang Oktober wird bekanntgegeben, wer den Literaturnobelpreis gewonnen hat. An ihren Todestagen gedenkt man Henry James’ (100. 28. Februar), Marie von Ebner-Eschenbachs (100., 12. März), Miguel de Cervantes’ (400., 23. April), William Shakespeares (400., 23. April) und Jack Londons (100., 22. November). Denkwürdig ist auch Charlotte Brontes 200. Geburtstag am 21. April.

Erica Jong

AP/PatrickMcMullan.com

Erica Jong bei der Präsentation ihres Buches „Angst vorm Sterben“

An neuen Büchern bringt etwa der Schweizer Diogenes Verlag am 23. März John Irvings neuen epischen Roman „Straße der Wunder“ heraus, in dem es um mexikanische Kinder geht, die auf einer Mülldeponie arbeiten müssen, um zu überleben. Erica Jongs in den USA hoch gelobtes Buch „Angst vorm Sterben“ (S. Fischer, 25. Februar) erzählt von einer älteren Frau, deren Hunger nach Sex und Leben vom Sterben rund um sie konterkariert wird. Hervorragende Bücher über „den Osten“ hat Andrzej Stasiuk schon mehrere geschrieben. Seinen neuen Roman jedoch kündigt Suhrkamp für den 3. Februar als sein „großes Buch über den Osten“ an. Es heißt: „Der Osten“. Man darf gespannt sein.

Auf der Bühne

„Hoppla“ sagt Seeräuber-Jenny, wenn die Köpfe bei der „Dreigroschenoper“ (Inszenierung: Keith Warner) ab 13. Jänner im Theater an der Wien rollen. Ab 23. Jänner ist im Volkstheater ein weiterer Klassiker zu sehen, zum Shakespeare-Jahr passend: „Romeo und Julia“, in der Inszenierung von Philipp Preuss. Das Theater in der Josefstadt zeigt ab 25. Februar Thomas Bernhards „Auslöschung“ unter der Regie von Oliver Reese. Christian Krachts viel diskutierter Roman „Imperium“ wird am Schauspielhaus, ebenfalls ab 25. Februar, unter der Regie von Jan-Christoph Gockel aufgeführt.

Claus Peymann

APA/dpa/Jörg Carstensen

Claus Peymann, Intendant des Berliner Ensembles, im Dezember 2014

Zwei Tage später läuft am Burgtheater Peter Handkes „Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße“ an, inszeniert von niemand Geringerem als Claus Peymann. Das Landestheater Linz zeigt am 12. März die Premiere des Stücks „Lehman Brothers. Aufstieg und Fall einer Dynastie“, ab 18. März läuft im Wiener Volkstheater Anton Tschechows „Iwanow“, in der Staatsoper ab 28. April „Turandot“ und in der Kammeroper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck.

Salzburg: Von Handke bis Mozart

Die Festivalsaison bringt die Wiener Festwochen ab 13. Mai, das Festival ImpulsTanz ab 14. Juli, die Bregenzer Festspiele ab 20. Juli und die Salzburger Festspiele ab 22. Juli. Bei Letzteren sind unter anderem zu sehen: „Cosi fan tutte“, „Le Nozze de Figaro“ und „Don Giovanni“ von Wolfgang Amadeus Mozart, „West Side Story“ von Leonard Bernstein, Giacomo Puccinis „Manon Lescaut“, Samuel Becketts „Endspiel“, William Shakespeares „Der Sturm“, Thomas Bernhards „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ - und natürlich Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“.

Links: