Entdecker weiter von Fund überzeugt
Polnische Wissenschaftler haben in Polen keine Spur eines angeblichen „Nazi-Goldzuges“ gefunden. „Nach unseren Erkenntnissen gibt es vielleicht einen Tunnel in dem Gebiet, aber keinen Zug“, sagte der Geologe Janusz Madej von der Wissenschaftlich-Technischen Universität in Krakau am Dienstag.
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Die Forscher verwendeten Magnetfelddetektoren, um das Gebiet an einer Bahnstrecke nahe der Stadt Walbrzych in Niederschlesien abzusuchen. Sie entdeckten dabei aber keine Hinweise auf den dort vermuteten Zug. Ein deutscher und ein polnischer Hobbyhistoriker hatten Mitte August vom angeblichen Fund eines mit bis zu 300 Tonnen Gold beladenen Zugswracks berichtet und eine monatelange Schatzsuche ausgelöst.

APA/AFP/Natalia Dobryszycka
Die Ergebnisse der Suche wurden am Dienstag in Walbrzych präsentiert
Die beiden Hobbyhistoriker präsentierten am Dienstag ihre eigenen Untersuchungsergebnisse. Darin verwiesen sie auf Anomalitäten in Bodenradarbildern, die auf einen Schatz aus dem Zweiten Weltkrieg hindeuteten. Über die Existenz des Zuges gab es seit Jahrzehnten auch in der Gegend Gerüchte. Der gepanzerte, angeblich mit Kanonen bestückte und möglicherweise auch verminte Zug sollte laut den Spekulationen wertvolle Kunstgegenstände, Gold und Schriftstücke enthalten, die die Nazis im Frühjahr 1945 vor den Alliierten verstecken wollten. Der 98 Meter lange Zug sollte acht, neun Meter tief in der Gegend um Walbrzych vergraben sein.
Schatzsucher überrannten vermeintlichen Fundort
Die Nachricht von dem vermeintlichen Fund zog unzählige Glücksjäger an, die selbstständig auf Schatzsuche gehen wollten. Die Polizei errichtete im August aus „Sorge um die Sicherheit“ eine Schutzzone rund um das fünf Kilometer lange Waldstück, in dem der geheime unterirdische Stollen mit dem Zug vermutet wurde.
Die polnische Armee untersuchte den angeblichen Fundort zwischenzeitlich auf mögliche Kriegsbomben und Minen und erklärte das Gebiet Anfang Oktober für sicher. Sollte der Nazi-Zug tatsächlich gefunden werden, beanspruchen der Deutsche und der Pole zehn Prozent Finderlohn. Allerdings glauben sie nicht, dass der Zug verborgene Schätze enthält, sondern eher „Waffen-Prototypen“. Sie haben ihre bisherige Suche laut eigenen Angaben selbst finanziert.
Auch Politiker war von Fund überzeugt
Auch der damalige polnische Vizekulturminister Piotr Zuchowski hatte sich im August absolut sicher gezeigt, dass der Zug tatsächlich gefunden worden sei. Seine Überzeugung beruhte auf Georadarfotos, die einen über hundert Meter langen und unter der Erde vergrabenen Zug zeigen sollten. Entdeckt worden sei der Nazi-Zug, weil eine Person „auf dem Sterbebett“ Informationen zum Versteck des Zuges weitergegeben und dazu eine Skizze angefertigt habe, so Zuchowski.

Przykuta unter cc by-sa
Zahlreiche Stollen durchziehen den Untergrund nahe Walbrzych
Auf den Fotos sollte auch erkennbar sein, dass der Zug gepanzert und mit Aufbauten versehen sei. In dem Zug könnten „Kostbarkeiten, Kunstwerke, sogar Archive sein, von deren Existenz wir wussten, ohne dass sie gefunden wurden“. Die Geschichte liefert auf alle Fälle ausreichend Material für einen Film: Der Fernsehsender Discovery Channel begann mit den Arbeiten an einem Dokumentarfilm, der weltweit vertrieben werden soll.
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