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Kein Kontakt seit Donnerstagmittag

Der Milliardär und Unternehmer Guo Guangchang gilt als Chinas Warren Buffett. Seit Donnerstag ist er verschwunden, und die Unruhe auf den Aktienmärkten ist groß. An den Börsen wurden am Freitag die Aktien der Firmen vom Handel ausgesetzt, die von seinem Unternehmen Fosun kontrolliert werden.

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Zuvor hatte das Wirtschaftsmagazin „Caixin“ berichtet, die Fosun-Gruppe habe seit Donnerstagmittag keinen Kontakt mehr zu Unternehmensgründer und Verwaltungsratschef Guo. Fosun International erklärte am Freitag, das Unternehmen habe um die Aussetzung des Handels gebeten. Fosun kündigte zugleich eine Stellungnahme an, ohne einen genauen Termin dafür anzugeben.

Von Polizisten abgeführt?

Nutzer von Sozialen Netzwerken hätten beobachtet, wie Guo auf dem Flughafen von Schanghai von Polizisten abgeführt worden sei. Die „South China Morning Post“ in Hongkong berichtete einige Stunden später, mit mehreren Quellen bei Fosun gesprochen zu haben. Guos „persönliche Freiheit“ sei zwar „eingeschränkt“, ihm sei aber erlaubt zu telefonieren.

Das Magazin „Caixin“ schrieb von möglichen Korruptionsermittlungen gegen den Investor. Nach einem großen Börsencrash im Sommer hatten die Behörden in China zahlreiche Untersuchungen gegen Finanzfirmen und deren Chefs eingeleitet. Dutzende Manager wurden im Zuge dessen in früheren Untersuchungen für mehrere Wochen festgehalten und befragt, ohne dass die Öffentlichkeit davon Notiz nahm.

Kritik an Präsident Xi

Kritikern zufolge nutzt Chinas Präsident Xi Jinping den Kampf gegen Korruption, um innerparteiliche Rivalen auszuschalten und seine Macht in der Kommunistischen Partei zu festigen. Erst im November wurde der Hedgefonds-Milliardär Xu Xiang festgenommen. Guo könnte nun der Nächste in der Reihe sein. Im August wurden Fosun und Guo von einem chinesischen Gericht in Zusammenhang mit Korruptionsermittlungen gegen den früheren Chef der staatlichen Bright Food Group, Wang Zongnan, genannt.

Wang wurde seinerzeit zu 18 Jahren Haft verurteilt. Ermittlungen gegen ihn selbst hatte Guo aber stets dementiert. Sollte nun tatsächlich gegen Guo ermittelt werden, wäre er der mit Abstand bedeutendste Geschäftsmann, der so zu Fall gebracht werden könnte. Er ist Mitglied einer Beratungskammer, die zu den von der Kommunistischen Partei kontrollierten Regierungsstrukturen gehört.

Fosun in Europa auf dem Vormarsch

Auf der Liste der reichsten Chinesen steht Guo auf Platz 17. Laut Nachrichtenagentur Bloomberg beträgt sein Vermögen 5,6 Mrd. Dollar (5,1 Mrd. Euro). Mit seiner Unternehmensgruppe Fosun ist er auch in Europa auf dem Vormarsch und machte vor allem durch spektakuläre Übernahmen Schlagzeilen. Erst Anfang des Jahres kaufte Fosun etwa in einem Milliardendeal den Ferienresort-Betreiber Club Med. Darüber hinaus will die Beteiligungsgesellschaft das deutsch-britische Institut BHF Kleinwort Benson übernehmen.

Der 48-Jährige war in Deutschland bereits mehrmals aktiv. Sein Unternehmen ist etwa an dem Modeunternehmen Tom Tailor beteiligt. Die deutsche Privatbank Hauck & Aufhäuser kontrolliert er ebenfalls. In den USA zählen etwa der Versicherungskonzern Meadowbrook und ein 60-stöckiges Hochhaus am Chase Manhattan Plaza zu seinem Eigentum. Dafür zahlte er rund 725 Millionen US-Dollar.

Von Liberalisierungen profitiert

Guo und der Fosun-Vorstandschef Liang Xinjun gründeten Fosun 1992 zusammen mit zwei Freunden, mit denen sie an der angesehenen Fudan-Universität in Schanghai studiert hatten. Mit wenig Eigenkapital riefen die vier zunächst eine Marktforschungsfirma ins Leben. Die Regierung in Peking liberalisierte damals eine Branche nach der anderen, und Fosun war immer mit dabei: im Pharmasektor, der Immobilienbranche und der Stahl- und Eisenerzindustrie.

Anfang dieses Jahrzehnts begann ein Umbau von Fosun. Der Konzern setzt nun verstärkt auf die Finanzbranche und Übernahmen im Ausland. Oben auf der Einkaufsliste stehen Versicherungen und Firmen aus dem Gesundheits- und Konsumsektor.

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