Sechs Jahre bis zur Fertigstellung
Mit der Umstellung auf den neuen Fahrplan ist der Wiener Hauptbahnhof nun endgültig der Verkehrsknotenpunkt für den Schienenverkehr. Die ÖBB führen damit den gesamten Fernverkehr über den Hauptbahnhof sowie den Bahnhof Meidling, statt wie bisher auch über den Westbahnhof. Dieser wird künftig Ziel für den Pendlerverkehr aus dem Westen.
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Die aus dem Westen kommenden Fernverkehrszüge halten nun zuerst am Bahnhof Meidling und schließlich am Hauptbahnhof. Täglich sollen mindestens 1.105 Züge den Hauptbahnhof ansteuern, rund 120.000 Passagiere werden erwartet. Der neue Hauptbahnhof dient als Durchgangsbahnhof, der die Verkehrswege nach Norden, Süden, Osten und Westen an einer Station bündelt.
Zahlreiche Änderungen in Fahrplänen
Reisende sollen vor allem von den neu geschaffenen Verbindungen profitieren, so die ÖBB. Fast jedes angebotene Fernverkehrsreiseziel sei über den Hauptbahnhof mit maximal einmal Umsteigen erreichbar. Fünf überdachte Inselsteige mit zehn Bahnsteigen sind unter dem prägnanten Rautendach untergebracht. Auch die Erreichbarkeit des Flughafen Wien-Schwechat wurde verbessert.

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Auf dem Wiener Hauptbahnhof gibt es fünf Inselsteige
Parallel zu den Umstellungen bei der Bahn gibt es Änderungen beim Fahrplan im Verkehrsverbund Ost-Region (VOR). Durch eine bessere Abstimmung der Fahrzeiten im Halbstundentakt, vor allem für Pendler, sollen die Umsteigezeiten unter anderem im Regionalverkehr im Wiener Einzugsgebiet verbessert werden. Auch im Regionalbusverkehr wurden neue Linien und Strecken eingeführt.
Die Arbeiterkammer sieht allerdings gerade für Pendler noch einigen Nachbesserungsbedarf, vor allem nach 20.00 Uhr und am Samstag sowie auf der ausgelasteten Südstrecke. Die Grünen kritisierten am Freitag, dass der Bahnhof zu knapp dimensioniert sei und Pendler künftig längere Wege und Wartezeiten in Kauf nehmen müssten. Die ÖBB wiesen die Kritik zurück: Vier von fünf Fahrgästen würden von der Umstellung profitieren.
Drehscheibe Hauptbahnhof: Neue ÖBB-Fahrpläne
Für Bahnfahrer ändert sich ab Sonntag einiges: Der neue Hauptbahnhof in Wien wird mit dem neuen Fahrplan der ÖBB auch die neue Drehscheibe für den Zugverkehr in Österreich.
Westbahnhof wird Ziel für Pendler
Der Westbahnhof soll nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Über ihn wird künftig der Pendlerverkehr abgewickelt, das heißt, die Regionalzüge aus dem Westen werden dort halten. Ebenfalls treu bleibt dem Bahnhof die Westbahn, wie das private Unternehmen versicherte. Mit dem Fahrplanwechsel soll es bis zu 19 Abfahrten oder Ankünfte pro Tag geben.

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Die Westbahn fährt weiter den Westbahnhof an
Die ÖBB versprechen sich zudem mehr Effizienz im Betrieb. Statt drei vollwertigen Produktions- und Technikstandorten sollen laut ÖBB die Arbeiten zum Beispiel künftig von den Technischen Services am Matzleinsdorfer Platz erledigt werden. Lange Überstellfahrten für den Fernverkehr etwa vom Westbahnhof durch das gesamte Stadtgebiet würden damit entfallen.
Die Kosten für den Bau des Hauptbahnhofs betrugen laut Angaben rund eine Milliarde Euro. Er sei pünktlich und ohne Kostenüberschreitung fertig geworden, hieß es. Er umfasst laut ÖBB rund 109 Hektar, das entspreche der Fläche des achten Wiener Gemeindebezirks.
Spatenstich für Umbau bereits 2007
Sechs Jahre dauerte die vollständige Umwandlung des ehemaligen Südbahnhofs in den neuen Hauptbahnhof. Der in den 1950er Jahren erbaute und in der Endphase vernachlässigte Südbahnhof wurde 2009 geschlossen, Einrichtungsgegenstände wurden verkauft, und Österreichs bis dahin größter Bahnhof wurde schließlich abgerissen. Im Südbahnhof als Kopfbahnhof wurden beim Neubau in den 1950ern einst Ostbahn und Südbahn in einem Bahnhofsgebäude zusammengeführt.
Der Spatenstich für den Umbau zum Hauptbahnhof erfolgte bereits im Juni 2007, 2010 wurde schließlich begonnen. Im Dezember 2012 fuhren die ersten Schnellbahnen und Regionalzüge über den Hauptbahnhof, im Dezember 2014 folgten die ersten Fernzüge Richtung Süden (Italien, Slowenien, Graz oder Villach), Osten (Budapest) und Norden (Brünn, Prag, Warschau). Mit der Umstellung kommen nun auch die Züge aus dem Westen hinzu.
Komplett neues Stadtviertel entsteht
Parallel zu den für die Bahnfahrer auf den ersten Blick ersichtlichen Umbauten wurde im Hintergrund bei der Infrastruktur ebenfalls viel verändert. So wurden die Gleisanlagen an der Ostseite mit den weiterführenden Gleisen der Ostbahn verbunden, die ebenso wie der rund 1,5 Kilometer lange Tunnelabschnitt entlang der Arsenalstraße mit der Fahrplanumstellung den Betrieb aufnehmen. Rund 100 Kilometer Gleis, ca. 300 Weichen und kilometerlange Lärmschutzwände wurden dabei unter anderem verbaut.

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Die Gebäude der Erste Bank sind kurz vor der Fertigstellung
Rund um den Hauptbahnhof entsteht zudem bis 2025 ein komplett neues Stadtviertel mit rund 5.000 Wohnungen, etwa 500.000 Quadratmetern Bürofläche, zahlreichen Geschäften, einem Bildungscampus mit Kindergarten und Schulen sowie dem sieben Hektar großen Helmut-Zilk-Park. Unter anderem die ÖBB haben im Sonnwendviertel ihr Hauptquartier aufgeschlagen, die Erste Group zieht ebenfalls dorthin. Auch Hotels sind geplant beziehungsweise bereits gebaut. Im Bahnhof selbst gibt es - wie auch am Westbahnhof - zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten.
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