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Aktionskünstler als bizarrer Kandidat

Aus europäischer Sicht wirkt schon ein Gros der republikanischen Präsidentschaftskandidaten mit ihren Ansichten ein bisschen jenseitig. Doch Vermin Supreme schlägt sie alle. Der Aktionskünstler hat sich im November für die demokratischen Vorwahlen in New Hampshire als Kandidat registriert. Es ist nicht sein erster Versuch: 2012 verlor er allerdings gegen einen gewissen Barack Obama.

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Damals bekam er 833 Stimmen, immerhin um einige mehr als vier Jahre zuvor, als er noch bei den Republikanern sein Glück versucht hatte - und gerade einmal 50 Stimmen bekam. Erstmals war er 2004 in Washington DC in Erscheinung getreten, um dort zu kandidieren - freilich erfolglos.

Ponys statt Zahnhygiene

Und auch heuer werden seine Chancen wohl eher schlecht stehen, der Favoritin der Demokraten, Ex-Außenministerin Hillary Clinton, den Rang abzulaufen. Schon rein optisch ist Supreme eher gewöhnungsbedürftig: Der Rauschebart fällt vielleicht noch nicht weiter auf, ein Stiefel als Kopfbedeckung wirkt da schon eigenartiger.

US-Demokrat Vermin Supreme

Reuters/Brian Snyder

Papa Schlumpf auf US-amerikanisch

Und sein Markenzeichen war bisher eine überdimensionale Zahnbürste: In seiner bisherigen Karriere war sein erklärtes Ziel, als gewählter US-Präsident alle Bürger gesetzlich zum Zähneputzen zu verpflichten. Mittlerweile hat er allerdings eine neue Lösung für alle Probleme der Welt: Ponys.

Die Antwort auf alle Fragen

Er verspricht jedem US-Bürger ein Pony, sollte er Präsident werden. „Eine auf Ponys basierende Wirtschaft ist das wichtigste Thema heute in Amerika. Fossile Brennstoffe zerstören den Planeten, und heute werden wir das stoppen“, sagte er laut dem australischen Sender ABC bei der Anmeldung seiner Kandidatur vergangene Woche.

Denn wenn alle Ponys hätten, brauchte man ja keine Autos mehr. Und mit vielen Ponys - Pony-Bomben, Pony-Drohnen, Pony-Panzern und Pony-Truppen - könnte man auch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zur Strecke bringen, sagte er auf eine entsprechende Journalistenfrage. „Und wenn wir Ponys haben, meine Freunde, werden wir eine wunderbare Zeit haben.“

Energiewende dank Zombies

Auch ein weiteres Thema liegt Supreme sehr am Herzen: Zombies: Er ist sich sicher, dass die Zombie-Apokalypse bevorsteht. Doch auch diese lässt sich - mit Ponys selbstverständlich - stoppen. Aus der „unglaublichen Macht der der Zombiegehirne“ will er dann mit „riesigen Turbinen“ Energie gewinnen und die Ölabhängigkeit der USA lindern. Einige seiner Wahlkampfauftritte absolvierte Supreme dann auch stilgerecht mit als Zombies geschminkten Unterstützern.

US-Demokrat Vermin Supreme

Reuters/Brian Snyder

Supreme mit Zombiehirn-Anschauungsobjekt (rechts)

Sonst setzt sich Supreme - mehr oder weniger ironisch - für das Recht auf Waffenbesitz ein. Gleichzeitig beteiligte er sich immer wieder an Demonstrationen gegen Atomkraft und unterstützte die kapitalismuskritische Occupy-Bewegung in Boston.

Satire von Realität überholt?

Zudem griff er - als selbst ernannter Experte in Sachen Zeitreiseforschung - eine derzeitige US-Debatte auf und sagte, er würde gerne in die Zeit zurückreisen, um Adolf Hitler zu töten. Das „New York Times Magazine“ hatte seine Leser Anfang November eine entsprechende Frage gestellt. Und der frühere Gouverneur von Florida und Mitbewerber im republikanischen Präsidentschaftsrennen Jeb Bush griff das Thema auf - und erklärte euphorisch, dass er das natürlich tun würde.

Als Aktionskünstler ist vieles an Supremes Auftreten freilich Provokation und maßlose Übertreibung. Doch angesichts dessen, was einige der „echten“ Kandidaten tatsächlich sagen, hat er es schwer, das noch zu übertreffen. So nahmen zuletzt gleich drei Republikaner - Bobby Jindal, Mike Huckabee und Ted Cruz - an einer Konferenz teil, bei der behauptet wurde, „Harry Potter“-Bücher würden junge Leser homosexuell machen. Auch die beiden derzeit in Umfragen Führenden - der Milliardär Donald Trump und der ehemalige Chirurg Ben Carson - tätigen fast täglich Aussagen, die zumindest in Europa nur Kopfschütteln auslösen.

Christian Körber, ORF.at

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