Weniger Gage als männliche Kollegen
Die 25-jährige US-Schauspielerin Jennifer Lawrence ist seit Herbst das Aushängeschild einer Debatte über die unterschiedlichen Gagen für Männer und Frauen in Hollywood. Im Oktober 2015 stieg sie - nach einigen älteren Kolleginnen - auf die Barrikaden und kritisierte den in Hollywood verbreiteten Sexismus.
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Grund für ihren Unmut war, dass sie offenbar für den Film „American Hustle“ weniger verdient hatte als ihre männlichen Kollegen. Bescheid wusste sie aufgrund eines Hackerangriffs auf interne Dokumente und E-Mails des Hollywood-Studios Sony Pictures. Frauen haben es nach Ansicht von Lawrence schwerer, ihre beruflichen Interessen offen und direkt zu vertreten. Sie wolle dabei nicht mehr mitmachen.

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Lawrence wurde 2013 für „Silver Linings“ mit dem Oscar ausgezeichnet
„Ich bin es leid zu versuchen, meine Meinung auf ‚süße‘ Art zu äußern und liebenswert rüberzukommen“, schrieb die vor allem durch „Die Tribute von Panem“ bekannt gewordene Schauspielerin in einem Beitrag für den Rundbrief „Lenny“ der Schauspielerin und Autorin Lena Dunham. Männer müssten sich diese Sorgen nicht machen. Sie glaube nicht, dass ein Mann darüber grüble, „welchen Standpunkt er wählen sollte, um gehört zu werden. Er wird einfach gehört.“
Angst, „schwierig“ zu wirken
Als sie erfahren habe, dass ihre männlichen Kollegen um einiges mehr verdienen als sie, sei sie wütend auf sich selbst geworden. Sie habe bei den Verhandlungen um ihre Gagen zu früh aufgegeben - aus Angst, „schwierig“ oder „verwöhnt“ zu wirken: „Ich würde lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass der Wunsch, gemocht zu werden, meine Entscheidung beeinflusste, den Vertrag ohne einen echten Kampf abzuschließen. Ich wollte nicht weiter um Millionen von Dollar kämpfen, die ich ehrlich gesagt wegen zweier Filmfranchises nicht brauche.“ Damals habe sie gedacht, dass das eine „gute Idee“ sei.

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Patricia Arquette rief zu mehr Gleichstellung für Frauen auf
„Bis ich im Internet die Gehaltsliste sah und feststellte, dass alle Männer, mit denen ich arbeitete, sich definitiv nicht darum scherten, ob sie als ‚schwierig‘ oder ‚verwöhnt‘ angesehen werden“, so Lawrence. Eigentlich gilt die für den Film „Silver Linings“ mit dem Oscar Ausgezeichnete als bestbezahlte Schauspielerin der Welt. Laut dem „Forbes“-Magazin verdiente sie zwischen Juni 2014 und Juni 2015 mit Filmgagen und Werbeeinnahmen rund 52 Millionen Dollar (46 Mio. Euro). Der bestbezahlte männliche Schauspieler Robert Downey Jr. verdiente allerdings fast 30 Millionen Dollar mehr.
Unterstützung von Cooper und Watson
Unterstützung erhielt Lawrence nicht nur von ihrer Kollegin Emma Watson. Auch Bradley Cooper, der gemeinsam mit Lawrence in „American Hustle“ spielte, kritisierte die „Doppelmoral“ in Hollywood: „Diese Denkweise muss sich ändern, und man muss für sich selbst eintreten“, unterstützte Cooper den Vorstoß seiner Filmpartnerin. Watson, die sich auch als UNO-Botschafterin für Frauenrechte einsetzte, twitterte schlicht: „O Jennifer Lawrence, ich liebe dich so“, zitierte sie der britische „Guardian“.
Lawrence befindet sich mit ihrer Kritik an der sexistischen US-Filmindustrie überhaupt in guter Gesellschaft. Erst im Mai initiierte die American Civil Liberties Union (ACLU) eine Kampagne, die fordert, dass untersucht wird, ob der Sexismus in Hollywood einer Verletzung der Bürgerrechte gleichkomme. Bei der Oscar-Verleihung 2015 rief Patricia Arquette zur Gleichstellung der Frau auf, als sie sich in ihrer Rede für die beste weibliche Nebenrolle bedankte. „Dank an jede Frau, die ein Kind geboren hat, einen Steuerzahler und Bürger dieser Nation“, sagte Arquette. Und: „Wir haben für gleiche Rechte für jeden gekämpft. Nun ist endlich unser Moment gekommen - für gleiche Löhne und gleiche Rechte für Frauen in den Vereinigten Staaten von Amerika!“
„Machen Sie das auch mit Männern so?“
Auch die Schauspielerin Cate Blanchett versucht schon seit Längerem, sich gegen den alltäglichen Sexismus - nicht nur in der Filmbranche - zur Wehr zu setzen: „Ich habe das Gefühl, dass diese ganzen Schritte, die wir vorwärts gemacht haben, in vielen Fällen wieder zurückgedrängt wurden. Die konservativen Einstellungen haben einen großen Einfluss darauf, wie sich Frauen in der Welt sehen“, sagte Blanchett in einem Interview.

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Cate Blanchett wehrt sich seit Längerem gegen Sexismus
Sie hatte bei einer Preisverleihung 2014 für Aufregung gesorgt, als sie einen Kameramann anherrschte, der die Kamera von unten nach oben filmen ließ. Verärgert war Blanchett in die Knie gegangen, um auf Augenhöhe mit der Kamera zu sein: „Machen Sie das auch mit den Männern so? Was glauben Sie, was da unten Faszinierendes passiert“, fragte sie den Kameramann erbost. Diese Frage sollte eigentlich nicht als Angriff auf den Kameramann gesehen werden, sondern als Frage, die im Alltag ruhig öfter gestellt werden dürfte.
Dennoch erntete Blanchett neben Solidarität auch viel Kritik - mit der Aufforderung, dass sich die Schauspielerin zu entschuldigen habe, wie etwa der „Guardian“ damals meinte. Blanchett habe natürlich recht, dass Männern eine derartige Behandlung erspart bleibe, das habe aber auch gute Gründe - und die hätten nichts mit männlichem Voyeurismus zu tun. Vielmehr gehöre der rote Teppich eigentlich ohnehin nur deshalb zu den großen Events, um ein vornehmlich weibliches Bedürfnis nach Modeberichterstattung zu stillen.
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