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Zweite Runde nächsten Sonntag

Die erste Runde der Regionalwahlen in Frankreich hat die rechtsextreme Front National (FN) für sich entschieden. Nach Auszählung fast aller Stimmen kam die Partei unter Marine Le Pen auf rund 28 Prozent. Dahinter folgen die Konservativen, auf Platz drei liegen die regierenden Sozialisten.

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Das konservativ-bürgerliche Lager von Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy erzielte laut den Angaben des französischen Innenministeriums knapp 27 Prozent, die Sozialisten von Präsident Francois Hollande landeten bei rund 23 Prozent. In sechs der 13 Regionen führt die FN. Selbst ein Sieg in nur einer Region bei der zweiten Wahlrunde nächsten Sonntag wäre ein Durchbruch für die Partei, die bisher nur einige Städte regiert hat.

Marion Marechal-Le Pen

Reuters/Jean-Paul Pelissier

Marion Marechal-Le Pen gewann in der Region Provence-Alpes-Cote d’Azur

Die FN erzielte unter anderem in der nordfranzösischen Region Nord-Pas-de-Calais-Picardie, wo Parteichefin Le Pen als Spitzenkandidatin antrat, mit rund 40 Prozent den ersten Platz. In Führung lag die Partei auch in der südfranzösischen Region Provence-Alpes-Cote d’Azur, wo Le Pens 25-jährige Nichte Marion Marechal-Le Pen die FN-Liste anführt, und in der Grenzregion Elsass-Lothringen-Champagne-Ardenne. Für die zweite Runde qualifizieren sich alle Parteien, denen am Sonntag der Sprung über die Zehnprozenthürde gelungen ist.

Sozialisten ziehen Listen zurück

Nach dem Erfolg in der ersten Runde bezeichnete Le Pen die FN als „erste Partei Frankreichs“. Ihre Partei habe ein „großartiges Ergebnis“ erzielt, sagte sie vor jubelnden Anhängern. „Wir sind dazu berufen, die nationale Einheit zu erreichen, die das Land braucht.“ Drei Wochen nach den Anschlägen von Paris hatten viele Experten bereits mit einem regen Zulauf für Le Pen gerechnet. 2017 sind in Frankreich Präsidentschafts- und Parlamentswahlen.

Jubel bei den Anhängern der Front National

Reuters/Pascal Rossignol

Die Anhänger der Front National jubelten bei der Bekanntgabe der ersten Prognosen

Die Sozialisten verzichten für die zweite Runde in Nord-Pas-de-Calais-Picardie und in Provence-Alpes-Cote d’Azur, in denen jeweils die FN stark ist, auf eigene Kandidaten. Parteichef Jean-Christophe Cambadelis kündigte am Sonntag in Paris an, die Listen seiner Partei zurückzuziehen. Am Montag teilte Cambadelis mit, dass seine Partei auch auf eine Kandidatur im Nordosten Frankreichs, in Alsace-Champagne-Ardenne-Lorraine, verzichten werde.

Mit Erfolgen der nun wohl allein gegen die FN antretenden konservativen Bewerber könnte ein Sieg der Rechtsextremen verhindert werden. Für die anderen Regionen appellierte Cambadelis an die Einheit der Linken. Sarkozy schloss am Sonntag nach Veröffentlichung der ersten Ergebnisse einen Pakt mit den Sozialisten aus.

Militär und Polizei schützten Wahl

Bereits bis zum frühen Abend zeichnete sich eine relativ hohe Wahlbeteiligung ab. Von den rund 44,6 Millionen Wähler hatten nach Angaben des Innenministeriums bis dahin 43,01 Prozent ihre Stimme abgegeben. Das waren bis 17.00 Uhr fast vier Punkte mehr als 2010 (39,29 Prozent). Meinungsforscher gehen von einer Wahlbeteiligung von knapp über 50 Prozent aus. Gewählt wurde unter starkem Schutz von Polizei und Militär. Vor allem im Großraum Paris wurden viele öffentliche Bereiche von Uniformierten gesichert. Gewählt wurde auch in vier der fünf Überseeregionen.

Hollande gab in der Früh in seinem Wahlkreis im zentralfranzösischen Tulle den Stimmzettel ab, Le Pen ging in Henin-Beaumont in Nordfrankreich wählen. Nach den Terroranschlägen von Paris und Saint-Denis vor drei Wochen waren die Umfragewerte für den Staatschef deutlich gestiegen. Zuvor steckte Hollande wegen Rekordarbeitslosigkeit, schlechter Wirtschaftszahlen und zu langsamer Reformen im Umfragetief.

Kommentatoren: FN „spielt mit Ängsten“

Kurz vor der Wahl hatten mehrere Kommentatoren vor einem Votum für die Rechtsextremen gewarnt. Aus Sicht der Zeitung „Liberation“ spiele die FN „mit den Ängsten der Menschen und der Ablehnung von Außenstehenden“. „Le Monde“ sieht in der Partei „eine große Gefahr für Frankreich“ und sein internationales Ansehen.

Der FN-Wahlkampf war geprägt von einer Ablehnung gegenüber Europa und den Ausländern, zudem fordert die FN eine Schließung der Grenzen. Das bürgerliche Bündnis um die Republikaner von Ex-Präsident Sarkozy lag in den letzten Umfragen mit etwa 28 Prozent fast gleichauf mit der FN. Die Sozialisten landeten zusammen mit einer linken Partei (PRG) bei 23 Prozent.

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