Angreifer überwältigt
Nach einem Messerangriff in einer Londoner U-Bahn-Station hat die britische Polizei Ermittlungen wegen einer möglichen „terroristischen“ Tat eingeleitet. Ein Unbekannter stach am Samstagabend in der Station Leytonstone auf drei Menschen ein.
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Laut Polizeiangaben erlitt ein Mann bei dem Angriff schwere, aber keine lebensbedrohlichen Verletzungen. Die beiden anderen Opfer seien leicht verletzt worden. Während der Attacke setzten einige Passanten ihren Weg fort, andere rannten davon, wie Videoaufnahmen zeigten.

Reuters/Neil Hall
Die Station Leytonstone wurde abgeriegelt
Der mutmaßliche Angreifer wurde von Polizisten überwältigt, die laut Polizeiangaben kurz nach 19.00 Uhr wegen des Messerangriffs zu der Station im Osten Londons gerufen worden waren. Der Verdächtige wurde in Gewahrsam genommen.
Bevölkerung soll „ruhig bleiben“
Der Sender Sky News berichtete unter Berufung auf Augenzeugen, der Angreifer habe offenbar gerufen: „Das hier ist für Syrien.“ Die Polizei konnte das nicht bestätigen. Auch auf den Amateuraufnahmen von dem Vorfall sind die Worte nicht zu hören. Gleichwohl ging die Polizei von einem „terroristischen“ Hintergrund aus. „Wir behandeln das als terroristischen Vorfall“, erklärte der Chef der Anti-Terror-Polizei, Richard Walton. Er rief die Bevölkerung auf, „ruhig zu bleiben, aber wachsam zu sein“.
Auf den Amateurvideos, die im Internet veröffentlicht wurden, waren Blutspuren in der U-Bahn-Station zu sehen. Ein Polizist rief: „Lassen Sie das Messer fallen“, und feuerte mit einer Elektroschockpistole auf den Angreifer. Eine andere Aufnahme zeigte, wie der Angreifer von Polizisten auf den Boden gedrückt wurde. Ein Augenzeuge rief dem Angreifer währenddessen zu: „Du bist kein Muslime.“ Ein Zeuge sagt: „Wer ist dieser Idiot?“
Parlament gab grünes Licht für Angriffe in Syrien
In der Nacht auf Sonntag war der Verkehr auf einem großen Abschnitt der U-Bahn-Linie Central, an der die Station Leytonstone liegt, unterbrochen. Der U-Bahnhof wurde für die Spurensicherung abgeriegelt.
Der Angriff in der Schalterhalle ereignete sich drei Tage nachdem das britische Parlament grünes Licht für eine Beteiligung Großbritanniens an den Luftangriffen gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) auch in Syrien gegeben hatte. Die Abgeordneten hatten dem Antrag von Premierminister David Cameron am Mittwochabend zugestimmt, und bereits Donnerstagfrüh flog die britische Luftwaffe erste Angriffe.

AP/Pavlos Vrionides
Ein britischer Tornado, der in Zypern stationiert ist
Cameron hatte bereits seit Längerem Luftangriffe in Syrien angestrebt, jedoch keine Mehrheit dafür hinter sich bringen können. Nach den Anschlägen von Paris am 13. November, bei denen islamistische Attentäter 130 Menschen töteten, änderte sich die Stimmung. In Großbritannien gilt seit August 2014 die zweithöchste von fünf Terrorwarnstufen. Das bedeutet, dass ein Anschlag als wahrscheinlich gilt.
IS-Aufruf in Propagandavideos
Vor der Messerattacke hatte der britische Verteidigungsminister Michael Fallon gesagt, die Angriffe gegen den IS würden „die Straßen Großbritanniens sicherer“ machen. Denn die Angriffe würden diejenigen treffen, die Anschläge „auf unser Volk und unsere Verbündeten vorbereiten“. Fallon äußerte sich am Samstag vor britischen Soldaten am Luftwaffenstützpunkt Akrotiri in Zypern, von wo aus die britischen Kampfjets Richtung Syrien starten.
Der IS hat in Propagandavideos Anhänger aufgefordert, die sich nicht dem Dschihad im Irak und in Syrien anschließen könnten, zu Hause zu einem Messer zu greifen und wahllos Menschen auf der Straße zu attackieren.
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