Große Unterschiede innerhalb Europas
Die Österreicher gehen im Vergleich der Industrienationen früh in Pension und genießen den Ruhestand besonders lange. Das geht aus der OECD-Studie „Renten auf einen Blick“ hervor, die Anfang Dezember präsentiert wurde. Vor allem Frauen sind hierzulande mit 25,4 zu erwartenden Jahren sehr lange in Pension - ein Wert, der nur von Frankreich (27,2) und Belgien (25,8) übertroffen wird.
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Nach OECD-Berechnung mit dem Stand 2014 liegt das effektive Arbeitsmarktausstiegsalter der Frauen in Österreich bei 60,2 Jahren, die Lebenserwartung bei 85,6 Jahren, woraus sich die erwartete Pensionsdauer ergibt. Bei den Männern sind es 19,9 Jahre in Pension (Pensionierung - gerundet - mit 62,2 Jahren, Lebenserwartung 82,2 Jahre). Länger in Pension sind Männer in Frankreich (23,0), Italien und Belgien (je 21,1), Griechenland (20,5), Spanien (20,4) und Finnland (20,0).

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/OECD
OECD nährt Zweifel an Nachhaltigkeit
Insgesamt, so kommt die OECD zum Schluss, belastet die schleppende wirtschaftliche Erholung die Pensionssysteme der OECD-Länder, da die Pensionsbeiträge in diesem Umfeld niedrig bleiben. Die Conclusio: Die zu erwartende länger anhaltende Unsicherheit auf den Finanzmärkten, niedrige Renditen und die extrem niedrigen Zinsen ließen Zweifel an der Fähigkeit der Systeme mit Beitragsprimat und der Pensionssysteme aufkommen, angemessene Pensionen zu sichern. Verstärkt würden die Herausforderungen durch die Bevölkerungsalterung. Allerdings wird auch positiv angemerkt, dass etwa die Hälfte der Länder in den vergangenen beiden Jahren Maßnahmen ergriffen hätten, die die Tragfähigkeit ihrer Pensionssysteme verbessern sollen.
Deutliche Diskrepanz zwischen Frauen und Männern
Im OECD-Schnitt können Männer mit nur 17,6 Jahren im Ruhestand rechnen, Frauen mit 22,3. Das Antrittsalter liegt im Schnitt der Männer bei 64,2 Jahren, bei Frauen sind es 63,1. Bei der Arbeitsmarktbeteiligung Älterer (55 bis 64 Jahre) liegt Österreich im oberen Drittel, Spitzenreiter ist hier Deutschland.
Fast an der Spitze rangiert Österreich bei der Nettoersatzrate (also dem Vergleich des letzten Nettoeinkommens mit der ersten Nettopension) von Durchschnittsverdienern mit durchgehender Beitragskarriere, im vorderen Drittel bei den Niedrigverdienern. Leicht über dem OECD-Schnitt (und besser als Deutschland) ist der Wert beim Einkommen der über 65- und über 75-Jährigen.
Staatliche Zuschüsse weit über Schnitt
Laut OECD werden die öffentlichen Pensionsausgaben in den nächsten Jahrzehnten spürbar ansteigen. In Österreich steigen sie bis 2060 auf 14,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (2010 bis 2015: 13,9 Prozent). Im OECD-Schnitt ist ein Anstieg von 9,0 auf 11,3 Prozent ausgewiesen. Etwa ein Drittel der österreichischen Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter sorgt über die staatliche Pensionsvorsorge hinaus auch freiwillig vor - beruflich oder privat.
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