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Enorme Konzentration auf dem Markt

Was unzählige Kleinbauern in der Elfenbeinküste ernten, landet über gigantische Lebensmittelkonzerne als Schokolade oder Kakaoprodukt beim Konsumenten. Vor allem in Asien sind die Nachfragezuwächse enorm. Der lukrative Teil des Geschäfts beginnt infolge dieser Struktur erst, wenn der Rohstoff die Elfenbeinküste verlassen hat - weiterverarbeitet wird fast ausnahmslos im Ausland.

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Zu den Großkonzernen - gereiht nach Umsätzen - zählen Mars, Mondelez, Nestle, das japanische Unternehmen Meiji und Ferrero. Sie sind die Hauptverarbeiter von Kakao, der Markt ist auf diese Firmen konzentriert. 90 Prozent der europäischen Nachfrage werden durch Westafrika gedeckt. Vor allem in Brasilien, Mexiko, Indien und Südostasien wird die Lust auf Schokolade immer größer - dem tragen die Konzerne Rechnung.

Wer produziert und wer konsumiert

Bemerkenswert ist die geografische Verteilung von Ländern, die produzieren bzw. konsumieren. Während sich die produzierenden Volkswirtschaften allesamt auf der Südhalbkugel befinden (neben der Elfenbeinküste sind das vor allem Ghana, zudem einige Länder Südamerikas bzw. Indonesien), befinden sich die Konsumenten allesamt auf der Nordhalbkugel, darunter vor allem Europa und die USA.

Weltkarte zeigt die Orte der Produktion und Konsumation von Kakao 2015

Grafik: Omniscale/ORF.at; Quelle: FAOSTAT 2015

Kakao zählt zu den wichtigsten Rohstoffen auf dem Weltmarkt, 4,5 Millionen Tonnen werden weltweit jährlich geerntet - mehr als ein Drittel stammt aus der Elfenbeinküste. Gehandelt wird Kakao vorrangig an Warenterminbörsen in London und New York. Zudem ist der Weltmarktpreis von Rohkakao besonders anfällig für Schwankungen. Der Rohstoff wird daher auch für Spekulationszwecke missbraucht, was die Instabilität fortsetzt.

Armutsgefährdung bei Kakaobauernfamilien

In den letzten Jahren stieg der Kakaopreis tendenziell an, bedingt durch die Nachfrage in Indien und China. Das Angebot kann damit nicht Schritt halten. Doch zu welchen Preisen an Terminmärkten in Großbritannien und in den USA gehandelt wird, damit haben die Kakaobauern in den Herkunftsländern des Rohstoffs freilich nichts zu tun.

Kinder in einem Dorf

ORF.at/Valentin Simettinger

Säcke mit Kakaobohnen als zentrales Element eines Dorfes

Die dortige Lage der Kakaowirtschaft geht keinesfalls mit der konzernorientierten Struktur auf dem Weltmarkt konform.

Kakao als einzige Einnahmequelle

Die Bauern sind auf Kakao als einzige Einnahmequelle angewiesen und geraten - sofern sie nicht in abgesicherten Kooperativenstrukturen organisiert sind - nicht selten an dubiose Händler, die ihnen die Ware für weit weniger als den staatlichen Mindestpreis von 1.000 CFA-Francs (etwa 1,5 Euro) pro Kilogramm abkaufen.

Kakaobauer schleppt einen Sack

ORF.at/Valentin Simettinger

Die Säcke werden verladen und zum Stützpunkt der Kooperative gebracht

Die meisten Bauern verfügen nur über eine sehr kleine Anbaufläche. Noch dazu leben viele sehr weit abgelegen, einen Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung gibt es meist nicht - selbst Strom und Trinkwasser fehlen.

Kinderarbeit als großes Problem

Und weil auch Geld fehlt, aber der Produktionsdruck aber trotzdem steigt, wurde zuletzt wieder verstärkt auf Kinder als Arbeitskräfte zurückgegriffen - verschärften Gesetze zum Trotz. Kinderhandel und Kindersklaverei sind in der Elfenbeinküste nach wie vor ein gravierendes Problem. Insbesondere im Kakaosektor ist das Ausmaß der Ausbeutung Minderjähriger erschreckend.

In den vergangenen fünf Jahren ist der Anteil der Kinder, die in Cote d’Ivoire in der Kakaoproduktion gefährliche Tätigkeiten verrichten mussten, um 46 Prozent gestiegen. Die Anzahl von Kindern, die missbräuchliche Kinderarbeit leisten mussten, stieg um 48 Prozent - die Anzahl jener Kinder, die in der Kakaoproduktion arbeiten mussten, nahm gar um 59 Prozent zu. Die ivorische NGO Fraternite Sans Limites (FSL) geht gar davon aus, dass 72 Prozent der Kinder zwischen sechs und 17 Jahren an Arbeiten auf Plantagen teilnehmen mussten.

Valentin Simettinger, ORF.at

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