Pfeiffer kauft Zielpunkt-Liegenschaften
Die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp) prüft eine Klage gegen Georg Pfeiffer und die verantwortlichen Geschäftsführer und Aufsichtsräte. Dabei gehe es um einen Immobilienkauf kurz vor dem diese Woche bekanntgegebenen Zielpunkt-Insolvenzantrag, berichtet die „Wiener Zeitung“.
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Die Gewerkschaft regt laut Bericht auf, dass Pfeiffer durch den Kauf der Immobilienfirma, die etwa rund 80 Zielpunkt-Liegenschaften besitzt, von der Verwertung der Zielpunkt-Filialen profitieren wird, obwohl er selbst das Unternehmen in die Pleite schickte. Der Kauf soll kolportierte 38 Mio. Euro schwer sein.
Undurchsichtige Besitzverhältnisse
Die Zeitung berichtet weiter, dass Zielpunkt seit 2013 Miete an Pfeiffer zahlte, da Pfeiffer seit Anfang 2013 Mieter der Filialobjekte gewesen sei. Pfeiffer sei also Mieter und Eigentümer der betroffenen Zielpunkt-Objekte, heißt es weiter.
Nun sei auch zu klären, ob die Mieten Anfang 2013 erhöht wurden oder nicht ortsüblichen Konditionen entsprachen. Das müsse ein Masseverwalter klären, den es allerdings erst mit der offiziellen Anmeldung der Insolvenz geben könne. Die Insolvenz soll kommende Woche angemeldet werden, 2.700 Mitarbeiter wurden bereits am Mittwoch beim AMS zur Kündigung angemeldet. Ebenfalls im November verkaufte Pfeiffer das Konzern-Filetstück an den Schweizer Handelskonzern Coop.
„Unglücklicher Zufall“
Pfeiffer übernahm Zielpunkt Anfang 2014 und schickt nun fast 3.000 Mitarbeiter in 229 Filialen in Konkurs. November-Gehälter und Weihnachtsgeld wurden nicht mehr ausbezahlt. Pfeiffer selbst sprach am Freitag im Zusammenhang mit dem Immobilienkauf von einem „unglücklichen zeitlichen Zufall“. Dieser werde seit Monaten vorbereitet. Es handle sich um die „Optimierung des Immobilienportfolios“, sagte Pfeiffer-Sprecherin Martina Macho ebenfalls am Freitag. Mit der Insolvenz und dem Verkauf an Coop hänge das geplante Immobiliengeschäft nicht zusammen, beteuerte die Unternehmenssprecherin.
Die beiden Anmeldungen bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) erfolgten am Dienstag, einen Tag vor der Ankündigung, die Tochter Zielpunkt in die Insolvenz zu schicken. Verkäufer der Zielpunkt-Immobilien ist die TREI Real Estate, die dem deutschen Handelskonzern Tengelmann gehört, früherer Zielpunkt-Eigentümer.
28 Mio. Euro Anlagevermögen
Laut BWB hält die TREI Real Estate Austria GmbH mit Firmensitz in Wien 100 Prozent an LIP LÖWA Immobilien Pool GmbH hält. Laut der im Firmenbuch hinterlegten Bilanz hatte die TREI Real Estate Austria Ende 2014 Verbindlichkeiten von rund 250.000 Euro. Gleichzeitig wies die Gesellschaft ein Anlagevermögen von fast 28 Mio. Euro aus. Dazu kommen 3,7 Mio. Euro in Form von Barmittel und Bankguthaben. Das Eigenkapital machte 93,4 Prozent der Bilanzsumme von über 32 Mio. Euro aus. Der Bilanzgewinn 2014 betrug 10,5 Mio. Euro, davon waren 8,1 Mio. Euro Gewinnvorträge aus früheren Jahren.
Laut „FirmenCompass“ hieß die österreichische TREI-Gesellschaft früher LöWA Warenhandel Gesellschaft m.b.H. und ist damit auch mit der Unternehmensgeschichte von Zielpunkt verwoben. Wie aus einem Generalversammlungsbeschluss aus dem Jahr 2000 hervorgeht, wurde der „Teilbetrieb Zielpunkt“ im September desselben Jahres abgespalten.
Auch Zulieferer von Pleite betroffen
Der „Kurier“ berichtete am Samstag, dass die Zielpunkt-Pleite auch dem steirischen Fleischereiunternehmen Schirnhofer mit Sitz in Kaindorf bei Hartberg massiv zusetze. „Wir haben in Erfahrung gebracht, dass ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung angestrebt wird“, sagte Hubert Holzapfel, Landessekretär der Gewerkschaft ProGE in der Steiermark. Schirnhofer war einer der langjährigen und wichtigsten Lieferanten der Kette. Laut „Standard“ soll Schirnhofer am Montag Insolvenz anmelden.
Mittwochabend wurde die Belieferung von Zielpunkt mit Waren - mit Ausnahme von Frischware gegen Vorauskasse - bereits eingestellt. Was jetzt in Filialen nachgeschlichtet wird, stammt im Wesentlichen aus dem Zentrallager. Ab nächster Woche ist bei Zielpunkt Abverkauf.
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