Themenüberblick

Zwischen Diskonter und Hypermarkt

Die Zielpunkt-Pleite im vergangenen Jahr war nicht der erste Fall, der einen prominenten Namen aus der Supermarktlandschaft Österreichs verschwinden lässt. Ob Julius Meinl, der Handelsriese Konsum, Pam Pam oder LÖWA - vor 20, 30 Jahren war die Vielfalt unter den Supermarktketten deutlich größer.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

1995 war die Insolvenz des Konsum die größte der Nachkriegsgeschichte, erst die Alpine-Pleite übertraf diesen Rekord im Jahr 2013. Die Banken drehten dem maroden „roten Riesen“ in einer Krisensitzung buchstäblich über Nacht den Geldhahn zu. Es war der Bankrott eines Konzerns mit fast 17.000 Beschäftigten, damals über 30 Milliarden Schilling Umsatz - umgerechnet 2,2 Mrd. Euro - und nicht weniger als 26 Milliarden Schilling Schulden.

Konsum-Markt

picturedesk.com/APA-Archiv/Harald Schneider

Der Handelskonzern Konsum war mit 630 Filialen vertreten

Filialen unter der Konkurrenz aufgeteilt

Die rund 630 Filialen, darunter auch die unter dem Namen „KGM“ firmierenden Großmärkte, wurden unter der Konkurrenz aufgeteilt. Die hieß damals Spar, Billa, ADEG, LÖWA und Meinl. Allerdings übernahmen sich einige der Protagonisten damit und mussten sich zur Gänze aus dem Lebensmittelhandel zurückziehen. Das bekannteste der betroffenen Unternehmen war sicher die seit 1862 bestehende Julius Meinl AG.

KGM-Großmarkt

ORF

Die Großmärkte von Konsum firmierten unter dem Namen KGM

Mitte April 2000 stieg Meinl gezwungenermaßen aus dem Lebensmitteleinzelhandel in Österreich aus und verkaufte alle Filialen – bis auf eine: das Spezialitätengeschäft am Graben in Wien. Dabei gehörten zum umfangreichen Imperium auch andere Supermarktketten, deren Filialen das Land prägen sollten. Viel Erfolg war Meinl aber weder mit Renner noch mit Pam Pam beschieden.

Eingangsbereich eines Meinl-Geschäftes mit Logo

picturedesk.com/Ernst Weingartner

Die Wurzeln der Julius Meinl AG reichen bis ins Jahr 1862 zurück

Gescheiterter Versuch

Renner war ab 1979 der Versuch, auch im Diskonter-Bereich zu reüssieren. Letztlich wurden die 20 Filialen 1990 an Spar veräußert. Pam Pam sollte als „Hypermarkt“ wiederum am anderen Ende des Qualitätsspektrums positioniert werden. Doch bereits der französischen Kette Carrefour war Ende der 1970er Jahre mit diesem Konzept in Österreich wenig Erfolg beschieden gewesen. Und auch Meinl sah sich 1998 nach 26 Jahren und hohen Verlusten gezwungen, die Pam-Pam-Märkte zu verkaufen.

Konsum-Schild wird abmontiert

ORF

1995 erwarb Julius Meinl rund 70 KGM- und Konsum-Filialen

Zu dieser Zeit verschwand auch ein Name von der Bildfläche, der im Zuge der Zielpunkt-Pleite wieder auftauchte: LÖWA. Die Lebensmittelkette wurde 1967 gegründet und nur fünf Jahre später an die deutsche Unternehmensgruppe Tengelmann, bis 2010 im Besitz von Zielpunkt, verkauft. Zwar gab es bereits ab 1976 die ersten Zielpunkt-Filialen in Österreich, aber es sollte noch bis 1998 dauern, bis alle noch bestehenden LÖWA-Filialen umgebaut und umbenannt waren.

LÖWA-Markt

APA/Harald Schneider

LÖWA-Filialen gab es von 1967 bis 1998

Höchste Marktkonzentration Europas

Heute ist die Marktkonzentration im Lebensmittelhandel die höchste in ganz Europa. Dem Fachverband für Lebensmittel zufolge haben die drei großen Ketten REWE (Billa, Merkur, Penny, Bipa und ADEG), Spar und Hofer mehr als 85 Prozent Marktanteil. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Marktanteil der Top-Drei-Handelskonzerne bei 55 Prozent, in Ungarn bei 36 Prozent und in Russland gar nur bei zehn Prozent.

Nicht nur subjektiv gab es also früher mehr Vielfalt. Denn der Bundeswettbewerbsbehörde zufolge hielten 1975 die drei größten Bewerber – Konsum, die KHG-Gruppe (der Zusammenschluss der Greißler) und schon damals Spar – einen gemeinsamen Marktanteil von gerade einmal 43 Prozent.

Links: