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Polizei schritt ein

Etwa 200 Migranten aus Marokko, Algerien und Pakistan haben am Donnerstag versucht, die griechisch-mazedonische Grenze zu durchbrechen. Sie warfen Steine auf die Grenzpolizisten und rissen den Stacheldrahtzaun teilweise ein. Andere knieten nieder und riefen: „Wir wollen nach Deutschland.“

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Die Balkan-Staaten lassen seit einigen Tagen nur noch Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und Irak über die Grenze und nach Norden weiterreisen. Seitdem sind etwa 1.500 Menschen nahe der nordgriechischen Stadt Idomeni gestrandet. Mindestens fünf Flüchtlingen gelang es am Donnerstag, auf die mazedonische Seite zu gelangen, sie wurden aber von der Polizei wieder auf die griechische Seite zurückgedrängt und festgenommen. Polizisten in Kampfmontur und einige mit Sturmgewehren riegelten den auf etwa 40 Meter eingerissenen Grenzzaun ab.

Flüchtlinge in Mazedonien

APA/AFP/Robert Atanasovski

Manche Flüchtlinge hatten sich aus Protest über die verhinderte Einreise den Mund zugenäht

„Wir können nicht länger warten, letzte Nacht haben wir im Regen geschlafen“, sagte der 31-jährige Heritier Shabani, der aus der Demokratischen Republik Kongo stammt und nach eigener Auskunft vor etwa zehn Tagen auf der griechischen Insel Samos ankam. „Ich will dorthin, wo ich willkommen bin.“ Von den griechischen Behörden erhielten die Flüchtlinge keine Auskünfte, sagte Shabani. „Wenn es Busse gäbe, würden wir nach Athen zurückkehren, aber es gibt keine, jedenfalls nicht genug.“

Mehr Migranten mit gefälschten Pässen

Bei Gevgelija an der griechisch-mazedonischen Grenze wurden unterdessen seit der Einreisebeschränkung vermehrt Personen mit gefälschten Pässen entdeckt. Wie die Tageszeitung „Utrinski vesnik“ am Donnerstag berichtete, seien alleine am Dienstagnachmittag etwa 100 Personen aufgeflogen. Dem Blatt zufolge hätten diese Personen gefälschte Pässe aus Ländern vorgewiesen, deren Bürgern die Einreise gestattet ist, also Syrien, dem Irak und Afghanistan.

Polizist schlägt in Mazedonien auf einen Flüchtling ein

APA/AFP/Angelos Tzortzinis

Spannungen an der Grenze zu Mazedonien

Die Information wurde laut der Tageszeitung auch von einer Vertreterin des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) in Skopje bestätigt. Das Innenministerium teilte unterdessen mit, dass Personen, die gefälschte oder keine ordnungsgemäßen Ausweise hätten, die Einreise nicht gestattet würde. Vielmehr würden sie nach Griechenland abgeschoben.

Wetter lässt Flüchtlingszahlen deutlich sinken

Die Zahl der Neuankömmlinge in Mazedonien war in den letzten Tagen auch infolge der Witterungsverhältnisse in der Region stark zurückgegangen. Mehrere betroffene Länder meldeten am Donnerstag ein deutliches Sinken der Flüchtlingszahlen im Vergleich zu den vergangenen Wochen. Auch die Westbalkan-Länder meldeten eine deutliche Reduktion bei der Zahl der Ankommenden.

Am Mittwoch kamen in Slowenien 2.070 Flüchtlinge aus Kroatien an, am Tag zuvor waren es noch dreimal so viele gewesen. Kroatien zählte unterdessen am Mittwoch nur noch 1.800 Neuankünfte aus Serbien. Ähnlich stellte sich die Lage in Serbien und Mazedonien dar. Bis Mittag wurden im südserbischen Presevo laut dem staatlichen TV-Sender RTS nur einige hundert Neuankömmlinge registriert. Am Mittwoch gab es insgesamt etwa 1.000 Flüchtlinge, teilte ein Vertreter des städtischen Roten Kreuzes mit.

Einreise nach Deutschland weiter ungebrochen

In Deutschland stiegen die Flüchtlingszahlen hingegen weiterhin unvermindert. Am Mittwoch stellten die Beamten der Bundespolizei laut Reuters allein 7.524 Neuankömmlinge fest, davon 6.054 an der österreichischen Grenze in Bayern. Von den Bundesländern wurden in diesem Jahr bis Ende vergangener Woche 900.000 Flüchtlinge registriert, wie die deutsche Regierung bestätigte. In diesem Monat gelangten rund 142.000 Personen nach Deutschland. Am Sonntag ist ein Sondergipfel der EU-Staats- und Regierungschefs mit der Türkei geplant. Dabei soll ein Aktionsplan für eine verstärkte Zusammenarbeit in der Flüchtlingskrise vereinbart werden.

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