Anteil rückläufig
Wegen der niedrigen Preise für Benzin und Diesel kaufen deutsche Autofahrer einer aktuellen Studie zufolge noch seltener Elektrofahrzeuge. „Alternative Antriebe werden trotz Klimadiskussion ausgesondert“, schrieb der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer in dem Papier.
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Etwa die Hälfte der neu zugelassenen Elektroautos seien Hersteller-, Händler- oder Mietfahrzeuge. „Die echten Neuwagenkäufer lassen sie aufgrund der höheren Preise und aufgrund des billigeren Treibstoffs immer stärker links liegen.“ Der Anteil von Fahrzeugen mit Elektro-, Hybrid- oder Gasantrieb an den Neuzulassungen sei seit 2013 kontinuierlich zurückgegangen.
In den ersten elf Monaten dieses Jahres habe er nur noch 1,5 Prozent betragen. „Übers Gesamtjahr 2015 hochgerechnet werden damit nur 16.600 Neuwagen mit alternativen Antrieben von Privatkäufern gekauft“, hieß es in dem Bericht des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen.
Skepsis gegenüber Regierungsplänen
Die deutsche Regierung hält dennoch an ihrem Ziel fest, bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf deutsche Straßen zu bringen. Dazu zählen aber auch Fahrzeuge mit anderen alternativen Antrieben wie Hybridautos, die sowohl Verbrennungs- als auch Elektromotor haben. Dudenhöffer sieht das Vorhaben äußerst skeptisch: Vielmehr werde sich der Negativtrend fortsetzen, da die Treibstoffpreise auch 2016 niedrig bleiben dürften.
Eine erhebliche Rolle spiele zudem der Steuervorteil für Diesel in Deutschland, so Dudenhöffer weiter. Die deutsche Regierung habe angesichts des niedrigen Dieselpreises - zuletzt kostete der Liter stellenweise weniger als einen Euro und damit so wenig wie seit gut zehn Jahren nicht - die „historische Chance“ verpasst, „die willkürlich niedrigere Besteuerung von Dieselkraftstoff schrittweise abzubauen“. Dabei trügen Dieselautos dazu bei, dass in vielen Großstädten mit hohen Stickoxidbelastungen die EU-Grenzwerte deutlich überschritten würden.
Umweltbundesamt will Vergünstigungen abschaffen
Das deutsche Umweltbundesamt teilt diese Kritik. „Ich bin dafür, den Dieselsteuersatz nach und nach dem von Benzin anzupassen“, so die Leiterin der Behörde, Maria Krautzberger. Als Grund nannte sie ebenfalls die erhöhten Stickstoffdioxidwerte in einigen Innenstädten. Krautzberger sprach sich dafür aus, zunächst nur die Nutzer privater Dieselfahrzeuge stärker zur Kasse zu bitten. Die Transportbranche sollte von der Steuererhöhung zunächst verschont bleiben.
Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes (UBA) würde es auch nach der geplanten Einführung neuer, realitätsnaher Abgastests bis 2025 oder 2030 dauern, bis der Stickstoffdioxidgrenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresmittel eingehalten wird. Die EU-Kommission hat wegen der Überschreitung von Grenzwerten für Feinstaub und Stickstoffdioxid (NO2) Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet.
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