Ein reisender Abenteurer
Ohne ihn wäre Mozart wohl nie so erfolgreich im Genre der italienischen Oper gewesen: Lorenzo da Ponte. Würde der Librettist im 21. Jahrhundert leben, wäre er zweifellos ein Star. Die Skandale um seine Person waren legendär wie die heutiger Filmstars, die Theater umlagerten ihn, weil er es vermochte, auch schwache Partituren zu publikumswirksamen Opern zu texten.
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Da Ponte kam aus ärmlichen Verhältnissen. Sein Vater war ein jüdischer Lederhändler im Ghetto von Vittorio Veneto. Er war es auch, der in zweiter Ehe eine Katholikin heiratete und die Taufe seiner Kinder initiierte, wodurch es Lorenzo - der damals noch Emanuele hieß - wiederum schaffte, sich eine umfassende Bildung anzueignen. Er entschloss sich, Priester zu werden und zog 1769 ins Priesterseminar von Portogruaro, wurde dort später Lehrer für Rhetorik und erhielt im März 1773 die Priesterweihe.
Noch im selben Jahr ging er nach Venedig, wo er sich in eine Patrizierin verliebte. Wegen seiner Ansichten über die Naturgesetze verlor er seine Stelle im nahe gelegenen Treviso, von der Republik Venedig wurde Da Ponte am 17. Dezember 1779 wegen Ehebruchs und Konkubinats mit einer verheirateten Frau für 15 Jahre aus dem venezianischen Gebiet verbannt. Auf Vermittlung des Dresdner Hofpoeten Caterino Mazzola kam er in Kontakt mit Antonio Salieri, der ihm eine Stelle am Wiener Hof verschaffte.
Geprägt vom geistigen und sozialen Klima der Serenissima Venedig und vom aufstrebenden Bildungsbürgertum, war ihm nicht nur der Aufstieg bis in die höchsten Kreise Wiens gelungen, sondern auch der in die Höhen der anerkanntesten Librettisten, und das wollte zur damaligen Zeit etwas heißen - zumal er sich seinen Aufstieg nicht immer leicht gemacht hatte.
Freundschaft mit Casanova
Da Ponte kannte die Großen seiner Zeit, die Dichter, Komponisten, Maler, auch die Regierenden. Sein Protektor in Wien war Kaiser Josef. Und Da Ponte verstand es, seine Beziehungen vor allem für seine Kunst zu nutzen. Er war es zum Beispiel, der es schaffte, den Kaiser zu überreden, ihm und Mozart doch den „Figaro“ zu erlauben, den dieser zuvor Schikaneder verboten hatte. Was ihm nicht nur Freunde einbrachte, wie sich denken lässt.
Durch den Umstand, dass er als geweihter Priester geheiratet hatte, ein enger Freund Casanovas war und - zu allem Überfluss - auch noch immer wieder politische Pamphlete veröffentlichte, musste er seine Wohnsitze häufig wechseln. Deshalb wurde er zu einem der Meistreisenden seiner Zeit: Paris, London, Dresden, Triest, Bologna, Florenz, Wien.
Finanzielle Misserfolge in New York
Am Ende wanderte er mit Frau und Kindern nach Amerika aus, wo er aber auch dreimal verhaftet wurde, weil er sich erfolglos als Buchhändler versucht hatte, und auch mit dem ersten Opernhaus New Yorks zu Grunde ging. Nicht aus Gründen des Misserfolgs - nein, das Theater kam gut an -, aber finanzielle Angelegenheiten waren noch nie sein Ding gewesen.
Deshalb gilt er heute als größter und vor allem erster Förderer der Oper in Amerika und hat darüber hinausgehend das Interesse an der italienischen Sprache und Lebenskultur geweckt. Ende November 1825 wurde der „Barbier von Sevilla“ als erste Oper in New York gegeben, im Mai 1826 „Don Giovanni“. Es war Da Ponte also vergönnt gewesen, den Erfolg seiner Werke erleben zu können.
Am 17. August 1838 starb Lorenzo da Ponte in seiner Wohnung. Drei Tag später wurde er mit einem imposanten Trauerzug zu Grabe getragen. Es sollte ihm ein würdiges Grabmal errichtet werden. Da aber der Plan dazu immer wieder verschoben wurde, war es rund 50 Jahre nach seinem Tod nicht mehr auffindbar.
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