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Mittlerweile eher stabil

Die Immobilienpreise in Wien haben in den vergangenen fünf Jahren enorm angezogen: Zwischen 2010 und 2015 verteuerten sich Eigentumswohnungen im Mittel um 51 Prozent, zeigt eine Auswertung des Immobilienportals Immowelt.at vom August. Die allgemeine Inflation lag im selben Zeitraum bei nur 9,7 Prozent.

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Anfang August kostete der Quadratmeter im Mittel laut Immowelt.at 3.986 Euro. Vor fünf Jahren lag der Quadratmeterpreis erst bei 2.634 Euro. Der stärkste Anstieg sei zwischen 2010 und 2011 mit einem Plus von 21 Prozent auf 3.178 Euro erfolgt. Seit 2014 sind die Preise laut Immowelt.at relativ stabil.

Preisverdopplung in Mariahilf

In mehreren Bezirken stiegen die Kaufpreise den Angaben zufolge um mehr als 80 Prozent, in Mariahilf sogar um 99 Prozent. Vor allem die Jahre vor 2013 seien für den großen Preisanstieg verantwortlich. Seither hätten sich die Wohnungen nur noch um insgesamt sechs Prozent verteuert. 2014 erhöhten sich die Preise im Schnitt um zwei Prozent.

Es gibt laut Immowelt.at kaum noch Bezirke, in denen die Wohnungspreise von 2014 auf 2015 noch im zweistelligen Prozentbereich stiegen. Dazu gehörten die Innere Stadt und Simmering mit einem Anstieg bis August um jeweils zehn Prozent auf 7.000 Euro bzw. 3.078 Euro pro Quadratmeter sowie Rudolfsheim-Fünfhaus mit einer Verteuerung um elf Prozent auf 3.579 Euro.

Auch „billige“ Bezirke stark verteuert

In den vergangenen fünf Jahren legten die Preise in Simmering und Rudolfsheim-Fünfhaus zwischen 80 und 90 Prozent zu. Auch Favoriten und Floridsdorf gehörten zu den Preistreibern. Viele Wohnungssuchende wichen in den vergangenen Jahren in die weniger teuren Bezirke aus.

Dennoch waren Simmering und Favoriten im August immer noch die günstigsten Bezirke mit im Schnitt 3.078 bzw. 3.141 Euro pro Quadratmeter. Nur etwas teurer als die beiden billigsten Bezirke waren Penzing mit 3.433 Euro und Ottakring mit 3.439 Euro. Der teuerste Bezirk war laut Immowelt.at die Innere Stadt mit einem Medianpreis von 7.000 Euro pro Quadratmeter, der zweitteuerste Neubau mit 4.859 Euro.

Ähnliche Entwicklung in Landeshauptstädten

Das Portal ImmobilienScout24 hatte vor Kurzem ebenfalls eine starke, wenn auch nicht so drastische Steigerung festgestellt. Seit 2010 legten demnach die Kaufpreise in Wien um 31 Prozent zu, die Mieten aber nur um acht Prozent. In den Landeshauptstädten gab es unterschiedliche Trends.

In Salzburg verteuerte sich der Erwerb von Immobilien in den vergangenen fünf Jahren um 40 Prozent, Mietwohnungen kosten um 13 Prozent mehr. In Innsbruck kommt Kaufen jetzt um 30 Prozent teurer als 2010, die Mieten kletterten um neun Prozent. In Bregenz stiegen die Kaufpreise für Wohnimmobilien im selben Zeitraum um 39 Prozent auf im Schnitt 3.108 Euro pro Quadratmeter, die Mieten um acht Prozent. Eigentum in Graz verteuerte sich um 20 Prozent auf 2.724 Euro pro Quadratmeter, Mietwohnungen um acht Prozent.

Mieten sinnvoller?

In Klagenfurt und Linz sind die Mieten der heuer auf dem Markt angebotenen Wohnungen im Vergleich zu 2010 sogar gesunken - um jeweils fünf Prozent. Dafür verteuerte sich Eigentum in der Kärntner Landeshauptstadt um 22 Prozent auf durchschnittlich 2.416 Euro pro Quadratmeter, in Linz stiegen die Immobilienpreise in den vergangenen fünf Jahren am geringsten - mit einem Plus von acht Prozent auf 3.033 Euro pro Quadratmeter.

In Wien stelle sich die Frage, ob man rund 300.000 Euro für eine durchschnittliche Eigentumswohnung ausgeben möchte oder eine vergleichbare Immobilie für denselben Betrag 31 Jahre lang mieten soll. Auch in Salzburg hätte man die Mietausgaben erst nach 31 Jahren herinnen, geht aus dem Kauf-Miet-Indikator von ImmobilienScout24 hervor. Darin nicht berücksichtigt sind die Kreditkosten. Instandhaltungs- und Betriebskosten sind auch nicht enthalten, fallen aber bei Miet- und Eigentumswohnungen gleichermaßen an.

„Preise ausgereizt“

Derzeit scheint die rasante Preisentwicklung einigermaßen gestoppt. Kein Preisrutsch nach unten und oben ist laut Expertenmeinung für 2015 zu erwarten, maximal ein moderater Anstieg. „Die Preise sind ausgereizt“, sagte Georg Edlauer, Obmann des Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder der Wirtschaftskammer (WKÖ), Ende Juni bei einer Pressekonferenz in Wien. Schlechte Neuigkeiten gibt es für die Speckgürtel von Wien.

Zwar bremsten sich die Grundstücks- und Wohnpreise wieder ein, aber das Preisniveau bleibt sehr hoch. Edlauer wies darauf hin, dass gerade in Wien zu wenig gebaut werde, und sprach von 4.000 Wohnungen, die jährlich fehlen würden. Das könnte zu weiteren Preissteigerungen führen. Penthäuser habe man genug, es brauche Wohnungen für Singles und kleine Familien, so Reinhold Lexer, stellvertretender Fachverbandsobmann.

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