Nachhaltigeres Wirtschaftsmodell
Chinas Präsident Xi Jingping hat ein neues Wachstumsziel ausgegeben: In den nächsten fünf Jahren soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Volksrepublik jährlich „mindestens um 6,5 Prozent“ wachsen, erklärte Xi laut der Nachrichtenagentur Xinhua Anfang November. Darunter dürfe das Wachstum nicht fallen, damit weiterhin eine Verdopplung des BIP von 2010 bis 2020 und des Pro-Kopf-Einkommens gewährleistet sei.
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Diese beiden Ziele seien bei einer Sitzung von führenden Mitgliedern der Kommunistischen Partei vergangene Woche bestätigt worden, die am nächsten Fünfjahresplan für die Jahre 2016 bis 2020 arbeiten. Bisher galten sieben Prozent Wachstum als Ziel. Doch auch ein jährliches Plus von mindestens 6,5 Prozent könne dafür sorgen, die 70,17 Millionen Chinesen in ländlichen Gebieten, die im vergangenen Jahr in Armut lebten, aus dieser Lage zu befreien, zitierte Xinhua den Staatschef.
Wachstum fiel unter sieben Prozent
Das Wirtschaftswachstum des Landes war im dritten Quartal erstmals seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 unter die Siebenprozentmarke gefallen. Von Juli bis September legte das BIP nur um 6,9 Prozent zu. Bereits im vergangenen Jahr war das Wirtschaftswachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt auf offiziell 7,3 Prozent zurückgefallen, den schwächsten Wert seit 25 Jahren. In den ersten beiden Quartalen dieses Jahres legte das BIP laut Statistikbehörde jeweils um sieben Prozent zu. Das von der Führung in Peking ausgegebene Ziel für das Gesamtjahr lautet „um die sieben Prozent“.
Heimischer Konsum und Dienstleistungen im Fokus
Allerdings versucht Chinas Staatsführung derzeit auch, ein nachhaltigeres Wirtschaftsmodell zu schaffen - und nimmt dafür auch geringeres Wachstum in Kauf. Im Mittelpunkt des neuen Fünfjahresplans stehen strukturelle Reformen. Chinas Wirtschaft soll sich künftig weniger auf Investitionen und Exporte stützen und stärker auf heimischen Konsum und Dienstleistungen. Auch der Umweltschutz soll eine größere Bedeutung erhalten.
Der bisherige Fokus lag auf Wachstum, die Abhängigkeit der chinesischen Industrie von billiger, klimaschädlicher Kohle rückte dabei lange in den Hintergrund. „Die Regierung sollte auf eine Einschränkung der Kohle setzen, um die Umstellung der Wirtschaftsstrukturen voranzutreiben“, schrieb im Oktober nun der Energieexperte Lin Boqiang in der Regierungszeitung „China Daily“.
Relikt aus Zeit vor Marktreformen
Der Fünfjahresplan für den Zeitraum 2016 bis 2020 muss im März vom Volkskongress abgesegnet werden. Erstellt werden diese Fünfjahrespläne seit der Gründung der Volksrepublik China 1949. Sie sind zwar noch ein Relikt aus der Zeit, bevor Marktreformen eingeleitet wurden, die Hunderte Millionen Menschen aus der Armut befreiten. Doch auch heute noch liefern die Pläne Leitlinien für die Steuerung des Landes und seiner Wirtschaft.
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