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Bereits Nummer zwei auf Weltmarkt

Die ersten Elektroautos sollen bereits 2017 vom Band laufen - viel mehr als der Name Faraday Future, einige Skizzen und die Ankündigung eines milliardenschweren Fabriksbaus in den USA ist bisher allerdings nicht bekannt. Beobachter sehen in dem zuletzt bekanntgewordenen Projekt dennoch ein ernstzunehmendes Vorhaben. Die Spur führe nach China, und Hintergrund dafür sei auch Pekings neuer Fünfjahresplan.

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Die Förderung und Entwicklung von Elektromobilität sei in den ab 2016 in Kraft tretenden Wirtschaftsvorgaben ein Bereich, der als „strategisch“ wichtig hervorgehoben wird, wie das Onlineportal Yaleglobal berichtete. Mit einem verstärkten Fokus auf als „aufstrebend“ betrachtete Industriebereiche geht es Chinas kommunistischer Führung um die Absicherung der hochgesteckten wirtschaftlichen Ziele - Stichwort Verdoppelung der Wirtschaftsleistung und Einkommen bis 2020.

Schanghai will Verkäufe verzehnfachen

E-Autos spielen in Chinas Masterplan aber auch als Maßnahme zur Entlastung der chronisch smoggeplagten chinesischen Metropolen eine tragende Rolle. Bereits jetzt steigt die Zahl verkaufter E-Autos in China rasant und lag im Vorjahr laut „Telegraph“ bei 78.499 Stück. Im Vergleich zu den Verkaufszahlen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren (2014 über 23 Millionen, Anm.) ist das E-Auto allerdings auch in China noch nicht mehr als ein Nischenprodukt - das politische Ziel von fünf Millionen E-Autos bis 2020 erscheint in weiter Ferne.

Im Ranking der wichtigsten Hersteller von Elektrofahrzeugen hat China im Juli dieses Jahres aber bereits erstmals Deutschland überholt und liegt laut dem Electric Vehicle Index (EVI) hinter Japan nun auf Platz zwei. Dazu kommen weiter im Aufbau befindliche staatliche Förderprogramme - in Schanghai ist Reuters zufolge etwa für 2016 eine Verzehnfachung der Verkäufe angepeilt.

Gewagte These: Tage für Verbrennungsmotor gezählt

Über E-Mobilität und damit „eines der heißesten Themen der Automobilindustrie“ werde mittlerweile nicht mehr bloß geredet, sagte in diesem Zusammenhang etwa Jochen Goller vom Joint Venture BMW Brilliance gegenüber dem „Telegraph“. Mit Blick auf Chinas Automarkt sprach zudem Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn von einem „Megatrend“.

Auf die nun noch stärker auf die Förderung elektrisch angetriebener Fahrzeuge zugeschnittene chinesische Industriepolitik reagierte zuletzt auch Hyundai. Bereits im kommenden Jahr sollen in China die ersten Hybridmodelle vom Band laufen, so Hyundai-Chef Chung Moo Koo laut „Korea Times“ - in der Folge soll die Produktion „zügig“ ausgebaut werden. Auch für Experten ist eine rasche Ausbreitung von E-Autos in Chinas Großstädten bereits ausgemachte Sache. Was fehlt, sind derzeit zwar noch massentaugliche Modelle - im Kampf gegen Smog & Co. sind laut „Spiegel“ die Tage von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor in Chinas Städten möglicherweise dennoch bereits gezählt.

„Angriff der Tesla-Klone“

Auf diese Entwicklung setzt dem deutschen Nachrichtenmagazin zufolge nun offenbar auch Neueinsteiger Faraday Future, hinter dem unter anderem die Wirtschaftsplattform Bloomberg den chinesischen Milliardär Jia Yueting vermutet. Genannt wurde in diesem Zusammenhang aber auch der chinesische Unternehmer Lu Guanqiu, dem nach der Übernahme des insolventen E-Auto-Herstellers Fisker (nun Karma, Anm.) ehrgeizige Pläne nachgesagt werden.

Mit einem reinen E-Auto sorgte bei der diesjährigen Automobilmesse in Frankfurt (IAA) zudem der Neueinsteiger Thunder Power aus Taiwan für Aufsehen - dem Onlineportal Wired zufolge handelte es sich allerdings nur um eines von vielen Klonen des US-Herstellers Tesla, die sich mittlerweile auf dem chinesischen Markt tummeln. Dem „Angriff der Tesla-Klone“ (Zitat Wired) liegt wohl ebenfalls die chinesischen Förderungspolitik zugrunde: Diese zielt auf heimische Produkte - nicht in China produzierte Fahrzeuge werden von Subventionen und etwaigen Steuervorteilen ausgeschlossen.

Wohl auch aus diesem Grund gab vor Kurzem etwa der US-Elektroautohersteller Tesla Pläne für eine Produktionsstätte in China bekannt. Dass bei Faraday Future ein solcher Plan bereits in den Schubladen liegt, würde wenig verwundern - zunächst gilt es aber, in der rund um ein früheres Nissan-Forschungszentrum im kalifornischen Gardena mit dem Know-how aus dem Westen gebauten Fabrik, überhaupt in das Geschäftsfeld einzutreten.

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