Geheimnisvolles Geschäftsgebaren
Die US-Firma Faraday Future (FF) will nach eigenen Anhaben die Elektroautobranche mit einem innovativen Konzept revolutionieren. Zu Details hüllt sich das Unternehmen aber in Schweigen. Weder konkrete Entwürfe noch Angaben zur Finanzierung wurden bisher vorgelegt. Nur eines ist klar: Das Start-up war in den letzten Monaten damit beschäftigt, die klügsten Köpfe der Branche für sich zu gewinnen.
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Mit geballtem Wissen in Form erfahrener Mitarbeiter will es E-Neueinsteiger FF an die Spitze schaffen. Schon 400 Spitzenkräfte wurden angeheuert, Ende des Jahres sollen es 500 sein. Unter den Abgeworbenen sind dabei allein vier hochrangige Tesla-Mitarbeiter, auch Experten von BMW, Audi, Mercedes, SpaceX, Ferrari, Lotus und Lamborghini sowie Tech-Spezialisten von Google, Facebook und Space X stehen auf der Gehaltsliste des jungen Unternehmens.
Erstes Fahrzeug für 2017 angekündigt
Schon 2017 will das Start-up mit Sitz in einer ehemaligen Forschungsanstalt von Nissan in Kalifornien ein erstes Elektrofahrzeug vorstellen, verdächtig schnell für einen Neueinsteiger. Zum Vergleich: Konkurrent Tesla benötigte fünf Jahre, um das erste Fahrzeugkonzept zur Marktreife zu bringen.

instagram.com/faradayfuture
Bisher finden sich auf der Website nur mysteriöse Andeutungen
Neben dem fachkundigen Personal scheint FF auch zahlungskräftige Investoren an Bord zu haben. Zuletzt wurde der Aufbau einer eigenen US-Produktion für eine Milliarde Dollar angekündigt. Woher das Kapital kommt, verrät FF nicht. Das befeuert die Gerüchteküche um eine Verbindung zu dem US-Konzern Apple, der ja bekanntlich über jede Menge Bargeldreserven verfügt (194 Mrd. Euro waren es mit Stand Mai 2015) hat.
Stärkerer Akku, Abomodell statt Kauf
Was genau in der neuen Werkshalle produziert werden soll, liegt bis auf ein paar mysteriöse grafische Andeutungen noch im Dunkeln. FF hat sich allerdings ambitionierte Ziele gesetzt. Man arbeite nicht nur an einem Fahrzeug, sondern an einer ganzen Modellreihe, so die Firma auf ihrer Website. „Wir wollen das erste Auto entwickeln, bei dem sich die Fahrenden auch nach stundenlangen Staus besser fühlen“, so eine Designerin im Gespräch mit dem US-Wirtschaftsmagazin. Der Akku des neuen E-Fahrzeugs (98 kWh) soll dabei laut Ankündigung das aktuell stärkste Model S von Tesla (90 kWh) übertreffen.
Auch die Art und Weise, wie Autos verkauft werden, möchte FF nach eigenen Angaben revolutionieren. Das Unternehmen will seine E-Autos nicht nur verkaufen, sondern auch vermieten oder von vornherein über Carsharing oder auch ein Abosystem nutzbar machen. „Was wäre, wenn du ein Autos kaufst, aber dafür gleich fünf verschiedene Arten von Wagen nutzen kannst?“ so Page Beermann, früher Exterieurdesigner bei BMW und jetzt bei FF.
Tesla-Gründer beklagt Abwerben
Manches spricht für die Vermutung, Apple könnte hinter FF stecken oder zumindest mit dem Unternehmen kooperieren. Offenbar warb Apple zuletzt massiv Mitarbeiter von Tesla ab. Erst Anfang Oktober ätzte Tesla-Gründer Elon Musk: „Sie stellen Leute ein, die wir rausgeworfen haben. Wir nennen Apple scherzhaft immer ‚Teslas Friedhof‘,“ so Musk im Gespräch mit dem deutschen „Handelsblatt“. Wer es nicht bei Tesla schaffe, arbeite stattdessen für Apple, so Musk, der derzeit seinen neuen Elektro-SUV Modell X bewirbt. „Ich scherze nicht.“
Apple-Manager bei Magna Steyr?
Der Apple-Konzern arbeitet laut Berichten unter der Bezeichnung Projekt Titan selbst an einem Elektroauto. Dieses soll voraussichtlich 2019 fertiggestellt sein. Apple-Chef Tim Cook soll dafür etwa im Sommer das BMW-Werk in Leipzig besucht haben, um sich Anregungen beim Modell BMW i3 zu holen. Offizielle Informationen gibt es von Apple wie gewohnt nicht, aber genau das gehört als Markenzeichen zum Marketingkonzept des Konzerns.
Auch der heimische Zulieferbetrieb Magna Steyr soll Anfang des Jahres Besuch von Apple-Managern bekommen haben. Das Unternehmen forscht im Bereich Elektrofahrzeuge und könnte damit genau Apples Anforderungen entsprechen. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es jedoch weder von der einen noch von der anderen Seite. Kurz danach wurde bekannt, dass Magnas Speichersparte, die unter anderem Akkus für Tesla liefert, an die südkoreanische Samsung-Tochter SDI verkauft wurde.
Gerüchte über Einstieg von IT-Milliardär aus China
Neben Apple taucht noch ein weiterer Name in den medialen Spekulationen rund um FF immer wieder auf. Dabei handelt es sich um den chinesischen IT-Milliardär Jia Yueting, den Vorsitzenden und Gründer des erfolgreichen Videoportals Leshi TV (LeTV), der bereits Ende 2014 seinen Einstieg in die E-Autobranche ankündigte. Das US-Magazin „Forbes“ etwa vermutet ihn hinter der Finanzspritze für FF. China gilt in absehbarer Zeit als einer der vielversprechendsten Märkte für Elektrofahrzeuge.

Corbis/Imaginechina
Jia Yueting gilt als Steve Jobs Chinas und kleidet sich auch gern so
Yueting, der als Steve Jobs von China gilt und sich auch gern dessen Stil mit schwarzem Langarmshirt, Jeans und Turnschuhen kleidet, erklärte bei der Ankündigung, seine Entwicklung solle besonders innovativ und dabei sehr preiswert werden. Mehrere Touchscreens würden das traditionelle Armaturenbrett ersetzen, zudem solle der Wagen selbstständig fahren und parken können - allesamt Ziele, denen sich auch Apple und FF verschrieben haben. Bis die Rätsel um FF geklärt sind, werden sich Kunden wie Konkurrenten angesichts der Geheimniskrämerei aber wohl noch zwei Jahre gedulden müssen.
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