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Künstler hinterlässt 15 Kinder

Der österreichische Maler Ernst Fuchs ist Montagfrüh im Alter von 85 Jahren gestorben. Der Künstler mit dem Vollbart und dem markanten Käppchen galt als einer der Mitbegründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus.

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Fuchs verstarb laut einer Aussendung seiner Familie im Wiener Sophienspital an Altersschwäche. Engste Familienmitglieder seien anwesend gewesen, als der Künstler „friedlich einschlafen konnte“. Seinem Wunsch gemäß werde Fuchs auf dem Hütteldorfer Friedhof bestattet - der Termin werde bekanntgegeben, sobald er feststeht.

Porträts von Ernst Fuchs

privat

Zweimal verewigte sich Fuchs bei Besuchen im Parkhotel am Tristacher See (Osttirol) mit einem gezeichneten Selbstporträt. Gegenüber stehen einander hier Einträge aus dem Jahr 2007 und, zuletzt, 2014, als er sich im Sommer für ein Zusammentreffen mit seinem Freund Jos Pirkner ins Bild setzte.

Fuchs hinterlässt 15 Kinder und „ein großes künstlerisches Werk als Maler, Bildhauer, Dichter, Designer und Komponist“, würdigte ihn seine Familie. „Sein Optimismus, seine Spontanität und Großzügigkeit hat Generationen von Künstlern und Freunden inspiriert und wird uns immer in Erinnerung bleiben.“

Künstlerfreundschaft mit Dali

Fuchs wurde am 13. Februar 1930 in Wien als einziges Kind eines jüdischen Altwarenhändlers und einer katholischen Näherin geboren. Er begann mit 15 Jahren als „Wunderkind“ sein Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Albert Paris Gütersloh. Inspiriert von der altmeisterlichen Malerei, dem Jugendstil und den Surrealisten schuf er von religiösen und mythologischen Motiven dominierte Traumlandschaften und Visionen.

In der Tradition der Alten Meister

In den 1960er Jahren gelang Fuchs der internationale Durchbruch. Seine Themen und seine Maltechnik standen in der Tradition der Alten Meister.

1948 gründete Fuchs mit seinen Studienkollegen Anton Lehmden, Arik Brauer und Güterslohs Sohn Wolfgang Hutter sowie dem knapp 15 Jahre älteren Rudolf Hausner die Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Im selben Jahr reiste er erstmals nach Paris, wohin er 1950 für zwölf Jahre übersiedelte. In dieser Zeit unternahm Fuchs zahlreiche Reisen nach Italien, Spanien, England und in die USA und lernte Künstler wie Salvador Dali, Giorgio de Chirico und Jean Cocteau kennen. Er etablierte sich als herausragender Grafiker und entdeckte den Zyklus als Form.

Auf der Suche nach dem „verschollenen Stil“

Auf der Suche nach archetypischen Urbildern - dem „verschollenen Stil“ - experimentierte er auch mit verschiedenen Drogen. 1957 zog er sich für Monate in das Kloster Dormitio bei Jerusalem zurück und begann eine monumentale „Abendmahl“-Darstellung, an der er jahrzehntelang arbeitete.

1966 veröffentlichte er das Buch „Architectura caelestis. Die Bilder des verschollenen Stils“ - eine der wichtigsten programmatischen Schriften aus dem Kreis der Phantasten, worin er gegen die „Pest des Rationalismus und des Konstruktivismus“ anschrieb. Ziel sei dabei „all der herrliche Kitsch, den die Maschinenpuritaner verboten haben“, gewesen.

Vom Maler zum Künstler

In den 1970er Jahren begann Fuchs auch im Bereich Innenarchitektur und Design sowie Film und Bühne (Opern- und Ballettausstattungen) zu arbeiten. 1972 kaufte er eine von Otto Wagner entworfene Villa in Wien-Hütteldorf, die er restaurierte und aufwendig umgestaltete.

Otto-Wagner-Villa (Wien)

Welleschik unter cc by-sa

Die Otto-Wagner-Villa in Wien

1988 wurde die Villa als Privatmuseum und Sammlung Ernst Fuchs eröffnet, die auch Sitz der Ernst-Fuchs-Privatstiftung ist. Seit damals lebte der 15-fache Vater in Monte Carlo und wohnte, wenn er zu Besuch in Wien weilte, im Hotel. Weit über 100 Einzelausstellungen in aller Welt zählte der geschäftstüchtige Künstlerfürst. Er beschäftigte sich neben seinen Gemälden, Skulpturen, Grafiken, Gedichten, Liedern und Buchillustrationen auch mit zahlreichen Architektur- und Skulpturprojekten für den öffentlichen Raum - so etwa die Apokalypse-Kapelle in der Stadtpfarrkirche St. Aegyd in Klagenfurt, ein monumentales Werk, an dem er über 20 Jahre arbeitete.

Vielfach ausgezeichnet

2000 wurde Fuchs der französische Orden eines „Officier dans l’Ordre des Arts et des Lettres“ verliehen, 2009 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse, 2010 folgte das Goldene Verdienstzeichen der Stadt Wien. Unter dem Titel „Phantastisches Leben - Erinnerungen“ veröffentlichte Fuchs bereits 2001 seine Memoiren.

Zu seinem 80. Geburtstag war sein Werk in der Schau „Die phantastische Sammlung“ im Wiener Palais Palffy zu sehen. Dort eröffnete der Künstler 2013 auch die Akademie für visionäre Kunst - eine private Kunstschule, die mit „kontemporären Trends“ der Kunstausbildung brechen und zu „klassischen akademischen Malmethoden“ und altmeisterlichen Techniken zurückkehren will.

Archivbild aus dem Jahr 2004: Bundespräsident Thomas Klestil überreicht dem Maler Ernst Fuchs das Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst

APA/HBF/Tacic

Im Jahr 2004 erhielt Fuchs das Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst vom damaligen Bundespräsidenten Thomas Klestil

Zuletzt geriet Fuchs durch seine Scheidung von seiner seit 30 Jahren getrennt lebenden Ehefrau Eva und die anschließende Verlobung mit seiner Muse Uta Saabel sowie durch einen Kunstdiebstahl aus einem Depot in die Schlagzeilen.

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