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Erste Touristen ausgeflogen

Großbritannien will nach nach dem Absturz eines russischen Passagierflugzeugs über dem Sinai Tausende in Scharm al-Scheich festsitzende Touristen nach Hause bringen. Allerdings konnten am Freitag zunächst nur insgesamt acht Flüge starten. Ursprünglich geplant waren 29 Verbindungen, wie der ägyptische Minister für zivile Luftfahrt, Hussam Kamal, am Freitag erklärte.

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Ihm zufolge verweigerte Ägypten der britischen Luftfahrtgesellschaft easyJet zusätzliche Flüge, weil die Kapazität des Flughafens in dem Badeort nicht ausreiche. EasyJet habe 18 Reisen zur selben Zeit geplant, das Gepäck aber zurücklassen wollen, sagte Kamal weiter. Die große Menge an Gepäck behindere jedoch den reibungslosen Betrieb des Flughafens.

Landungen von Maschinen britischer Airlines in dem ägyptischen Badeort seien derzeit ausgesetzt, hatte die Fluggesellschaft zuvor mitgeteilt. Es werde „auf höchster politischer Ebene gesprochen“, um das Problem zu lösen. Freitagmittag starteten die ersten zwei easyJet-Maschinen. An Bord waren dem Unternehmen zufolge rund 340 Passagiere.

Zusätzliche Kontrollen

Der BBC zufolge könnten Probleme mit der zeitlichen Organisation der Starts und Landungen in Scharm al-Scheich das Problem sein. Die Flüge nach Großbritannien waren am Mittwoch aus Sicherheitsgründen gestoppt worden. Neben easyJet unterhalten Thomas Cook Airlines, Monarch, British Airways und Thomson Direktverbindungen dorthin. Andere Fluglinien scheinen zunächst nicht von Landeproblemen betroffen zu sein.

320 Österreicher in Ägypten

Auch 320 Österreicher sind in Scharm al-Scheich auf Urlaub. Von ihnen habe sich aber noch keiner bei der österreichischen Botschaft gemeldet, um frühzeitig abzureisen.

Die Fluggesellschaft Monarch teilte mit, dass ihre fünf geplanten Flüge voraussichtlich stattfinden würden. Auch British Airways erklärte, es laufe alles nach Plan. Der britische Botschafter in Ägypten, John Casson, sagte in Scharm al-Scheich, es gebe zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen, die einen sicheren Heimflug ermöglichten. Am Samstag würde ein Flug von FlyNiki nach Österreich gehen. Der Flug werde derzeit aber noch evaluiert, hieß es zu Mittag in der ZIB.

Britische Sicherheitsexperten sind in Scharm al-Scheich, um zusätzliche Kontrollen durchzuführen. „Die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen beinhalten, dass die Passagiere nur Handgepäck mitnehmen dürfen und das andere Gepäck separat transportiert wird“, sagte eine Sprecherin von Premierminister David Cameron am Freitag.

Cameron: Bombe „zunehmend wahrscheinlich“

Die britische Regierung sieht es nach Worten des britischen Premierministers David Camerons als „zunehmend wahrscheinlich“ an, dass die A321 einer russischen Fluglinie am Samstag über der Sinai-Halbinsel durch eine Bombe zerstört wurde. Dabei kamen alle 224 Passagiere ums Leben. Die britische Regierung berief sich unter anderem auf Geheimdienstinformationen.

Britische Touristen am Flughafen Sharm el-Sheikh

APA/EPA/Khaled Elfiqi

Viele Touristen versuchen, so rasch wie möglich nach Hause zu fliegen

US-Präsident Barack Obama blieb in seiner Einschätzung am Donnerstagabend in einem Interview des Rundfunksenders Kiro/CBS vorsichtiger als Cameron: „Ich denke, es gibt eine Möglichkeit, dass eine Bombe an Bord war. Und wir nehmen das sehr ernst.“ „Es gibt ein eindeutiges Gefühl, dass es ein Sprengkörper war, der im Gepäck oder anderswo im Flugzeug versteckt wurde“, zitierte der Sender CNN am Donnerstag einen namentlich nicht genannten Vertreter der US-Regierung. Es gebe aber keine belastbaren oder bestätigten Geheimdienstberichte für eine spezifische Bedrohung vor dem Absturz. Die US-Geheimdienste seien noch zu keinem Ergebnis gekommen.

Medien: Agenten hörten IS-Extremisten ab

Ein gemeinsamer Einsatz britischer Agenten und ihrer US-Kollegen brachte indes nach Informationen der Zeitung „The Times“ die Erkenntnisse, die auf eine Bombe als Ursache schließen lassen. Die Agenten hätten Satelliten eingesetzt, um die elektronische Kommunikation zwischen Extremisten der Organisation Islamischer Staat (IS) in Syrien und in Ägypten abzufangen, berichtet die Zeitung (Freitag-Ausgabe).

„Der Ton und der Inhalt der Mitteilungen überzeugten die Experten, dass eine Bombe von einem Passagier oder von einem Mitglied des Flughafenpersonals an Bord gebracht wurde“, hieß es in dem Bericht, der keine Quellen für seine Informationen nennt. Laut BBC erhielt die britische Regierung Hinweise darauf, dass eine Bombe im Frachtraum war.

Kairo und Moskau bezweifeln IS-Anschlag

Der russische Airbus A321 war Samstagfrüh kurz nach dem Start in Scharm al-Scheich auf dem Weg nach St. Petersburg über der Sinai-Halbinsel abgestürzt. Alle 224 Insassen, großteils russische Urlauber, starben. Nach Angaben russischer Ermittler brach die Chartermaschine der russischen Fluggesellschaft Kogalimawija, die unter dem Namen Metrojet fliegt, in der Luft auseinander.

Über die Ursache des Absturzes werden seither die verschiedensten Vermutungen angestellt. Der ägyptische IS-Ableger hatte am Mittwoch erneut erklärt, er habe die Maschine zum Absturz gebracht. Ägyptische und russische Behörden bezweifeln das. Sie weisen darauf hin, dass der IS auf der Sinai-Halbinsel nicht über entsprechende Waffen verfüge.

„Kommersant“: Keine Fortschritte durch Auswertung

Die Auswertung des Flugschreibers soll Moskauer Medien zufolge bisher nicht die erhofften Fortschritte gebracht haben. Die Aufzeichnungen hätten gezeigt, dass alle Systeme des Airbus A321 bis zum „Ereignis“ intakt gewesen seien, sagte ein namentlich nicht genannter Experte der russischen Tageszeitung „Kommersant“ (Freitag-Ausgabe). Etwa 20 Minuten nach dem Start sei die Aufzeichnung abrupt abgebrochen. Möglicherweise seien bei der Abtrennung des Hecks alle Kabel abgerissen worden, die die „black box“ mit Sensoren verbinden.

Russischer Ermittler bei der Absturzstelle

Reuters/Mohamed Abd El Ghany

Ermittler untersuchen Wrackteile

Fraglich sei, ob der Stimmenrekorder hilfreicher sein könne, sagte der Experte. Falls das Flugzeug in wenigen Sekunden zerstört worden sei, hätten die Piloten vermutlich nicht reagieren können. Zudem sei der Stimmenrekorder am Absturzort beschädigt geborgen worden. Das Abhören könne daher länger dauern.

Eine russische Militärmaschine brachte am Freitag Überreste der Opfer nach Moskau. An Bord der Maschine waren auch 19 Mitglieder eines russischen Bergungs- und Ermittlungsteams, das am Unglücksort im Einsatz war.

Lufthansa umfliegt Sinai weiterhin

Belgien rät unterdessen von Reisen nach Scharm al-Scheich ab. Es gebe keine ausreichenden Garantien für die Sicherheitskontrollen auf dem dortigen Flughafen, sagte Außenminister Didier Reynders. „Wir kennen noch nicht die Ergebnisse der Untersuchung“, sagte der Minister. Die belgische Gesellschaft Jetair kündigte an, drei Maschinen nach Scharm al-Scheich zu schicken. Auch sie nimmt allerdings ihre Passagiere nur mit Handgepäck an Bord.

Eine Grafik zeigt die Flugroute des russischen Flugzeugs bis zum Absturz

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/BBC/Flightradar24

Das französische Außenministerium riet den Bürgern ebenfalls davon ab, nach Scharm al-Scheich zu reisen, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Die Fluggesellschaften des Lufthansa-Konzerns fliegen bis auf Weiteres die Sinai-Halbinsel nicht mehr an. Die ägyptische Hauptstadt Kairo werde weiterhin angeflogen und sei von diesen Maßnahmen nicht betroffen, betonte die Lufthansa. Bereits seit Samstag umfliegen die Fluggesellschaften des Konzerns den Sinai.

Auch Irland stoppte vorerst den Start von Flugzeugen in Scharm al-Scheich. Irische Fluggesellschaften hätten entsprechende Anweisungen erhalten, hieß es von der irischen Luftfahrtaufsicht (IAA). Die niederländischen Fluggesellschaften fliegen bis Sonntag ebenfalls nicht mehr die ägyptische Urlaubsregion an.

Außenministerium: Partielle Reisewarnung

Die österreichische Botschaft in Kairo evaluiere stündlich die Situation. Das sagte Thomas Schnöll, Sprecher des Außenministeriums, am Donnerstag in Wien. Für Ägypten bestehen bereits partielle Reisewarnungen. Vor Reisen in den Nordsinai und in das Sahara-Gebiet wird ausdrücklich gewarnt. Für den Südsinai, eben für Scharm al-Scheich und Umgebung, besteht ein erhöhtes Sicherheitsrisiko. Man solle in den Tourismuszonen bleiben, sich an Hinweise der Hotels und Reiseveranstalter halten und nur bei bekannten Reiseveranstaltern buchen.

Schnöll empfahl generell, auf der Website des Außenministeriums eine Reiseregistrierung vorzunehmen. Das Ministerium weiß dadurch, wer in Krisengebiete fliegt. Reisende wiederum erhalten von der Botschaft eine SMS mit allen Kontaktdaten.

TV: USA fordern schärfere Kontrollen an Flughäfen

Die USA drängen einem Medienbericht zufolge auf strengere Sicherheitskontrollen an ausländischen Flughäfen. Betroffen seien einige Flughäfen mit direkten Verbindungen in die USA, berichtete der Sender ABC am Donnerstag. Das Heimatschutzministerium erwäge auch, die Gepäckkontrollen an US-Flughäfen zu verschärfen, meldete der Sender unter Berufung auf Luftfahrt- und Regierungsvertreter.

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