„Arroganz“ und „iron-ass“
Vor über zwei Jahrzehnten ist er selbst an der Spitze der USA gestanden. Nun könnte George Bush senior seinem Sohn Jeb in dessen Präsidentschaftswahlkampf zur Seite springen - indem er sich zu einer weiteren Bush-Präsidentschaft äußert. In einer neuen Biografie spricht er auch über die Regierungszeit seines Sohnes George W. und zieht gegen zwei der engsten Berater des damaligen Präsidenten ins Feld.
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Laut den Berichten mehrerer US-Medien, darunter die „New York Times“ und Fox News, geht der ehemalige US-Präsident hart mit dem damaligen Vizepräsidenten Dick Cheney und Ex-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld ins Gericht. Sie hätten der Regierung seines Sohnes George W. Bush „geschadet“, heißt es in dem kommende Woche erscheinenden Buch.
Für die Bioagrafie griff der renommierte US-Politikjournalist Jon Meacham nicht nur auf Audiotagebücher Bushs aus dessen Präsidentschaftszeit zurück. Er führte ebenso Interviews mit dem Altpräsidenten und dessen Frau Barbara. Und er ließ sich von Bush dabei auch erzählen, was dieser über die Regierungszeit seines Sohnes George W. von 2001 bis 2009 denke.
„Zum Hardliner geworden“
Und Bush holte ordentlich aus: Auf seiner Abrechnungsliste landete auch Cheney, obwohl ihn mit dem republikanischen Urgestein eine lange gemeinsame politische Geschichte verbindet. Immerhin diente der spätere Vizepräsident unter Bush senior als Verteidigungsminister. Doch Cheney habe sich verändert und sei „einfach zum Hardliner geworden“ – „ganz anders als der Dick Cheney, den ich kannte und mit dem ich arbeitete“, so Bush. Mögliche Schuldige für diese Veränderung hatte Bush auch zur Hand: Cheneys Frau und Tochter hätten ihn konservativer werden lassen, vermutete Bush.

Reuters/Larry Downing
Ob Cheney 2002 bereits wusste, dass die USA dem Irak im Jahr darauf den Krieg erklären würden?
Ganz besonders kritisierte der Altpräsident, dass Cheney als Vizepräsident seine eigenen Ziele verfolgt habe. „Es war ein großer Fehler, Cheney sein eigenes Außenministerium mitbringen zu lassen“, so der Vater des damaligen Präsidenten. Als „iron-ass“, bezeichnete Bush die Reaktion Cheneys nach den Angriffen auf das World Trade Center am 11. September 2001 - ein Ausdruck, der wohl am ehesten mit „eisenhart“ zu übersetzen ist. Er habe sich damals jenen unterworfen, „die um alles streiten wollten und versuchten, mit Gewalt einen Weg in den Nahen Osten zu finden“.
Kritik an der Rhetorik des Sohnes
Cheney gilt gemeinhin als einer der Väter des „Kriegs gegen den Terror“, den die USA infolge von 9/11 ausriefen und dessen Folgen die Welt bis heute beschäftigen. Das Gesicht zu diesem Krieg war freilich der damalige Präsident George W. Bush junior. Für den hat sein Vater zwar über weiter Strecken vor allem Lob über. Doch es sei die Schuld des Präsidenten gewesen, dass Regierungsmitglieder wie Cheney zu viel Macht erhielten.
Zugleich habe sich sein Sohn zu stark vor den Karren der Hardliner spannen lassen: „Ich finde die damalige Rhetorik teilweise bedenklich – ein Teil davon kam wahrscheinlich von ihm (Bush jr.), ein Teil von den Menschen um ihn herum. Hitzige Rhetorik bekommt ziemlich leicht Schlagzeilen, aber sie löst nicht unbedingt diplomatische Probleme.“
Der Vater hat auch ein ganz konkretes Beispiel für die fehlgeleitete Rhetorik seines Sohnes: die berüchtigte Rede von George W. zur Lage der Nation im Jahr 2002. In der Ansprache warnte der damalige Präsident das erste Mal vor einer „Achse des Bösen“ zwischen Irak, Iran und Nordkorea. Das habe „historisch erwiesen nichts genützt“, so Bush senior.
Rumsfelds „fehlende Demut“
Doch sein Sohn sei schlecht beraten gewesen, ließ der Altpräsident in den Interviews mit Meacham immer wieder durchklingen. Ein ganz besonders schlechter Einflüsterer war – wenn es nach Bush senior geht – der damalige Verteidigungsminister Rumsfeld.

Reuters/Kevin Lamarque
2003 hatte Verteidigungsminister Rumsfeld noch die US-Mehrheit hinter sich
„Ich mag nicht, was er getan hat, und ich glaube, er hat dem Präsidenten geschadet“, wird Bush in der Biografie zitiert. Ein „arroganter Zeitgenosse“ sei Rumsfeld gewesen, der für seine „fehlende Demut“ auch den Preis bezahlt habe, urteilte er über den langjährigen Verteidigungsminister seines Sohnes.
Wieder Kommentare zur Politik
Die beiden Attackierten hielten sich mit Antworten noch weitgehend zurück. Rumsfeld habe sich bisher geweigert, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen, hieß es sowohl bei Fox News als auch in der „NYT“. Und Cheney richtete lediglich aus, dass dies eben Bushs Sicht der Dinge sei. Seine Tochter und seine Frau hätten ihn jedenfalls nicht härter werden lassen. „Dorthin kam ich ganz von alleine“, so der ehemalige Vizepräsident gegenüber Fox News.
Dass der älteste lebende Ex-Präsident der USA nun so hart gegen ehemalige Berater seines Sohnes austeilt, mag manche überraschen. Es passt allerdings in das jüngste Bild. Nachdem sich der mittlerweile 91-Jährige über viele Jahre aus dem Politikgeschäft herausgehalten hatte, äußerte es sich in jüngster Zeit wieder vermehrt zu politischen Themen. Schließlich hat nun auch wieder ein enges Familienmitglied den Präsidentensessel im Visier.
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