Deutschland überraschend in Top Ten
Die Schweiz bleibt die „Mutter aller Steueroasen“. Sie ist laut „Schattenfinanzindex 2015“ der wichtigste Player in der Welt der Geheimhaltung, auch wenn das Land zuletzt auf internationalen Druck Zugeständnisse machen musste. Auf den Plätzen folgen Hongkong und die USA. Österreich hat sich vom 18. auf den 24. Platz verbessert. Jährlich gehen den Staaten durch Steueroasen Hunderte Milliarden Dollar für öffentliche Leistungen verloren.
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Vor allem Entwicklungsländer sind davon stark betroffen. Am meisten profitieren die OECD-Länder, denn viele der Schattenfinanzzentren liegen nicht - wie man vermuten könnte - auf karibischen Inseln, sondern sind OECD-Staaten oder werden von ihnen kontrolliert. Die Probleme mit Steueroasen könnten somit auch nur von den mächtigsten Staaten gelöst werden, meint Projektleiter Markus Meinzer vom internationalen Netzwerk Steuergerechtigkeit (Tax Justice Network, TJN) im aktuellen Report.
Großbritannien geheime Nummer eins
So scheint etwa Großbritannien mit Platz 15 zwar nicht unter den Top Ten auf, unterhält aber auf der ganzen Welt ein Netzwerk von Steueroasen - etwa auf den Cayman-Inseln, auf Bermuda, Jersey und den Britischen Jungferninseln. Inklusive ihrer abhängigen Gebiete wäre Großbritannien unangefochten die Nummer eins der weltweiten Schattenfinanzwirtschaft. Von großer und wachsender Bedeutung als intransparenter Finanzplatz ist Hongkong, das an zweiter Stelle gereiht ist. Die Kontrolle Chinas ermögliche es Hongkong, sich weitgehend von den globalen Transparenzinitiativen abzuschirmen.
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/Tax Justice Network/Attac/Schattenfinanzindex 2015
Sorgenkind USA
Auch die USA, die sich vom sechsten auf den dritten Platz verschlechtert haben, böten aufgrund der Größe ihres Offshore-Bereichs und der widerspenstigen Haltung in Fragen internationaler Zusammenarbeit mehr Anlass zur Sorge als andere Länder, heißt es. Ihnen wird Doppelmoral vorgeworfen: Wenn es um ihre eigenen Interessen gehe, seien die USA zwar Vorreiter, selbst würden sie aber nur wenige Informationen übermitteln.
Unter den Top Ten zu finden sind weiters Singapur, die Cayman-Inseln, Luxemburg, der Libanon, Deutschland, Bahrain und Dubai. Luxemburg hat sich nach der Aufgabe seiner Blockade der europäischen Transparenzinitiative im Negativranking von Rang zwei auf Rang sechs verbessert.
Der achte Platz für Deutschland dürfte für viele überraschend sein, zeigt aber, welch sicherer Hafen das Land für Schwarzgeld aus der ganzen Welt ist. Überdies blockiert Deutschland in der EU den öffentlichen Zugang zu länderspezifischen Unternehmensdaten. Bahrain und die Cayman-Inseln sind die einzigen Länder unter den Top Ten, die keine Einkommenssteuer kennen und somit eine starke Anziehungskraft für Offshore-Geschäfte besitzen.
Österreich stark verbessert
Österreich hat sich im Ranking stark verbessert und ist vom 18. auf den 24. Platz gewandert. Österreich habe bei vielen Transparenzinitiativen gezwungenermaßen seinen Widerstand aufgegeben, erläutern Martina Neuwirth vom Wiener Institut für internationalen Dialog und Zusammenarbeit (VIDC) und David Walch von attac Österreich. Obwohl der Index belege, dass die internationale Staatengemeinschaft in den letzten Jahren erste wichtige Schritte hin zu mehr Transparenz gesetzt habe, bleibe das globale Finanzsystem in weiten Teilen eine Transparenzwüste, kritisiert Projektleiter Meinzer.
Der Schattenfinanzindex wird seit 2009 alle zwei Jahre vom TJN mit Unterstützung von attac und dem VIDC veröffentlicht. Aktuell werden 92 Finanzzentren nach dem Grad ihrer Geheimhaltung in Kombination mit ihrem Anteil an den globalen grenzüberschreitenden Finanzdienstleistungen gelistet.
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