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Optimiertes Raubtier

Ein Viertel Wolf, ein Zehntel Hund und der Rest Kojoten-DNA - dieser Mix macht den „Coywolf“ aus. Die Tiere haben vor zehn bis 20 Jahren, als Wölfe in Nordamerika durch Jagd und Abholzung vom Menschen stark gefährdet wurden, begonnen, sich zu kreuzen. Seither breitet sich der „Coywolf“ stark aus.

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Roland Kays von der North Caroline State University schätzt, dass es bereits mehrere Millionen der Tiere gibt. Denn während Tierkreuzungen unter verschiedenen Gattungen oft zur Folge haben, dass die daraus entstehenden Lebewesen weniger robust sind als ihre Zeuger, ist das beim Kojotenwolf gerade andersherum, wie der „Economist“ berichtet.

Schwerer, schneller, flexibler

Der DNA-Mix hat ein außerordentlich anpassungsfähiges Tier hervorgebracht. Dabei spiele die Genetik sowohl des Wolfes als auch der Hunde (meist große Arten wie Dobermann und Schäfer) eine große Rolle, erklärt Kays. Durch sie sind die Kojotenwölfe bis zu doppelt so schwer wie normale Kojoten. Sie haben auch größere Rachen, schnellere Beine und sind muskulöser. So könnten einzelne Tiere im Alleingang kleines Wild erlegen. Ein Rudel kann sogar einen Elch töten.

Koyotenwolf

AP/Robert F. Bukaty

Der „Coywolf“ streift nicht nur durch Wälder, sondern auch durch die Straßen New Yorks

Durch die drei „Elterntiere“ vereint der Kojotenwolf, auch Östlicher Wolf genannt, sehr unterschiedliche Eigenschaften und Lebensgewohnheiten, was ihn in Summe anpassungsfähig macht. Während Kojoten Wälder meiden, jagen Wölfe dort. Die Kreuzung bringt ein Tier hervor, das sowohl auf offenem Terrain als auch in dichten Wäldern seine Beute jagt. Der „Coywolf“ hat sich so bereits im gesamten Nordosten Amerikas ausgebreitet und ist immer öfter auch im Südosten zu sehen. Reinrassige Wölfe gibt es im Osten schon lange praktisch nicht mehr.

Der Stadtspeiseplan eines Jägers

Die Tiere, bei denen sich Wissenschaftler nicht einig sind, ob sie als eigene Spezies gelten oder nicht, machen auch vor urbanen Gebieten nicht halt. In Riesenstädten wie New York, Boston und Washington leben zahlreiche Exemplare. Bei der Anpassung an das Stadtleben kommen dem „Coywolf“ die Hundegene zugute. Durch sie können sie sich, so glauben Forscher, besser an den Menschen gewöhnen und ihren Speiseplan flexibler gestalten. Kürbisse und Melonen werden von ihnen ebenso gefressen wie Nager und andere kleine Säugetiere. Durch die Fülle der Nahrungsmöglichkeiten brauchten die Tiere ein nur halb so großes Territorium wie in unbewohnten Gebieten.

Kay spricht von einer „erstaunlichen modernen Evolutionsgeschichte, die vor unseren Nasen passiert“. Die Tiere haben sich nicht nur in ihren Nahrungsgewohnheiten angepasst, sie sind auch nachtaktiv geworden. Und, so schreibt der „Economist“, selbst die Straßenverkehrsordnung nähmen sie sich zu Herzen: Die „Coywolves“ schauten links und rechts, bevor sie die Straße queren.

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