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VW-Tochter in Europa stark

Trotz teurer Sanierung der Lkw-Produktion in Europa und der Dauerkrise in Brasilien hat MAN den Gewinn im dritten Quartal überraschend gesteigert. Man sehe „glücklicherweise eine spürbare Erholung des europäischen Nutzfahrzeugmarkts“, schrieb der neue Konzernchef Joachim Drees am Dienstag in einem Brief an die Aktionäre.

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Im September stieg die Nachfrage in der EU laut Branchenverband ACEA den neunten Monat in Folge. MAN macht auf dem Heimatkontinent den Löwenanteil des Geschäfts. Laut Drees verschlechterte sich aber die Lage in Brasilien, dem zweiten großen Markt des zum Volkswagen-Konzern gehörenden Lkw- und Maschinenproduzenten. Im einstigen Boomland Russland bleibe die Situation angespannt - ebenso im Geschäft mit großen Dieselmotoren und Turbomaschinen.

Im gesamten MAN-Konzern legte das operative Ergebnis im dritten Quartal auf 86 Mio. Euro zu, das waren fünf Prozent mehr als vor Jahresfrist. Analysten hatten im Schnitt mit weit weniger Gewinn gerechnet. Der Umsatz sank um sieben Prozent auf knapp 3,3 Mrd. Euro.

Zuwächse in Deutschland, Frankreich, Polen

In der europäischen Nutzfahrzeugsparte (MAN Truck & Bus) wuchs das Ergebnis zuletzt auf 31 Mio. Euro. Besser liefen die Geschäfte vor allem in Deutschland, Frankreich und Polen. Kosten für die Sanierung fielen im abgelaufenen Vierteljahr nicht an - MAN hatte dafür bereits im zweiten Quartal 170 Mio. Euro verbucht. Der Konzern strafft die Lkw-Produktion in Europa, 1.800 Stellen fallen weg. Die Restrukturierung sei „im Plan“, sagte ein Sprecher, wollte aber keine Details nennen.

Drees, Sparten- und seit Anfang Oktober auch Konzernchef, will ab 2018 im europäischen Nutzfahrzeuggeschäft eine Rendite von 6,0 bis 6,5 Prozent erwirtschaften und zur Konkurrenz aufschließen. Im dritten Quartal warf Truck & Bus 1,5 Prozent ab. Daimlers Lkw-Sparte erzielte dagegen zuletzt eine Marge von 8,3 Prozent. Scania, wie MAN Teil des VW-Konzerns, präsentierte am Dienstag einen Anstieg der operativen Rendite auf 10,1 Prozent im dritten Quartal. Für das Gesamtjahr 2015 rechnet MAN Truck & Bus mit einer leicht positiven Marge; Absatz und Umsatz sollen leicht wachsen.

Probleme in Lateinamerika

Während in Europa der steigende Auftragseingang Anlass zur Hoffnung gibt, brachen bei MAN Lateinamerika zuletzt die Bestellungen von neuen Nutzfahrzeugen um 52 Prozent ein. Die Sparte schrieb das zweite Mal in Folge rote Zahlen, das Minus fiel mit 24 Mio. Euro deutlich höher aus als im zweiten Quartal.

Wie Daimler sieht auch MAN für den brasilianischen Lkw-Markt zunehmend schwarz. Trotz Kostensenkungen durch Stellenabbau oder Kurzarbeit werde das operative Ergebnis der Lateinamerika-Sparte in diesem Jahr „stark negativ“ ausfallen, kündigten die Münchner an. Daimler hatte vergangene Woche wegen der immer trüber werdenden Aussichten für Brasilien seine Prognose für die Lkw-Sparte zurückgenommen. Die größte Volkswirtschaft Südamerikas leidet unter einer Rezession und politischer Unsicherheit.

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