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„Furchtbare Katastrophe“

Bei einem Busunfall in Südwestfrankreich starben am Freitag mindestens 43 Menschen. Ein Bus stieß in der Früh in Puisseguin bei Bordeaux mit einem Lastwagen zusammen. Beide Fahrzeuge fingen Feuer. Im Lastwagen starb neben dem Fahrer auch dessen dreijähriger Sohn. Acht Menschen konnten sich aus dem Bus retten, vier davon sind schwer verletzt. Premierminister Manuel Valls und Innenminister Bernard Cazeneuve begaben sich zum Unfallort.

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Wie die Feuerwehr mitteilte, waren 41 der Toten Businsassen. Später sprach die Staatsanwaltschaft davon, dass möglicherweise gar 42 Insassen ums Leben gekommen sein könnten. Nach Angaben des ermittelnden Staatsanwalts von Libourne, Christoph Auger, blieb zunächst unklar, ob alle angemeldeten Passagiere im Bus waren.

Bei den anderen Todesopfern handelte es sich um den Lastwagenfahrer und ein Kind, dessen Leiche am Beifahrersitz gefunden wurde. Laut der Polizei handelt es sich bei dem Kind um den dreijährigen Sohn des Fahrers. Die Opfer im Bus gehörten zu einer Seniorenreisegruppe, die sich auf einem Tagesausflug nach Arzacq-Arraziguet befand. Der Bus und der unbeladene Holztransporter kollidierten auf einer Landstraße. Für die Angehörigen wurde eine psychologische Krisenzelle eingerichtet.

Unfallursache unklar

Ersten Hinweisen, wonach der Lastwagen den dramatischen Unfall verursachte, wurde von der Gendarmerie widersprochen. Ursache und Ablauf des Unfalls seien Gegenstand der Untersuchung, sagte Oberst Ghislain Rety bei einer improvisierten Pressekonferenz. Ermittelt werde zudem, warum die Fahrzeuge Feuer fingen.

Xavier Sublett, Bürgermeister des Unglücksorts Puisseguin, berichtete, der überlebende Busfahrer habe versucht, auszuweichen, das aber nicht geschafft. „Er konnte nur noch den Türmechanismus betätigen, um es einigen zu ermöglichen, den Bus zu verlassen.“ Einige Menschen konnten noch aussteigen, ehe der Bus Feuer fing. Beide Fahrzeuge brannten nach dem Zusammenstoß komplett aus.

Der französische Premierminister Manuel Valls

AP/Bob Edme

Regierungschef Manuel Valls in Puisseguin

Valls: Wollen unseren Schmerz ausdrücken

Valls und Cazeneuve begaben sich an den Unfallort. Die Politiker trafen sich der Zeitung „Le Dauphine Libere“ zufolge mit Familien von Opfern. Der Innenminister sprach seine Anteilnahme mit den Verwandten der Opfer aus: „Wir wollen unseren Schmerz, unser Mitgefühl und unsere Unterstützung an alle Familien und Verwandten zum Ausdruck bringen. Das ist eine furchtbare Katastrophe.“

Sanitäter mit Patienten

APA/AFP/Jean-Pierre Muller

Rettungskräfte am Unfallort

Man habe seit 30 Jahren keine derartige Tragödie erlebt, so Valls. Frankreich und die Franzosen würden trauern, es handle sich um einen furchtbaren Schock. Er pries die „heroische Geste“ anwesender Verkehrsteilnehmer am Unfallort, die die Scheiben des Busses einschlugen, um Passagiere aus dem Fahrzeug holen zu können.

Regionalwahlkampf verschoben

Staatschef Francois Hollande sprach am Rande eines Athen-Besuchs von einer „furchtbaren Tragödie“. Die Regierung sei „vollkommen mobilisiert“. Er spüre „große Trauer“. Auch der Bürgermeister von Bordeaux, Alain Juppe, und Alain Rousset, Präsident der Aquitaine, planen einen Besuch am Unfallort. Letzterer hat via Twitter angekündigt, den Kampagnenstart für die Regionalwahlen aufgrund der Schwere des Unfalls bis Montag verschieben zu wollen.

Zahlreiche französische Politiker bekundeten ihre Anteilnahme mit den Opfern des Verkehrsunfalls, darunter auch Ex-Präsident Nicholas Sarkozy, Umweltministerin Segolene Royal und Justizministerin Christiane Taubira. Auch der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck sowie die Regierungen Griechenlands und Spaniens äußerten ihr Beileid.

Offenbar gefährliche Kurve

Acht Menschen konnten sich laut Feuerwehr aus dem brennenden Bus retten. Unter den Überlebenden befänden sich vier in ernstem Zustand, so das Innenministerium. Die Opfer erlitten Kopfverletzungen und Verbrennungen. Sie wurden zur Behandlung nach Bordeaux gebracht. Der Busfahrer steht laut Sublett unter schwerem Schock, sei ansonsten aber wohlauf. Ermittlungen über den Unglückshergang seien eröffnet worden.

Karte von Frankreich

APA/ORF.at

Der Bus war in der Früh in der unweit der Unfallstelle gelegenen Gemeinde Petit-Palais gestartet. Ein Angehöriger eines der Schwerverletzten sagte, die Straße sei bekannt für ihre Unfallgefahr. Er habe schon viele Autos im Graben und in den Weinbergen liegen sehen. Auch ein aus der Gegend stammender Abgeordneter beklagte die hohe Unfallgefahr auf der Strecke.

Der Unfall ist der folgenschwerste in Frankreich seit dem Busunglück von Beaune in Cote-d’Or, bei dem 1982 53 Menschen ums Leben kamen. Es dürfte sich um den schwersten Busunfall in Europa seit mehr als zehn Jahren handeln.

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