Fehlinformation Grund für Aufbruch?
Die stetig neu am slowenisch-österreichischen Grenzübergang Spielfeld ankommenden Flüchtlinge fordern Schutzsuchende wie Einsatzkräfte und Helfer. Rund 3.000 Menschen kamen bis zum Abend in Spielfeld an. Zu chaotischen Szenen kam es um die Mittagszeit, als sich rund 1.500 Flüchtlinge zu Fuß Richtung Graz aufmachen wollten.
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Laut Polizei sei ein Großteil bis zum Abend wieder zurückgekehrt, der Rest sei je nach Schritttempo bisher bis Leibnitz oder weiter gekommen. Der Weg dorthin führte den Angaben zufolge über die Grazer Straße (B67) - mehr dazu in steiermark.ORF.at. Nach Angaben der Polizei könnte eine falsche Information Anlass für den Aufbruch gewesen sein. Als die Menschen merkten, dass die Grenze zu Deutschland doch noch Hunderte Kilometer entfernt ist, dürfte sich der Großteil wieder zur Umkehr entschlossen haben, wie Polizeisprecher Fritz Grundnig sagte.
Tausende erreichen Spielfeld
Viele in Spielfeld ankommende Flüchtlinge sind krank und brauchen medizinische Versorgung. Einige hundert machten sich auf eigene Faust auf den Weg Richtung Norden.
Die B67 führt von Spielfeld unter anderem durch die Gemeinden Wildon, Kalsdorf, Feldkirchen bei Graz bis nach Graz. In der Sammelstelle Spielfeld sowie auf dem Lkw-Parkplatz am Grenzübergang seien noch einige hundert andere Flüchtlinge zurückgeblieben, schilderte die Exekutive. Von dort würden weiterhin Busse zu Notquartieren fahren.
Bundesstraße kaum passierbar
Die Flüchtlinge erreichten am frühen Nachmittag Vogau-Straß in der Nähe der Kaserne Straß des Militärkommandos Steiermark. Dort waren Soldaten mit Radpanzern entlang der Route der Migranten postiert. Ihre Präsenz steht aber laut Gerhard Schweiger vom Militärkommando Steiermark in keinem Zusammenhang mit dem Assistenzeinsatz. Es habe sich um eine Übung gehandelt.
Andere Schutzsuchende setzten sich indessen offenbar zum Ausruhen neben oder sogar auf die B67. Da die Menschen nicht hintereinander, sondern oftmals auch nebeneinander unterwegs waren, war die Bundesstraße in dem Gebiet zeitweise nur unter erschwerten Bedingungen oder gar nicht passierbar.
Zwei neue Großzelte in Spielfeld
Unterdessen bleibt auch die Lage in Spielfeld weiter angespannt. Klaus Steinwendter, Rot-Kreuz-Einsatzleiter in Spielfeld, meinte am Abend zur APA, dass die Situation angespannt sei und „nicht mehr weit von einem neuerlichen Durchbruch der Flüchtlinge entfernt“. Laut Rotem Kreuz galt es bis zum Abend, rund 3.000 Menschen zu betreuen. Angesichts der zuletzt deutlich zu niedrigen Zahl an Notschlafzellen sollen nun bis Donnerstag zwei weitere beheizbare Großzelte fertig werden, womit dann zumindest 2.400 Menschen ein provisorisches Dach über dem Kopf haben.
Kontrolle kaum zu bewältigen
Schon am Montag passierten insgesamt mehr als 4.000 Flüchtlinge die Grenze. Am Dienstag war es dann in der Sammelstelle in Spielfeld den ganzen Tag über eher ruhig, doch am späten Nachmittag standen laut Polizeisprecher Wolfgang Braunsar plötzlich und „relativ massiv“ etwa 4.000 Leute vor den Barrieren. Die Nacht über wurden die Flüchtlinge von Bussen abgeholt und auf Quartiere in ganz Österreich verteilt. Angesichts der Tausenden Neuankömmlinge am Mittwoch sei die Einreisekontrolle und Registrierung nur schwer bewältigbar, so die Polizei.

APA/Erwin Scheriau
Rund 2.000 Flüchtlinge erreichten am Mittwochvormittag Spielfeld
Auch in der Nacht waren viele Notquartiere überfüllt. 4.300 Flüchtlinge wurden in der Nacht auf Mittwoch in Notquartieren in der Steiermark betreut, weitere 2.400 waren an Sammelstellen und in Transitzonen, gab der Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes, Gerry Foitik, am Mittwoch bekannt: „Dadurch, dass gestern Abend etwas überraschend 4.000 Personen den Weg an die slowenisch-österreichische Grenze in Spielfeld genommen haben, war das Schwergewicht in der Steiermark, wo alle Unterkünfte überfüllt waren und etwa 1.400 Personen die Nacht in Zelten an der Grenze verbringen mussten.“
Ein Transport aller Menschen in andere Bundesländer sei am Dienstagabend nicht mehr zu bewerkstelligen gewesen. „Für heute rechnen wir mit einem Abbau des Rückstaus in Kroatien und Slowenien und damit mit höheren Zahlen an Menschen, die nach Österreich kommen“, so der Bundesrettungskommandant. Abhängig von der Aufnahmebereitschaft Deutschlands werde es daher entweder zu einer erhöhten Durchreise oder einem Rückstau in Österreich kommen.
Slowenien will zweiten Transitort
Um die Situation in Sentilj in Slowenien an der Grenze zu Spielfeld zu entlasten, will Slowenien einen weiteren Transitort an der Grenze zu Österreich festlegen. Neben der Steiermark, wo die Flüchtlinge derzeit vor allem in Spielfeld, vereinzelt auch in Bad Radkersburg ankommen, grenzt Slowenien auch an Kärnten und das Burgenland.

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA
In der an das Burgenland angrenzenden slowenischen Region Prekmurje befindet sich bereits jetzt eine Flüchtlingsunterkunft in Lendava mit einer Aufnahmekapazität für rund 600 Menschen. Neben Sentilj gilt das Zeltlager Brezice im Südosten Sloweniens als zweiter Brennpunkt. Brezice wurde bei einem Brand am Mittwoch zu einem großen Teil zerstört.
An der slowenischen Grenze zu Kärnten wurden am Dienstag 150 Flüchtlinge zurückgewiesen. „Es handelte sich um eine Zurückweisung der österreichischen Polizei, die von der slowenischen Polizei in Jesenice durchgeführt wurde“, sagte Polizeisprecher Rainer Dionisio am Mittwoch - mehr dazu in kaernten.ORF.at. Solche Zurückweisungen gebe es immer wieder, sie erfolgten im Rahmen der Grenzkontrollen.
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