Nach einem Jahr Haft in Saudi-Arabien
Nach einem Jahr in Haft drohen einem 74-jährigen Briten in Saudi-Arabien noch 350 Peitschenhiebe. Aus Sorge um das Leben von Karl Andree bat dessen Familie die britische Regierung, sich für ihn einzusetzen. Eine Sprecherin von Premierminister David Cameron sagte Mitte der Vorwoche, der Fall sei „äußerst besorgniserregend“.
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Andrees Sohn Simon sagte dem britischen Rundfunk (BBC): „Er hat seine Zeit abgesessen, er sollte freigelassen werden.“ Es sei zu befürchten, dass sein Vater das Auspeitschen wegen seines hohen Alters nicht überleben werde. „Er ist ein alter, gebrechlicher Mann. Genug ist genug!“, fügte der Sohn hinzu.
Mit selbst gekeltertem Wein erwischt
Die Familie begrüßte Camerons Initiative. Simon Andree äußerte sich jedoch skeptisch. Sein Vater stehe vermutlich „ganz am Ende der Liste“, sagte er. Downing Street räume den Geschäften mit Saudi-Arabien Vorrang ein. Die Golfmonarchie ist Londons wichtigster Handelspartner im Nahen Osten. 2014 war sie zugleich der größte Markt für britische Waffenexporte.
Andree wurde zu der Haftstrafe und den Peitschenhieben verurteilt, weil er in Saudi-Arabien mit selbst gekeltertem Wein erwischt worden war. Die Gesetze in dem ultrakonservativen Königreich beruhen auf der islamischen Scharia. Der Brite, der eine Krebserkrankung überlebte, war in der Ölbranche tätig und lebt seit 25 Jahren in Saudi-Arabien.
Britische Regierung zog Angebot zurück
Unterdessen entschied die britische Regierung, ein Angebot für eine Untersuchung des Ausbildungsbedarfs im saudi-arabischen Strafvollzug für umgerechnet 7,9 Millionen Euro zunächst nicht weiterzuverfolgen. Eine Regierungssprecherin sagte jedoch, der Schritt habe nichts mit dem Fall Andree zu tun.
Medien berichteten, der britische Justizminister Michael Gove habe aus dem Bieterprozess aussteigen wollen. Außenminister Philip Hammond habe dagegen erklärt, ein Rückzug werde Großbritannien bei einem entscheidenden Bündnispartner unglaubwürdig wirken lassen.
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