Ex-US-Drohnenpilot in Berlin befragt
Im weltweiten Drohnenkrieg des US-Militärs hat der in Deutschland gelegene Luftwaffenstützpunkt Ramstein einem ehemaligen Drohnenpiloten zufolge eine zentrale Rolle.
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„Soweit ich weiß, ist Ramstein immer involviert“, sagte der ehemalige Drohnenpilot Brandon Bryant am Donnerstag als Zeuge im NSA-Untersuchungsausschuss in Berlin, der derzeit versucht, dem Ausmaß und den Hintergründen der Ausspähungen durch ausländische Geheimdienste in Deutschland auf den Grund zu gehen.
Auskunftsfreudiger „Sensor Operator“
Der nun befragte 29-Jährige war vor vier Jahren beim US-Militär ausgestiegen und legte seither immer wieder Insiderinformationen offen. Bryant hatte mehr als fünf Jahre für die Luftwaffe als „Sensor Operator" - eine Mischung aus Kopilot und Bildanalyst - von den USA aus Kampfdrohnen gesteuert. Die Angriffe, an denen er beteiligt war, spielten sich seinen Angaben zufolge im Irak, in Afghanistan, Pakistan, Somalia und im Jemen ab.

APA/EPA/Uli Deck
Seit seinem Ausscheiden aus der US-Armee gilt Ex-US-Drohnenpilot Bryant als wichtiger Informant über den US-Drohnenkrieg
Den Ausschuss mit seinem Vorsitzenden Patrick Sensburg (CDU) interessierte vor allem, ob und inwiefern der Drohnenkrieg der USA auch von Deutschland aus geführt wird oder wurde. Dazu sagte Bryant: „Alle Daten, jedes einzelne bisschen Dateninformation, das übertragen wurde zwischen dem Flugzeug und der Mannschaft, das lief über den Luftwaffenstützpunkt Ramstein.“
Nur Glied in einer Kette
Direkt gesteuert würden Kampfdrohnen von dort aber nicht. In Ramstein gebe es eine Bodenstation, an der Mitarbeiter in Echtzeit Videos sichten. Sie führten allerdings keine Befehle aus. Ramstein sei ein Glied in einer Kette der Weiterleitung von Signalen und Daten - möglicherweise auch das schwächste Glied. Ob Daten - beispielsweise Mobilfunknummern - zur Lokalisierung von Zielpersonen der Air Force etwa vom deutschen Bundesnachrichtendienst (BND) übermittelt werden, wisse er nicht.
Vertreter der deutschen Regierung sollen von alldem gewusst haben. „Uns wurde gesagt, dass wir mit der Regierung zusammenarbeiten“, sagte Bryant. „Wenn die deutsche Regierung eine Mobilfunknummer kennt und diese an die amerikanische Regierung weitergibt, ja, dann kann man das nutzen, um eine Person zu exekutieren.“
„Teil einer Maschine“
Das Militär hat Bryant nach eigenen Angaben aus Gewissensgründen verlassen. „Man hat mir quasi die Welt dafür geboten, dass ich bleibe.“ Er sei Teil einer Maschine gewesen, mittlerweile aber ein scharfer Kritiker von Drohneneinsätzen. Ein Journalist twitterte bei der Anhörung: „Mit Drohnenoperator Brandon Bryant ist endlich die Realität von Überwachung + Töten im Bundestag angekommen.“
Bryant selbst wurde am Freitag in Karlsruhe mit dem Whistleblower-Preis 2015 ausgezeichnet. Bei der Preisverleihung erinnerte der ehemalige US-Drohnenpilot an negative Konsequenzen für viele Informanten. Viele von ihnen, darunter Edward Snowden, müssten im Exil leben. Die Auszeichnung wird von der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler und der deutsche Sektion der internationalen Juristenorganisation IALANA vergeben.
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