„Zwölfjähriger in mir ist sehr enttäuscht“
Das amerikanische „Playboy“-Magazin, seit Jahrzehnten bekannt für nackte Frauen, gibt sich künftig züchtig. Provokative Posen sollen bleiben, doch ab kommendem Frühjahr sollen Frauen im „Playboy“ nicht mehr völlig nackt gezeigt werden. Das berichtete die „New York Times“ („NYT“, Dienstag-Ausgabe).
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Der Magazingründer und nach wie vor als Chefredakteur geführte Hugh Hefner (89) habe dem Bericht zufolge diesem Vorschlag von Cory Jones, einem führenden „Playboy“-Redakteur, zugestimmt. „Der Zwölfjährige in mir ist sehr enttäuscht“, sagte Jones. „Aber es ist die richtige Entscheidung.“ Eine nicht unwesentliche Rolle für die Strategie spielte das Internet.
Schon im vergangenen Jahr verbannte das Magazin besonders enthüllende Bilder von seiner Website und machte einige Magazininhalte tauglich für Soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram und Twitter, die einen wesentlichen Beitrag zu Onlinezugriffen haben. Die Konsequenzen sind bereits sichtbar. Die Zugriffe vervierfachten sich, das Durchschnittsalter der User sank von 47 auf knapp über 30.
Kunst für „Millennials“
Die „Millennials“, die heute 18- bis 30-Jährigen, sind auch die Zielgruppe, die der „Playboy“ nun stärker umwerben will - mit mehr Kunst und inhaltlichem Anspruch. Ob es das „Centerfold“, das Nacktbild in der Mitte des Magazins, noch geben wird, ist offen. Die Sexkolumnen sollen von einer Frau geschrieben werden. Schon bisher hatte der „Playboy“ einen intellektuellen Anspruch, veröffentlichte Geschichten von Margaret Atwood und Haruki Murakami, brachte Interviews mit Malcolm X, Martin Luther King Jr. und Ex-US-Präsident Jimmy Carter.

Andy Rain/EPA/picturedesk.com
Marilyn Monroe zierte das erste „Playboy“-Cover
Diese Tradition des investigativen Journalismus, ausführlicher Interviews und Erzählungen soll nun weitergeführt werden. Das monatliche „Playmate“ wird es weiterhin geben - aber „jugendfreier“ und weniger aufwendig, so Jones gegenüber der „NYT“. Jones verglich die Neuerungen mit der in den USA üblichen Altersfreigabe PG-13 - für Jugendliche frei, aber unter besonderer Empfehlung in Begleitung der Eltern.
Auflage drastisch gesunken
Gestartet war „Playboy“ mit einem Cover mit Marilyn Monroe schon 1953. Die erste Ausgabe hatte noch kein Datum. Damit setzte sich Hefner nicht unter Druck, noch eine zweite Ausgabe produzieren zu müssen, sollte die erste floppen. Doch bis zu den 70er Jahren erreichte das Magazin eine mehrfache Millionenauflage. Selbst Ikonen wie Madonna, Sharon Stone und Naomi Campbell ließen auf dem Höhepunkt ihres Ruhms für den „Playboy“ die Hüllen fallen.
Die Zeiten hätten sich nun aber geändert, betonte „Playboy“-Chefmanager Scott Flanders. Den Kampf, unbekleidete Körper abbilden zu dürfen und Nacktheit gesellschaftsfähig zu machen, habe der „Playboy“ schon lange gewonnen. „Heute reicht ein Mausklick, um sich jeden nur vorstellbaren sexuellen Akt im Internet herunterzuladen“, sagte Flanders. Damit seien Nacktaufnahmen in Zeitschriften überholt. Das machte sich auch an der Auflage bemerkbar. Gab es 1975 noch 5,6 Millionen Exemplare, schrumpften diese inzwischen nach Angaben der Alliance for Audited Media in den USA auf 800.000.
Merchandising bringt mehr Geld
40 Prozent der „Playboy“-Einnahmen kommen mittlerweile aus der Lizenzierung der Marke und des Logos. Ein großer Teil dieses Geschäfts wird in China lukriert, obwohl das Magazin dort nicht erhältlich ist. Dafür greifen die Chinesen bei „Playboy“-Merchandising zu - etwa bei Badeprodukten, Kleidung, Likör und Schmuck. Die Einnahmen aus dem Magazinverkauf in den USA sind hingegen im Sinkflug. Wie die „NYT“ berichtet, gehen in den USA pro Jahr drei Millionen Dollar verloren.
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