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Wahlkrimi zeichnet sich ab

Die Wien-Wahl wird zum erwartet packenden Wahlkrimi: Laut der ORF-Wahlumfrage ist noch nicht fix, wer stärkste Kraft in der Bundeshauptstadt wird: Auf die SPÖ dürften zwischen 34,5 und 37,5 Prozent entfallen, für die FPÖ werden 33 bis 36 Prozent erwartet. Die Grünen verlieren, der ÖVP droht das Abrutschen in den einstelligen Bereich. NEOS dürfte den Einzug in den Gemeinderat schaffen.

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Mit der angegebenen geschätzten Schwankungsbreite ist somit noch nicht klar, wer auf Platz eins landen wird. Leichte Vorteile weist die Umfrage für die SPÖ von Bürgermeister Michael Häupl aus, die FPÖ von Heinz-Christian Strache dürfte aber wie erwartet deutlich zulegen. Genauere Daten soll dann die erste Hochrechnung bringen, bei der auch tatsächliche Sprengelergebnisse berücksichtigt werden.

Wahlumfrage / Trend

SPÖ

34,5 % 37,5 %

FPÖ

33 % 36 %

ÖVP

8 % 10 %

GRÜNE

10,5 % 12,5 %

NEOS

5 % 7 %

Sonstige

2,5 % 3,5 %

Diese Grafik zeigt das Ergebnis der ORF-Wahlumfrage. Für jede der Parteien ist die Schwankungsbreite angegeben, also der höchste und der niedrigste Anteil an den gültigen Wählerstimmen, den sie der Umfrage gemäß erreichen könnte. Es handelt sich nicht um eine Hochrechnung.

ÖVP auf Platz vier, NEOS wohl im Gemeinderat

Die Grünen kommen laut der Umfrage auf 10,5 bis 12,5 Prozent und bleiben damit unter ihrem Ergebnis von 2010. Die ÖVP rutscht deutlich ab, ihr droht mit einem Ergebnis zwischen acht und zehn Prozent ein Ergebnis im einstelligen Bereich. NEOS dürfte auf fünf bis sieben Prozent kommen und den Einzug in den Gemeinderat damit schaffen.

Die Daten der SORA-Umfrage für den ORF basieren auf öffentlich zugänglichen Umfragen vor der Wahl sowie einer eigenen Umfrage am Wahlwochenende mit 2.000 Befragten. Im Vergleich zu 2010 zeichnet sich eine etwas höhere Wahlbeteiligung ab.

TV-Hinweis

ORF2 berichtet mehr als sechs Stunden lang live vom Wahlgeschehen, alle Sendungen sind auch im Livestream in tvthek.ORF.at zu sehen - mehr dazu in tv.ORF.at.

SPÖ zuversichtlich, FPÖ „in freudiger Erwartung“

SPÖ-Bundesgeschäftsführer Gerhard Schmid wollte den ersten Umfragen zum Ergebnis der Wien-Wahl noch keine große Bedeutung beimessen. Daraus könne man noch nichts Konkretes ableiten, meinte Schmid. Trotzdem zeigte er sich „zuversichtlich“, dass die SPÖ den ersten Platz halten werde.

Angesichts der ersten Schätzungen zeigte sich auch die FPÖ sehr zufrieden: Man sei „in freudiger Erwartung“, sagte der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer. Komme es zum Ergebnis, das sich derzeit abzeichnet, sei man „überglücklich“. Die Auswirkungen der Wahl auf die Bundespolitik seien derzeit zwar nicht ganz klar, meinte Hofer. Er würde sich aber wundern, wenn es keine Reaktionen jener Parteien geben würde, die stark verlieren.

Grüne als Opfer des Duells

Der grüne Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner sieht den prognostizierten Verlust der Grünen durch das von SPÖ und FPÖ bedingte Duell bedingt. Viele Grün-Wähler hätten offenbar diesmal Häupl ihre Stimme gegeben, um zu verhindern, dass Strache Erster wird. Seine persönliche Meinung sei, dass diese zur SPÖ gewechselten Wähler ebenfalls für die Fortsetzung einer rot-grünen Koalition in der Bundeshauptstadt seien. Deshalb sei er auch im Falle eines Stimmanteilverlusts seiner Partei für einen Verbleib von Spitzenkandidatin Maria Vassilakou. Diese hatte für diesen Fall ihren Rückzug angekündigt.

Für ÖVP „ernüchternd“, NEOS zuversichtlich

Fritz Aichinger, Klubobmann der ÖVP Wien, nannte das Ergebnis ernüchternd. Man habe die eigenen Themen nicht durchbringen können. Den Grund sah Aichinger einerseits in der „internationalen Situation“, gemeint war die Flüchtlingskrise, und andererseits im „Duell“ zwischen SPÖ und FPÖ, das die kleineren Parteien aus den Medien verdrängt habe.

NEOS zeigte sich angesichts der ersten Trends „sehr zuversichtlich“, die Fünfprozenthürde zu überspringen. „Es schaut sehr gut aus für uns“, meinte Bundesgeschäftsführer Feri Thierry auf Anfrage der APA. Er geht davon aus, dass erstmals nach 20 Jahren wieder eine neue Partei in den Wiener Landtag einzieht, aus Thierrys Sicht ein „sehr großer Erfolg“.

Häupl bei Stimmabgabe „unaufgeregt“

Bis Mittag machten fast alle Spitzenkandidaten von ihrem demokratischen Recht Gebrauch. Häupl zeigte sich in seinem Wahllokal in Ottakring zuversichtlich, dass das „Duell“ zugunsten der Sozialdemokratie entschieden werde. Den Weg in den 16. Bezirk hatten sogar Medienvertreter aus dem Ausland auf sich genommen. Häupl gab sich unaufgeregt. Fragen nach möglichen Schmerzgrenzen - also Resultate, bei denen er einen Rücktritt überlegen würde - wich er aus.

Die grüne Spitzenkandidatin Maria Vassilakou gab in einer Volksschule im 17. Bezirk ihre Stimme ab. Vor Journalisten gab sie sich „ein bisschen nervös“, aber zuversichtlich. „Ich hoffe auf Zuwächse der Grünen“, sagte sie. Aufgrund des Ergebnisses in Oberösterreich, aber auch wegen der Stimmung im Straßenwahlkampf „haben wir allen Grund, optimistisch zu sein“.

Spitzenkandidaten gaben Stimmen ab

Am späten Vormittag gaben die meisten Spitzenkandidaten unter regem Medieninteresse ihre Stimmen ab.

Wahlkampf für Juraczka „nicht ganz optimal“

Ebenfalls gut gelaunt gab ÖVP-Spitzenkandidat Manfred Juraczka am späten Sonntagvormittag im Amtshaus Hernals seine Stimme ab. Begleitet wurde er von seiner Ehefrau Ellen. Auf Prognosen zum Wahlausgang und zum genauen Abschneiden seiner Partei wollte sich der ÖVP-Chef zunächst nicht einlassen: „Jetzt Kaffeesud lesen bringt nichts.“

Juraczka gab auch zu, dass der Wahlkampf aus seiner Sicht nicht optimal verlaufen war: „In der Tat habe ich mir vom Wahlkampf erwartet, dass wir uns mehr den Zukunftsthemen der Stadt widmen hätten können.“ Diese seien ihm aufgrund der Flüchtlingsthematik und der Fokussierung auf das Duell SPÖ - FPÖ zu kurz gekommen. „Ein Wahlkampf ist kein Wunschkonzert“, so der ÖVP-Landeschef.

Meinl-Reisinger bei Stimmabgabe zuversichtlich

Auch NEOS-Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger verströmte am Sonntag kurz nach 11.00 Uhr im Gymnasium Wasagasse im Alsergrund bei ihrer Stimmabgabe Zuversicht und gute Laune. „Es wird ein sehr guter Sonntag“, zeigte sie sich zuversichtlich. Der Wahlkampf habe Spaß gemacht, und sie sei mit einem guten Gefühl aufgewacht: „Ich gehe mit einem sehr guten Gefühl heute in die Wahl. Wir haben gute Arbeit geleistet.“ Darauf, ob es einen Plan B für sie selbst gebe, sollte NEOS den Einzug nicht schaffen, ging sie nicht ein.

Strache hoffte auf „blaues Wunder“

FPÖ-Spitzenkandidat Strache wählte erst kurz nach 14.00 Uhr. Er „hoffe, glaube und vertraue“ auf ein historisches Ergebnis, so Strache, der ohne Begleitung in sein Wahllokal gekommen war. Die SPÖ zu schlagen wäre „ein blaues Wunder“. Schon eine Stunde vor dem angekündigten Termin sammelten sich in Straches Wahllokal in einer Volksschule im dritten Wiener Gemeindebezirk zahlreiche Journalisten, Fotografen und Kameraleute im Klassenzimmer, die von den Wahlbeisitzern regelmäßig zur Ruhe gemahnt wurden.

Das Ergebnis von 2010

Bei der Wahl 2010 hatte die SPÖ noch 44,3 Prozent erreicht, die FPÖ lag damals bei 25,8 Prozent. Die ÖVP belegte den dritten Platz mit 14 Prozent, gefolgt von den Grünen mit 12,6 Prozent.

Ergebnis der Wiener Landtagswahl 2010

ORF

Das Ergebnis brachte bekanntermaßen eine rot-grüne Koalition in Wien.

Mandatsverteilung 2010

ORF

In der ablaufenden Legislaturperiode hat je ein Abgeordneter die ÖVP und die Grünen verlassen. Diese Abgeordneten werden vom Landtag als klubungebundene Mandatare geführt.

So wurde bei der letzten Wien-Wahl 2010 in den einzelnen Wahlsprengeln gewählt (zeigt nur die Stimmen, die in den Wahllokalen abgegeben wurden)

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