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Das Theater - und Kurt Wallander

Der schwedische Autor Henning Mankell ist Montagfrüh in Göteborg gestorben. Das wurde auf seiner Website bekanntgegeben. Er wurde 67 Jahre alt. In seinem letzten Buch „Treibsand: Was es heißt, ein Mensch zu sein“, das kürzlich auf Deutsch erschienen ist, setzte sich der Bestsellerautor ausführlich mit der Krebsdiagnose, die er vergangenes Jahr erhalten hatte, auseinander.

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Im September hatte er dem deutschen „stern“ in einem Interview gesagt, er rechne nicht damit, den Krebs zu besiegen: „Ich werde wohl an dieser Krankheit sterben. Wann? Keiner weiß es.“ Mankell wurde durch seine Kurt-Wallander-Krimis berühmt. Neben seinen zahlreichen Romanen schrieb er aber auch etliche Stücke und leitete das Teatro Avenida in Maputo in Mosambik. Mankell engagierte sich politisch und sozial, etwa gegen Apartheid, für einen Frieden in Nahost und eine effizientere Unterstützung Afrikas durch reiche Länder.

Schriftsteller Henning Mankell

APA/dpa

Hening Mankell verstand sich selbst vor allem als politischer Autor

Erst vor wenigen Tagen hatte sich Mankell zur Flüchtlingskrise geäußert. „Ich glaube, dass es in Europa viel Heuchelei in der Art gibt, wie die Flüchtlinge gezählt werden“, sagte der Autor der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „Auf fünfhundert Einwohner kommt hier vielleicht ein Flüchtling, das ist sehr wenig. Die meisten Flüchtlinge gehen von einem armen Land in ein anderes. Es ist also schon geheuchelt, wenn man sagt, wir würden von Flüchtlingen geflutet - das werden wir nicht. (...) Und wir erleben jetzt erst den Anfang. Wir werden bald die Klimaflüchtlinge kommen sehen.“

„Was es heißt, ein Mensch zu sein“

Henning Mankell ist in Göteborg im Alter von 67 Jahren gestorben. Vor Kurzem erschien sein Buch „Treibsand“.

Dem Theater verfallen

Mankell wurde 1948 in Stockholm geboren. Schon als er ein Jahr alt war, trennten sich die Eltern. Erst als er 15 Jahre alt war, sah Mankell seine Mutter wieder. Diesen Umstand und einige Jahre später den Suizid seiner Mutter gab er später stets als die prägendsten Elemente seines Lebens an. Mankell wollte schon als Bub Schriftsteller werden, begann allerdings ein Schauspielstudium - wegen seiner Begeisterung fürs Theater. Schon als 20-Jähriger schrieb er Stücke.

1973 veröffentlichte Mankell seinen ersten Roman „Der Sandzeichner“, ein gesellschaftspolitisches Buch genauso wie sein zweiter, verschwundener Roman „Gefangenenlager“. Mankell arbeitete als Regisseur und begann zwischen Schweden und Mosambik zu wechseln, wo er die Leitung des Teatro Avenida in Maputo übernommen hatte. Bis zuletzt fühlte er sich Afrika und dem Teatro Avenida verbunden.

Wallander, Garant für Erfolg

Seine größten Erfolge und auch seinen internationalen Ruhm verdankte Mankell seinen Krimis über den griesgrämigen Kriminalkommissar Kurt Wallander, die auch mehrfach verfilmt wurden. Serienmörder, politische Machenschaften und internationale Verwicklungen - all das wurde irgendwie mit der schwedischen Provinz verquickt, von der aus Wallander ermittelte.

Mankell wird seinen zahlreichen Fans für Bücher wie „Die Weiße Löwin“ und „Mittsommermord“ in Erinnerung bleiben. Elf Wallander-Bände erschienen im Laufe der Jahre. Insgesamt wurden bisher weltweit rund 40 Millionen Bücher von Henning Mankell verkauft.

„Er blieb die Nummer eins“

„Wäre die schwedische Kriminalliteratur ein Reich, dann hätte Henning Mankell Präsident sein sollen“, sagte dementsprechend der Schriftsteller Hakan Nesser am Montag der Zeitung „Dagens Nyheter“ über seinen verstorbenen Kollegen. „Er hat als Erster den Durchbruch geschafft und blieb die Nummer eins.“ Sein Tod hinterlasse einen „großen Leerraum“ im Kulturleben. Als „wichtiger und vielleicht unterschätzter Türöffner für den skandinavischen Krimi im Rest der Welt“ würdigte auch Jo Nesbo Mankell gegenüber dem norwegischen Fernsehsender NRK. Als „großartigen Schriftsteller“ und gleichermaßen „großartigen Menschen“ bezeichnete der TV-Darsteller des Kommissars, Krister Henriksson, seinen „sehr, sehr guten Freund“ Mankell.

Mankell war in dritter Ehe mit einer Tochter Ingmar Bergmans verheiratet, seiner Kollegin als Theaterregisseurin, Eva Bergman. Sein Sohn Jon Mankell hatte bei mehreren Verfilmungen der Bücher seines Vaters Regie geführt. Mankell erfuhr rund um den Jahreswechsel 2013/2014 von seiner Krebserkrankung. In seinem Buch „Treibsand“ verharmlost er die Angst vor dem Tod angesichts der Diagnose nicht. Er schreibt jedoch auch über schöne Momente, in denen er seine Krankheit vergaß.

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