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Die rasche politische Einheit

Deutschlands Wiedervereinigung markierte 1990 das Ende eines rasanten Prozesses. Stationen der dramatischen Entwicklung vom Mauerfall bis zum Tag der Einheit am 3. Oktober:

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9. November 1989: Das SED-Politbüromitglied Günter Schabowski kündigt auf einer Pressekonferenz eher beiläufig an, die DDR werde mit sofortiger Wirkung die Grenzen öffnen. Bis in die Nacht strömen Tausende Besucher in den Westen. Nach 28 Jahren fällt die Mauer.

Menschen feiern am 3. Oktober 1990 vor dem Berliner Reichstag

AP/Diether Endliche

Die Mauer ist gefallen, Deutschland feiert an der Mauer

28. November: Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) legt im Bundestag einen Zehnpunkteplan für die Wiedervereinigung vor. Dabei geht er noch davon aus, dass der Prozess fünf bis zehn Jahre beanspruchen würde.

10. Februar 1990: Kohl reist zum sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow nach Moskau. Gorbatschow sagt, es sei Sache der Deutschen, Zeitpunkt und Weg der Einigung zu bestimmen. In Ottawa beschließen die Siegermächte des Zweiten Weltkrieges die Aufnahme von Zwei-plus-vier-Verhandlungen mit beiden deutschen Staaten.

Die ersten freien Wahlen in der DDR

18. März: In der DDR finden erstmals freie Wahlen statt. Klarer Sieger ist die konservative Allianz mit der CDU an der Spitze.

12. April: Die Volkskammer wählt Lothar de Maiziere (CDU) zum Ministerpräsidenten. Er bildet eine große Koalition. Sein Ziel ist die Einheit so schnell wie möglich.

27. April: Unter Führung von DDR-Staatssekretär Günther Krause und Bundesbank-Direktor Hans Tietmeyer beginnen die offiziellen Gespräche zur Wirtschafts- und Währungsunion.

2. Mai: Bonn und Ost-Berlin einigen sich nach heftigen Debatten und Demonstrationen in der DDR auf eine Währungsumstellung von Löhnen, Gehältern und Renten im Verhältnis eins zu eins.

5. Mai: Auftakt der Zwei-plus-vier-Gespräche. Die USA, die Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich verhandeln mit den beiden deutschen Staaten über die außen- und sicherheitspolitischen Aspekte der Wiedervereinigung.

Wirtschafts- und Währungsunion

18. Mai: Die Bundesrepublik und die DDR unterzeichnen den Staatsvertrag zur Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion. Für Kohl ist dies die „Geburtsstunde eines freien und einigen Deutschlands“.

1. Juli: Die Wirtschafts- und Währungsunion tritt in Kraft. Die DDR stellt auf D-Mark um. Die Personenkontrollen an der innerdeutschen Grenze fallen weg.

6. Juli: In Ostberlin beginnen die Beratungen über den zweiten Staatsvertrag, den Einigungsvertrag.

16. Juli: Kohl und Gorbatschow verkünden im Kaukasus den Durchbruch bei der Bündnisfrage. Deutschland bleibt nach der Vereinigung NATO-Mitglied. Sowjetische Truppen sollen aus Ostdeutschland abgezogen werden.

23. August: Die Volkskammer beschließt den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik am 3. Oktober.

31. August: In Ostberlin wird der deutsch-deutsche Einigungsvertrag unterschrieben. Bundestag und Volkskammer billigen ihn am 20. September mit Zweidrittelmehrheiten.

12. September: Die USA, die Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich unterzeichnen in Moskau den „Vertrag über abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland“. Kernpunkt: Deutschland erhält mit dem Tag der Vereinigung die volle Souveränität.

Am 3. Oktober 1990 winken der damalige Aussenminister Hans-Dietrich Genscher, Hannelore Kohl, Bundeskanzler Helmut Kohl und der Ex-Premier der DDR, Lothar de Maiziere den jubelnden Menschen zu

AP/Archiv/Fritz Reiss

Gemeinsame Feier am 3. Oktober 1990. Lothar de Maiziere (rechts) hat mit diesem Tag seinen Job erfüllt, Helmut Kohl ist Einheitskanzler

3. Oktober: Um 0.00 Uhr wird zu den Klängen des Deutschlandliedes vor dem Reichstagsgebäude in Berlin die schwarz-rot-goldene Flagge aufgezogen. Hunderttausende feiern auf den Straßen Berlins und in vielen anderen Städten die deutsche Einheit.

Feuerwerk beim Brandenburger Tor am 3. Oktober 1990

Reuters/Wolfgang Rattay

Großes Feuerwerk zur politischen Verwirklichung der Einheit