Unterschiedliche Bewertung der Asylfrage
In einem scheinen sich Politiker aller Couleurs und jener Bürgerinnen und Bürger, die sich am Sonntag öffentlich artikuliert haben, einig: Das Asylthema überlagerte die anderen Themen der Oberösterreich-Wahl, vor allem alle Landesthemen. Das nutzte offenbar der FPÖ am allermeisten. Ihre Wähler hatten auch die prononcierteste negative Einschätzung, was diesen Themenbereich anlangt.
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Den hohen Stellenwert des Asylthemas für den Wahlausgang belegte auch die Wahltagsbefragung von SORA und ISA im Auftrag des ORF. 61 Prozent der Befragten gaben an, dass sie vor der Wahl über das Thema Asyl und Flüchtlinge „sehr diskutiert“ hätten. Den Umgang der Politik mit diesem Thema bewerteten immerhin 18 Prozent mit „Ärger“ - Antwortmöglichkeiten waren auch „mit Zuversicht“ und „mit Sorge“. Generell überwog aber bei allen Wählern beim Flüchtlingsthema die „Sorge“: 53 Prozent gaben das zu Protokoll.
Wahlmotive
32 Prozent der FPÖ-Wähler haben sich erst im September entschlossen. Das heiße, dass die FPÖ im Wahlkampf am erfolgreichsten war, sagt Politologe Peter Filzmaier.
Während die Antwort „Sorge“ bei den ÖVP-, SPÖ- und auch Grün-Wählern die häufigste war (ÖVP: 58 Prozent, SPÖ: 57 Prozent, Grüne: 47 Prozent), rief das Thema bei 47 Prozent der FPÖ-Wähler „Sorge“ hervor, bei 44 Prozent „Ärger“.

ISA/SORA/ORF.at
Nur sieben Prozent der FPÖ-Wähler sahen die Bewältigung dieser Aufgabe durch die Politik mit „Zuversicht“. Die anderen Parteien kommen immerhin auf einen Bereich von 33 Prozent (ÖVP) bzw. 35 Prozent (SPÖ) bis 45 Prozent (Grüne) in der Kategorie „Zuversicht“.
Die dominanten Themen bei der Wahlentscheidung
„Flüchtlinge und Asyl“ war mit 61 Prozent mit Abstand das dominanteste Thema dieser Wahl. Danach kamen die Themenbereiche „Sicherheit und Kriminalität“ und „Wirtschaft und Arbeitsplätze“, die jeweils für 35 Prozent der Umfrageteilnehmer eine große Rolle spielten.

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„Kosten des täglichen Lebens“ (32 Prozent) war daneben noch von Bedeutung. Alle anderen Themen - „Verkehr“ (16 Prozent), „Umweltschutz“ (20 Prozent) sowie „Wohnen und Mieten“ (21 Prozent) waren bei den Wahlmotiven deutlich abgeschlagen.
Wahlverhalten nach Geschlecht und Alter
Was die Zusammensetzung der Wählerschaft anlangt, ist die FPÖ die einzige „männliche“ Partei. 38 Prozent der männlichen Wähler gaben der FPÖ die Stimme. Nur 24 Prozent der Frauen stimmten für die Freiheitlichen. Bei allen anderen Parteien ist das Anteil weiblicher Wähler höher als jener der Männer, auch bei der ÖVP. Am stärksten ist der Überhang weiblicher Stimmen gegenüber männlichen bei den Grünen.

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Deutlich wurde, wie sehr die FPÖ die Jungen auf ihrer Seite hat. 39 Prozent der Wähler unter 29 Jahre wählten die Freiheitlichen, so viele wie bei sonst keiner Partei. Im Feld der 30- bis 59-Jährigen lagen ÖVP und FPÖ mit 33 Prozent gleichauf. Nur bei den über 60-Jährigen hat die ÖVP mit 47 Prozent den mit Abstand höchsten Wert aller Parteien.
Deutlich jung sind sonst nur noch die Grünen, bei denen die unter 29-Jährigen knapp die stärkste Gruppe sind vor den 30- bis 59-Jährigen. Wähler über 60 sind bei den Grünen in Oberösterreich eher eine Randgruppe.
Bildungsgruppen: Wo die ÖVP noch Volkspartei ist
Was das Wahlverhalten aufgesplittert nach Bildungsgruppen anlangt, blieb die ÖVP in Oberösterreich im besten Sinne des Wortes eine Volkspartei, weil bei dieser Partei die unterschiedlichen Bildungsschichten am ausgewogensten verteilt sind.

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Bei den Grünen blieb der Anteil der Wähler mit Matura oder Studium überdurchschnittlich hoch, also die Öffnung zu anderen gesellschaftlichen Schichten weiter in der Warteposition. Bei den Freiheitlichen dagegen war der Anteil der Wähler mit höchstens Pflichtschulabschluss oder Lehre so hoch wie bei sonst keiner Partei. In der Gruppe der Wähler mit Matura schnitt die FPÖ besser ab als die SPÖ, im Akademikerbereich lag sie mit der SPÖ fast gleichauf.
Gerald Heidegger, ORF.at
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