Themenüberblick

Fakten, Schicksale, Perspektiven

Das Thema Asyl beherrschte die tagesaktuelle Berichterstattung im Jahr 2015 wie kein zweites. Es lohnt ein nachdenklicher Schritt zurück: Vom Sommer 2015 in Traiskirchen über die dramatischen Fluchtwege der Neuankömmlinge bis zum Versagen der europäischen Asylpolitik reicht der Bogen, der von aktuellen Sachbüchern gespannt wird.

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Buchcover zu "Einwanderung und Asyl"

Verlag Beck

Einwanderung und Asyl in Deutschland

Karl-Heinz Meier-Braun hat im Verlag Beck eine übersichtliche Fibel zum Thema „Einwanderung und Asyl“ in Deutschland veröffentlicht, aktuell mit Stand Juli. In 101 kurzen Kapiteln werden zentrale Fragen geklärt. Etwa: Was heißt überhaupt „mit Migrationshintergrund“? Welche Rechte haben Asylwerber wirklich? Wie viele „Ausländer“ leben in Deutschland? Ein unaufgeregter Beitrag zu einer aufgeregten Debatte und ideal, um sich einen Überblick über die Lage in Deutschland zu verschaffen.

Karl-Heinz Meier-Braun: Einwanderung und Asyl. Die 101 wichtigsten Fragen. C.H. Beck, 159 Seiten, 11,30 Euro.

Buchcover zu "Die Angst vor dem Ansturm" von Simon Hadler

Verlag Hanser

Was der Sommer 2015 mit Österreich machte

In eigener Sache: Zeitnahe Vergangenheitsbewältigung steht im Mittelpunkt von „Die Angst vor dem ‚Ansturm‘. Faktencheck Asyl“ von ORF.at-Journalist Simon Hadler im Hanser Verlag, das als E-Book eine Woche lang kostenlos zum Download angeboten wird. Reportagen (aus Traiskirchen - geführt von einem 15-jährigen Syrer - und aus dem jordanischen Camp Saatari), ein eigenständiger Blick auf die Debatte Helfer vs. Hetzer (die als extrem verkürzt kritisiert wird), ein ausgedehnter Faktencheck und schließlich zehn Thesen und Forderungen: Dieser Sommer hat tiefe Spuren im Selbstverständnis Österreichs hinterlassen - eine Bürde für die Zukunft, die es so rasch als möglich abzuarbeiten gilt (Stand Mitte September).

Simon Hadler: Die Angst vor dem „Ansturm“. Faktencheck Asyl. Hanserbox, E-Book, ca. 80 Seiten, kostenlos bis 29. September, danach 2,99 Euro, erhältlich beim Verlag.

Buchcover zu "Helfen macht uns zu Menschen"

Verlag Brandstätter

Faktencheck der Caritas

Einen mit 16 Seiten kompakten, reich bebilderten Faktencheck legen die Caritas und der Brandstätter Verlag kostenlos in österreichischen Buchhandlungen auf: eine Notmaßnahme, wenn man so will, um weit verbreiteten Mythen entgegenzuwirken. Notmaßnahme deshalb, weil diese Mythen allerorten weiterverbreitet werden - ob in Sozialen Netzwerken oder im Bierzelt. In klar verständlicher Sprache leistet die Infobroschüre einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung auf breiter Basis. Zwei zentrale Botschaften: Hilfe ist Menschenpflicht; und Angst ist niemals ein guter Berater.

Helfen macht uns zu Menschen. Brandstätter Verlag. Infobroschüre. 16 Seiten, kostenlos.

Buchcover zu Auf der Flucht

Verlag Kremayr & Scheriau

Fluchtgründe - und dramatische Fluchtwege

60 Millionen Menschen sind derzeit weltweit auf der Flucht. Sie alle bringen ihre eigenen, meist dramatischen Geschichten mit. Die beiden ORF-Korrespondenten Karim El-Gawhary und Matilde Schwabeneder erzählen in ihrem neuen Buch „Auf der Flucht“ diese Geschichten. „Wer sind diese Menschen? Welche Schicksale haben sie? Warum müssen sie weggehen?“ Das sind die Fragen, die sich die beiden Journalisten gestellt haben und in ihrem gemeinsamen Buch in vielen Beispielen beantworten. Sie beschreiben Ausgangs- und Endpunkte der Massenbewegung - und den Schrecken dazwischen.

Karim El-Gawhary, Mathilde Schwabeneder „Auf der Flucht“, Kremayr & Scheriau, 188 S., 22 Euro

Buchcover zu "Schiffbruch"

Verlag Knaur Klartext

Das Versagen Europas

Drei ausgewiesene Experten (Amnesty International Deutschland, UNO) haben einen geradezu prophetischen Text über das Versagen des europäischen Asylwesens geschrieben, der seit Erscheinen des Buches im Mai noch brisanter geworden ist. Auf dem Cover sieht man einen hohen Stacheldrahtzaun - ähnlich jenem, der mittlerweile von Ungarn gebaut wurde. Mit Fokus auf Deutschland wird geharnischte Kritik geübt: an mangelnder Solidarität, mangelhaften Asylverfahren und einer Politik, die sich langfristig rächen wird und schon heute katastrophale Folgen hat.

Wolfgang Grenz, Julian Lehman, Stefan Keßler: Schiffbruch. Das Versagen der europäischen Flüchtlingspolitik. Knaur, 208 Seiten, 12,99 Euro.

Buchcover zu "Wir können doch nicht alle nehmen"

Verlag Kremayr & Scheriau

Die Menschen hinter dem Wort „Flüchtling“

Die langjährige „Kurier“-Journalistin Livia Klingl hat sich mit ihrem Buch, das Anfang des Frühlings erschienen ist, in die Mitte der heimischen Asyldebatte katapultiert. Nach einem Abriss über die Versäumnisse der EU und Österreichs in der Flüchtlingspolitik werden im zweiten Teil des Buches Menschen vorgestellt - Porträts, die dem abstrakten Begriff „Flüchtling“ Leben einhauchen. Das Buch kommt ohne jede Polemik aus und liefert einen Beitrag zur Asyldebatte, der durchaus auch nach dem Sommer 2015 noch haltbar ist.

Livia Klingl: Wir können doch nicht alle nehmen! Europa zwischen „Das Boot ist voll“ und „Wir sterben aus“. Kremayr & Scheriau, 176 Seiten, 22 Euro.

Buchcover zu "Gegen Vorurteile"

Verlag Czernin

Ein Plädoyer gegen Vorurteile

Die Journalisten Nina Horaczek und Sebastian Wiese haben das Buch zur Stunde geschrieben: „Gegen Vorurteile. Wie du dich mit guten Argumenten gegen dumme Behauptungen wehrst.“ Sie rücken zu unterschiedlichen aktuellen Debatten die Fakten ins rechte Licht. Zahlen, Daten, Zusammenhänge - zu Themen wie Asyl, Islam, Nazis („es war nicht alles schlecht“), Sozialmissbrauch, Frauen („eh längst gleichberechtigt“). Ein Buch zum Immer-Dabeihaben, zumindest im Kopf: Man könnte es täglich Dutzende Male zitieren, ganz besonders in Sozialen Medien.

Nina Horaczek und Sebastian Wiese: Gegen Vorurteile. Wie du dich mit guten Argumenten gegen dumme Behauptungen wehrst. Czernin, 190 Seiten, 17,90 Euro.