Trump gegen alle, alle gegen Trump
Zumindest in einem sind sich die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton und ihr republikanischer Kontrahent Jeb Bush einig: im beißenden Hohn über den populären Quereinsteiger Donald Trump. Aus den zusehends aggressiven Attacken der beiden auf den politisch äußerst umstrittenen US-Milliardär lässt sich freilich auch ablesen, wie sehr sie ihn inzwischen fürchten.
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Clinton sieht Trump als Sinnbild für den Werteverfall bei den Republikanern: „Aus der Partei von (Abraham) Lincoln ist die Partei von Trump geworden“, zog sie zuletzt auf einer Wahlkampfveranstaltung einen Vergleich zwischen dem legendären US-Präsidenten und seinem möglichen künftigen Nachfolger. Trumps Mitbewerber bei den Republikanern seien auch wie er, nur „ohne den Schwung und die Haare“, sagte Clinton mit Blick auf Trumps bekannt eigenwillige Frisur.
Bush für Spanischkenntnisse gerügt
Trump führt das republikanische Bewerberfeld in Umfragen an, der lange als Favorit gehandelte Jeb Bush hinkt klar hinterher. Trumps Markenzeichen sind offenbar bewusst rechtspopulistische Äußerungen etwa gegen illegale Einwanderung, Gleichberechtigung und das politische Establishment. Dieses befindet sich in einer Art Schockstarre aufgrund der Popularität, die Trump mit seinen untergriffigen Parolen erreicht hat. Ein derartiger politischer Stil hatte zumindest in der US-Bundespolitik bisher keine Tradition.
Trump scheut auch vor Volten gegenüber den Mitbewerbern aus der eigenen Partei nicht zurück: „Ich mag Jeb“ (Bush), wurde Trump diese Woche von der konservativen Nachrichtenwebsite Breitbart News zitiert. Bush sei „ein netter Mann, aber er sollte wirklich mit gutem Beispiel vorangehen und Englisch sprechen, wenn er sich in den Vereinigten Staaten aufhält“. Bush spricht fließend Spanisch, auch bei Wahlkampfauftritten in Latino-Communitys.
Bush kontert Trump
Der umstrittene US-Milliardär sorgt immer wieder mit ausländer- und frauenfeindlichen Äußerungen für Empörung. Mexikanische Einwanderer bezeichnete Trump pauschal als Kriminelle und Vergewaltiger. Das wie auch die „Ermahnung“ wegen Bushs Spanischkenntnissen ist wohl weniger Überzeugung, vielmehr bewusstes Buhlen um Rassisten in der US-Wählerschaft.
Bush wehrte sich bei einem Auftritt in Miami gegen Trumps Attacken - auf Spanisch und Englisch. Trump sei kein echter Konservativer, sagte der Republikaner. Wer nicht einer Meinung mit ihm sei, werde als Idiot beschimpft. In einem Wahlkampfvideo warf er Trump vor, früher liberale Positionen vertreten und Clinton unterstützt zu haben. Trump bezeichnete den Spot als einen „weiteren schwachen Schlag eines Kandidaten, dessen Kampagne gescheitert ist“.
Wer mitmischen will, muss sich an Trump reiben
Trumps zweifelhafte Popularität hat inzwischen sogar dazu geführt, dass man sich an ihm reiben muss, will man im Rennen ums Weiße Haus mitmischen: Clintons demokratischer Rivale Martin O’Malley meinte etwa zuletzt, die Republikaner könnten sich ruhig von einem „hassspuckenden Jahrmarktschreier“ anführen lassen. Bei den Demokraten müssten dagegen „Leidenschaft, Großzügigkeit und die Liebe und Sorge füreinander“ ganz oben stehen, sagte der ehemalige Gouverneur von Maryland.
Beide Parteien küren ihre Präsidentschaftskandidaten in Vorwahlen, die Anfang kommenden Jahres beginnen. Während bei den Demokraten Clinton als große Favoritin gilt, zeichnet sich bei den Republikanern ein enges Rennen ab. Für wie viele Stimmen ein Präsidentschaftskandidat Trump am Ende wirklich gut wäre, ist unter politischen Beobachtern umstritten. Die Demokraten setzen ihre Hoffnungen auf einen Bruch zwischen Trump und den Republikanern. Das dann zwiegespaltene Stimmenpotenzial könnte ihnen zum Sieg bei der Präsidentschaftswahl verhelfen.
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