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Intendantenwechsel an drei Häusern

Die Karten werden neu gemischt. Der Beginn der Theatersaison in Österreich ist von einigen Neuanfängen geprägt: Anna Badora wechselt vom Schauspielhaus Graz an das Volkstheater Wien und wird in Graz von Iris Laufenberg abgelöst. Auf den nach Basel gehenden Wiener Schauspielhaus-Leiter Andreas Beck folgt der aus Basel kommende Tomas Schweigen, am Koproduktionshaus brut Wien startet Kira Kirsch.

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Die erste Saisonpremiere in Wien fand bereits am 3. September statt: Im Theater in der Josefstadt inszenierte Janusz Kica Gerhart Hauptmanns „Vor Sonnenuntergang“. Michael König spielt den alternden Patriarchen, der durch die Liebe zu einer jungen Frau (Martina Ebm) seine Kinder nachhaltig irritiert.

Anna Badora startet mit „Fasching“

Tags darauf kam „Der Revisor“ ins Burgtheater. Alvis Hermanis, der mit seiner Wiederaufnahme von „Il Trovatore“ bei den Salzburger Festspielen erneut einen großen Erfolg landete, inszeniert das bekannte Gogol-Stück. Und schon am nächsten Tag (5.9.) lädt Badora zum Auftakt ihrer ersten Volkstheater-Saison in den „Fasching“.

Szenenbild Fasching von Gerhard Firtsch

www.lupispuma.com/Volkstheater

Das Volkstheater eröffnet heuer mit Gerhard Fritschs „Fasching“

Bei der Dramatisierung des 1967 erschienenen Romans von Gerhard Fritsch „werden Fragen von Zivilcourage, von Aktivität und Passivität, Widerstand und Anpassung gestellt“, sagte Badora im APA-Interview. In der Inszenierung der Direktorin wird sich auch das nahezu komplett neue Ensemble vorstellen. Es spielen unter anderen Nils Rovira-Munoz, Nikolaus Habjan, Stefanie Reinsperger, Christian Dolezal, Adele Neuhauser und Stefan Suske. Nicht nur auf der Bühne ist alles neu: Die neue Zuschauertribüne soll ein deutlich verbessertes Sicht- und Sitzgefühl bieten.

Haderlap-Roman im Akademietheater

Am 8. September geht es weiter im Akademietheater: Regisseur Georg Schmiedleitner hat gemeinsam mit der Bachmann-Preisträgerin Maja Haderlap ihren 2011 erschienenen Roman „Engel des Vergessens“ dramatisiert. In der Familiengeschichte, in der die Geschichte der Kärntner Slowenen im Mittelpunkt steht, spielen unter anderen Gregor Bloeb, Sven Dolinski, Alina Fritsch, Sabine Haupt, Alexandra Henkel und Elisabeth Orth. Tags darauf erlebt die in Graz erfolgreiche Produktion „Hakoah Wien“ von Yael Ronen ihre Wien-Premiere.

Und es geht weiter Schlag auf Schlag: Am 10. September starten die Kammerspiele der Josefstadt mit dem bekannten Musical „La Cage aux Folles“ , in der Regie von Werner Sobotka feiert Michael Dangl als Dragqueen Zaza seine bereits 50. Josefstadt-Premiere. Als sein Lebenspartner Georges ist Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger zu sehen.

Hundsturm wird zu Volx/Margareten

Am 11. lädt die in Volx/Margareten umbenannte Nebenspielstätte des Volkstheaters am Hundsturm zur „Nachtschicht“, einer „theatralen Feldforschung von und mit Wiener Nachtarbeiter/innen“, am 12. zeigt das Volkstheater Dusan David Parizeks „Nora3“-Inszenierung in einer Übernahme vom Düsseldorfer Schauspielhaus, und am 13. würdigt das Theater in der Josefstadt den am 23. Juni verstorbenen Schauspieler, Regisseur und Direktor Helmuth Lohner mit einer Gedenkmatinee.

Schauspieler, Regiesseur und Direktor Helmut Lohner

picturedesk.com/Neumayr

Helmuth Lohner starb am 23. Juni

Am 15. September startet der Rabenhof mit „Putins Nightmare. Die Rammelhof-Show“ mit einer „postdramatischen Schweinerock-Oper“ in die neue Saison. Am 18. September serviert man im Burgtheater-Kasino „dosenfleisch“, wenn das in Berlin uraufgeführte neue Stück von Ferdinand Schmalz zur Wiener Premiere kommt. Am 25. September wartet das Volkstheater mit einer Uraufführung auf: In „Der Marienthaler Dachs“, dem Gewinnerstück des Heidelberger Stückemarkts 2014, analysiert Ulf Schmidt die Zusammenhänge von Arbeits-, Wirtschafts- und Finanzwelt im Mikrokosmos eines fiktiven Marienthal.

Der September hat es also in sich. In etwas reduziertem Tempo geht es weiter. Am 3. Oktober hat im Akademietheater eine Werner-Schwab-Inszenierung von David Bösch Premiere: Regina Fritsch, Barbara Petritsch und Stefanie Dvorak sind „Die Präsidentinnen“. Am 6. Oktober bringt Anna Bergmann in der Josefstadt August Strindbergs „Fräulein Julie“ heraus.

Theater der Jugend startet mit „Momo“

Am 13. Oktober startet das Theater der Jugend mit Michael Endes „Momo“ in die neue Saison, Michael Schachermaier inszeniert im Renaissancetheater. Dusan David Parizek bringt am 18. Oktober am Volkstheater eine Dramatisierung des Romans „Alte Meister“ von Thomas Bernhard auf die Bühne, ehe er im Volx/Margareten Handkes „Selbstbezichtigung“ realisiert (Premiere: 31. Oktober). Im Burgtheater zeigt Andreas Kriegenburg ab 22. Oktober „Wassa Schelesnowa“ von Maxim Gorki.

Die neue brut-Leiterin Kirsch wird erst am 30. Oktober eröffnen und „in den nächsten vier Jahren versuchen, verstärkt auf politische Themen in der Stadt zu reagieren“. Konkrete Projekte sowie Kooperationen mit lokalen wie internationalen Institutionen will sie ebenso erst bei der Programmpräsentation im Herbst bekanntgeben wie ihr Kollege Schweigen, der am 31. Oktober mit dem Wiener Schauspielhaus in eine neue Ära startet. Schweigen inszeniert die erste Produktion, in der gleich das ganze Ensemble vertreten sein wird, selbst.

Am 6. November folgt die von Marco Storman inszenierte Erstaufführung des Stücks „Möglicherweise gab es einen Zwischenfall“ des englischen Autors, Performers und Musikers Chris Thorpe.

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