Themenüberblick

Starker Anstieg auch in Griechenland

Mehr als 350.000 Flüchtlinge sind seit Anfang dieses Jahres über das Mittelmeer Richtung Nord- und Westeuropa geflohen. Das teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Dienstag mit. Über 2.640 Menschen seien bei den Fluchtversuchen gestorben.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Rund 235.000 erreichten Griechenland, mehr als 115.000 kamen nach Italien. Allein die Zahlen bis Ende August zeigen einen deutlichen Anstieg im Vergleich zum vergangenen Jahr. Im gesamten Jahr 2014 waren rund 219.000 Flüchtlinge gezählt worden, die über das Mittelmeer kamen.

Hitziger Verteilungsstreit in Italien

Italien befürchtet einen Kollaps seines Aufnahmesystems. Von den heuer Neuangekommenen sind mehr als 94.000 in Flüchtlingseinrichtungen untergebracht. Die Regierung in Rom macht Druck auf die norditalienischen Regionen, damit sie mehr Menschen aufnehmen. 20.000 Unterkünfte für die Flüchtlinge, die zuletzt in Süditalien gelandet sind, müsse das Innenministerium auftreiben, berichtete die Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ (Dienstag-Ausgabe).

Wie die Bootsflüchtlinge, die von Marineschiffen zu Hunderten jeden Tag an Land gebracht werden innerhalb Italiens verteilt werden sollen, darüber wird heftig gestritten. Auf Sizilien sind derzeit 15 Prozent aller Migranten untergebracht, in der Lombardei 13 Prozent, und in Latium mit der Hauptstadt Rom sind es neun Prozent. In Südtirol halten sich zurzeit 1.442 Flüchtlinge auf, in Friaul-Julisch Venetien sind es 2.644 und im Veneto 6.357, wie aus den Angaben des italienischen Innenministeriums hervorgeht.

Italien verurteilt

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte verurteilte indes Italien wegen des Umgangs mit tunesischen Flüchtlingen auf der Insel Lampedusa. Unter anderem hätten die Zustände in dem Aufnahmelager gegen die „Würde“ der Flüchtlinge verstoßen, urteilten die Straßburger Richter am Dienstag. Verurteilt wurde Italien auch wegen des Festhaltens der Flüchtlinge in dem Lager und wegen ihrer späteren kollektiven Abschiebung.

Die drei Kläger waren im September 2011 aus Tunesien geflüchtet und über das Mittelmeer Richtung Italien gefahren. Ihre Boote wurde von Italien abgefangen und nach Lampedusa eskortiert, die Flüchtlinge kamen auf der Mittelmeer-Insel in ein Auffanglager.

15.000 sitzen auf Lesbos fest

Auch die Balkan-Route über Griechenland ist stark frequentiert. Allein in der vergangenen Woche kamen mehr als 23.000 Bootsflüchtlinge nach Griechenland. Das sei ein Anstieg um fast 50 Prozent, teilte die EU-Grenzschutzagentur Frontex mit.

Allein auf der griechischen Insel Lesbos warten seit Tagen mehr als 15.000 Flüchtlinge darauf, weiterreisen zu können. Mit Fähren sollen einige in nächster Zeit nach Piräus gebracht werden. Innerhalb von nur 24 Stunden griff die Küstenwache zuletzt mehr als 1.200 Menschen auf. Es gibt kaum Toiletten, und die Migranten müssen im Freien schlafen. Über das griechische Festland wollen sie über die Balkan-Route weiter nach Westeuropa.

Links: