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300 Tonnen Gold landen auf dem Müll

Der weltweit produzierte Berg an Elektroschrott wächst und wächst. Im vergangenen Jahr erreichte er mit 41,8 Millionen Tonnen einen neuen Rekordwert, hießt es in einem im April veröffentlichten Bericht der Universität der Vereinten Nationen. Davor lag der Rekord bei 39,8 Millionen Tonnen.

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Fast 60 Prozent des Schrotts machten demnach große Haushaltsgeräte wie Kühlschränke und Waschmaschinen aus. Entsorgte Handys, Drucker und Laptops hatten einen Anteil von sieben Prozent an der Gesamtmenge. Der Abfallberg entspricht rund 1,15 Millionen voll beladenen Lastwagen, die aufgereiht eine Länge von 23.000 Kilometern ergäben, heißt es in dem Bericht.

Österreich auf den vorderen Plätzen

Die größten Umweltsünder pro Einwohner sind der Studie zufolge Länder, die sich sonst als besonders umweltbewusst darstellen. So wird die Liste von Norwegen angeführt, das pro Kopf 28,4 Kilogramm Elektroschrott produzierte. Es folgen die Schweiz mit 26,3 Kilogramm, Island (26,1 Kilogramm), Dänemark (24 Kilogramm) und Großbritannien (23,5 Kilogramm). Auch Frankreich (22,2 Kilogramm) sowie die USA und Österreich (jeweils 22,1 Kilogramm) belegen einen der vorderen Plätze.

Schneller kaputt

Der weltweite Elektroschrott ist in den letzten Jahren um 20 Prozent gestiegen und wird 2018 50 Mio. Tonnen betragen. Grund ist die immer kürzere Lebensdauer von Geräten.

In absoluten Zahlen fällt der meiste E-Müll in den USA und China an, die gemeinsam 32 Prozent zum Abfallberg beitragen. Darauf folgen Japan, Deutschland und Indien. Die geringste Menge Elektroschrott pro Kopf entfiel mit durchschnittlich 1,7 Kilogramm auf die afrikanischen Länder. Insgesamt wurden auf dem Kontinent mit mehr als einer Milliarde Einwohner vergangenes Jahr nur 1,9 Millionen Tonnen Elektroschrott entsorgt.

Nur ein Sechstel wird recycelt

Nur ein Sechstel des Elektroabfalls werde wiederverwertet, stellte die UNO-Universität fest. Der Wert des recycelten Materials beläuft sich demnach auf 48,5 Milliarden Euro. In dem Müll fanden sich unter anderem 300 Tonnen Gold, was elf Prozent der Jahresproduktion des Edelmetalls im Jahr 2013 entspricht. „Der E-Müll stellt weltweit eine wertvolle ‚urbane‘ Mine dar - ein großes Potenzial wiederverwertbarer Materialien“, sagte Universitätsrektor David Malone.

Zugleich befanden sich in dem Elektroschrott aber auch 2,2 Millionen Tonnen gefährliche Bleiverbindungen, ebenso wie Quecksilber, Kadmium, Chrom und 4.400 Tonnen die Ozonschicht gefährdende Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW). Daher handle es sich bei dem E-Müll ebenso um eine „toxische Mine“, die „mit extremer Vorsicht“ gehandhabt werden müsse, sagte Malone.

Globale Recycling-Lösungen fehlen

Systeme von Mülltrennung oder -vermeidung existieren nur in wenigen Ländern, und auch in Industrienationen gibt es hier noch viel Aufholbedarf, so der Bericht. Ein Bruchteil des Schrotts wird in Entwicklungsländer geschifft, wo er unter fragwürdigen Umständen aufbereitet wird. Es gäbe laut UNO-Universität jedoch die Möglichkeit von finanzierbaren und ökologischen Recycling-Modellen in diesen Ländern: Dafür brauchte es jedoch eine bessere, weltweite Vernetzung. Eine „globale rückwärtslaufende Lieferkette“ schlägt der Bericht vor. Dabei werden Recycling-Lösungen weltweit ausgetauscht und umgesetzt. Erste Versuche unter der Leitung der UNO laufen bereits.

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