Kolportierte halbe Million
Wenn der junge Panda Fu Bao im Herbst seine Reise nach China antritt, dann kehrt er eigentlich nach Hause zurück. Denn obwohl er in Österreich geboren ist, ist der zweijährige Bär Chinese. Wie seine Eltern gehört er dem chinesischen Staat, der die Bären an ausgewählte Zoos auf der ganzen Welt verleiht.
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Gratis ist das nicht und billig auch nicht: Von sechs- bis siebenstelligen Beträgen ist die Rede, die China an jährlicher Panda-Miete verlange. Wie viel Schönbrunn für seine Pandas bezahlt, will man auf Nachfrage von ORF.at nicht genau beantworten: „Weitere Details zum Vertrag sind vertraulich. Jede Pandahaltung hat auf jeden Fall ihren individuellen Vertrag“, heißt es in einer E-Mail des Zoos. Der des Öfteren kolportierte Betrag von einer Million Euro im Jahr sei im Fall des Tiergartens Schönbrunn jedenfalls deutlich zu hoch gegriffen.
Teuerstes Zootier der Welt
In der weltweiten Berichterstattung halten sich Jahresgebühren von 500.000 Dollar pro Jahr und Bär jedenfalls hartnäckig. Erst am Dienstag nannte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“) anlässlich des Pandanachwuchses im Washingtoner Zoo diese Summe. Dazu kämen im Jahr pro Panda noch weitere Kosten um die 130.000 Dollar. Pandas seien damit fünfmal so teuer wie Elefanten, so die Zeitung, die sich auf eine Schätzung des Zoos in Atlanta beruft.

APA/Herbert Neubauer
Bis zu 30 Kilogramm Bambus verschlingt ein ausgewachsener Panda pro Tag
Große Pandas sind wählerische Tiere: Sie ernähren sich vor allem von Bambus und davon nicht zu knapp. Bis zu 30 Kilogramm des Süßgrases frisst ein erwachsener Panda laut Tiergarten Schönbrunn. Um den Hunger von Yang Yang, Long Hui und - noch - Fu Bao zu stillen, lässt sich der Wiener Zoo alle zwei Wochen zwischen 1.000 und 1.500 Kilogramm Bambus per Lkw aus Südfrankreich anliefern. Von April bis November kann Schönbrunn außerdem auf ein eigenes Bambusfeld im Südburgenland zurückgreifen und damit ungefähr ein Fünftel des Bedarfs decken.
Elitärer „Pandaklub“
Die Mitgliedschaft in einem elitären Klub hat ihren Preis. Und wer als Zoo einen Panda betreuen darf, ist gewissermaßen Mitglied in einem der elitärsten Klubs der Welt. Neben Schönbrunn haben gerade einmal 17 weitere Zoos in zwölf Ländern das Privileg, ihren Besuchern Große Pandas zu zeigen. Denn China ist bei der Herausgabe der schwarz-weißen Tiere mit dem dicken Fell sehr heikel.
Das liegt zum einen am offiziellen Zweck der Leihgaben - sie sollen der Arterhaltung der gefährdeten Spezies dienen. Laut der heurigen Zählung leben nur noch 1.864 Tiere in den Bergwäldern im Südwesten Chinas. Die Zoos müssen strenge Auflagen erfüllen und sich an Schutzprogrammen beteiligen. Auch in Schönbrunn legt man Wert darauf, dass die Haltung der Tiere dem Artenschutz diene. „Der Tiergarten beteiligt sich finanziell am Pandaschutz – in den Naturreservaten und in den Pandaforschungs- und -zuchtstationen“, so die zoologische Abteilungsleiterin Eveline Dungl. Zugleich leiste Schönbrunn mit dem Pandapärchen Yang Yang und Long Hui seinen Beitrag zur Erhaltungszucht.
Leihgaben mit konkreten Zielen
Es geht sicherlich zu weit, China den Artenschutzgedanken abzusprechen. Doch daneben habe die Volksrepublik bei der Vergabe von Pandas über die Jahre hinweg verschiedene Ziele verfolgt, schreibt die „FAZ“. Anfangs habe die damalige Regierung unter Mao Pandas verschenkt, um strategische Freundschaften zu begründen, zitiert die Zeitung die Oxford-Professorin Kathleen Buckingham. Als sich China in den 1980er Jahren verstärkt dem Kapitalismus zuwandte, wurden aus den Geschenken Mietobjekte. Mittlerweile verbinde China seine Leihgaben mit konkreten Zielen, „die sich auf Rohstoffe oder Technologie beziehen“, so die „FAZ“.
Muskelspiele mit Wiens Pandas
Zuweilen kann die chinesische Regierung ihre Pandas auch als regelrechte Druckmittel einsetzen. Das bekam vor drei Jahren auch Österreich zu spüren. Die Verträge für die beiden Pandas Yang Yang und Long Hui mussten verlängert werden. Das hätte eigentlich kein Problem darstellen sollen, die Vertragsverhandlungen waren bereits eingeleitet. Doch dann besuchte im Mai 2012 der Dalai Lama Österreich und frühstückte mit Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ).
China, das den Dalai Lama als Separatisten und Aufwiegler betrachtet, ließ daraufhin seine Muskeln spielen. Die Vertragsverhandlungen begannen, sich über Monate zu ziehen - erst im November 2013 unterzeichneten die beiden Länder eine Vertragsverlängerung für weitere zehn Jahre. Der letztlich erreichte Vertragserfolg war wohl auch der Tatsache geschuldet, dass Pandaweibchen Yang Yang im August 2013 erneut ein Junges bekam: Fu Bao. Nach seinen beiden Brüdern Fu Long und Fu Hu, war er erst der dritte Panda, der in einem europäischen Zoo auf natürliche Weise gezeugt und aufgezogen wurde.
Ein solcher Pandanachwuchs ist ein Prestigeerfolg für das weltweite Aufzuchtprogramm und den Zoo, der sich über steigende Besucherzahlen freuen kann. Ein junger Panda ist aber auch eine erneute Geldquelle für China. 200.000 Euro würden pro neugeborenen Panda fällig, schreibt die „FAZ“ - vorausgesetzt der Nachwuchs überlebt die ersten sechs Monate. Ansonsten könnte es für den Zoo noch einmal richtig teuer werden. Stehe menschliches Versagen hinter dem Tod des Tieres, werde eine Strafzahlung von einer halben Million Dollar fällig.
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