Dow Jones rutscht ab
Der Crash an den chinesischen und europäischen Börsen setzt sich in den USA an der Wall Street fort. Marktteilnehmer reagierten panikartig, weil die Regierung in Peking keine weiteren Maßnahmen zur Stützung der Kurse ankündigte.
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Es wird befürchtet, dass es um die chinesische Wirtschaft deutlich schlechter bestellt ist als bisher angenommen. Das könnte auch das Wachstum der Weltwirtschaft bremsen. Der Dow-Jones-Index für die Standardwerte lag zu Handelsbeginn mit 15.536 Punkten fast sechs Prozent im Minus. Erstmals seit Februar rutschte er damit unter die 16.000er-Marke. Kurz darauf erholte er sich wieder leicht. Die Technologiebörse NASDAQ stand bei 4.339 Punkten, das war ein Rückgang von fast acht Prozent zu Handelsbeginn, auch bei ihm besserte sich der Wert nach kurzer Zeit wieder etwas.
Zu Börsenschluss war das Minus etwas kleiner - der Dow-Jones-Index schloss bei 15.873 Punkten fast 3,6 Prozent im Minus. Der NASDAQ verlor 3,8 Prozent und schloss bei 4.526 Punkten.
DAX unter 10.000 Punkten
Der deutsche Leitindex DAX wurde am Nachmittag noch tiefer in den Abwärtsstrudel gerissen. Erstmals seit Jänner rutschte er wieder unter die Marke von 10.000 Punkten und fiel kurzzeitig sogar unter 9.600 Punkte. Bis Börsenschluss erholte er sich etwas - und lag bei einem noch immer deutlichen Minus von 4,7 Prozent. Dass der Index mit unter 10.000 Punkten aus dem Tag ging, war schon seit Jänner nicht mehr der Fall.
Auch in Österreich war der Kursverfall zu spüren: Die Wiener Börse zeigte sich Montagnachmittag bei gestiegenem Volumen mit deutlichen Kurseinbußen. Der ATX wurde um 14.15 Uhr mit 2.214,62 Punkten errechnet, das ist ein Minus von 101,56 Punkten bzw. 4,38 Prozent. Auch der ATX schloss mit einem Minus von 4,7 Prozent.
Rekordminus in Schanghai
Ihren Ausgang genommen hat die Entwicklung an den asiatischen Börsen. Die Schanghaier Börse erlebte den schlimmsten Einbruch seit acht Jahren. Der wichtige Shanghai Composite Index verlor um 8,49 Prozent auf 3.209,91 Punkte. Auch der kleinere Shenzhen Component Index fiel um 7,83 Prozent auf 10.970,29 Punkte. Der ChiNext für Technologiewerte, der dem NASDAQ in den USA ähnelt, verlor 8,08 Prozent auf 2.152,61 Punkte. Die Kurse von fast 2.200 Aktien fielen bis an die festgesetzte tägliche Grenze von zehn Prozent.
Die Börse in Tokio wurde massiv in Mitleidenschaft gezogen. Der Nikkei-225-Index verlor 895,15 Punkte oder 4,61 Prozent auf 18.540,68 Zähler und fiel damit deutlich unter die psychologisch wichtige Marke von 19.000 Punkte. Zuletzt stand er im Februar so tief. Beim breiter gefassten Topix-Index fiel das Minus noch größer aus. Er büßte 92,14 Punkte oder 5,86 Prozent auf 1.480,87 Einheiten ein. Nur acht Kursgewinnern standen 1.859 Verlierer gegenüber. Ebenfalls Verluste gab es an den Handelsplätzen in Hongkong und Taipeh.
Ölpreise so tief wie seit 2009 nicht mehr
Die Ölpreise haben ihre Talfahrt wegen der Konjunktursorgen um China am Montag fortgesetzt. In der Früh fiel der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent mit Lieferung im Oktober auf 44,20 US-Dollar (39,18 Euro) und damit auf den tiefsten Stand seit März 2009. Zuletzt wurde Brent-Öl bei 44,40 Dollar gehandelt und damit 1,06 Dollar niedriger als am Freitag. Auch der Kupferpreis kannte kein Halten mehr und fiel in der Spitze um drei Prozent auf 4.903 Dollar je Tonne.
China: Bisheriges Gegenlenken half nichts
Auslöser des Abwärtstrends ist die Angst vor einem Erlahmen der chinesischen Wirtschaft, wo sich das Wirtschaftswachstum überraschend verlangsamt hat. Die chinesische Zentralbank versucht sich mit aller Macht gegen den Abwärtstrend zu stemmen: So ließ sie die Landeswährung Renmimbi, deren Einheit der Yuan ist, kräftig abwerten, was chinesische Waren im Ausland billiger macht - und ausländische Waren in China teurer. Viele Anleger sahen darin einen weiteren Beleg, dass es um die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft alles andere als gut bestellt ist.
Die Zentralbank kündigte bereits an, weiter gegenzusteuern. Sie erwägt, den Mindestreservesatz für heimische Banken zu senken. Je weniger Geld die Institute beiseitelegen müssen, desto mehr können sie theoretisch an Unternehmen und Haushalte verleihen.
Pensionsfonds sollen in Aktien investieren dürfen
Zudem will China Pensionsfonds erstmals gestatten, Investitionen auf dem Aktienmarkt zu tätigen. Damit könnten zusätzlich Hunderte Milliarden Yuan in die zuletzt gebeutelten Börsen fließen. Pensionsfonds, die von Kommunen verwaltet werden, dürfen künftig 30 Prozent ihrer Nettovermögen in chinesischen Aktien, Aktienfonds und Mischfonds anlegen, wie der Staatsrat bekanntgab.
Die Anleger ließen sich allerdings nicht überzeugen. „Die Märkte sind in Panik“, sagte Takako Masai, Chef der Research-Abteilung der Shinsei Bank in Tokio. „Es sieht so aus wie bei der asiatischen Finanzkrise Ende der 1990er Jahre. Die Anleger verkaufen jene Werte, die ihnen am riskantesten scheinen.“ Die schlechte Stimmung an den Aktienmärkten erscheine fast schon erdrückend, schrieb Marktstratege Mislav Matejka von der US-Bank JPMorgan in einer Studie. Als Krisenverstärker wirken auch die Geschehnisse an der Wall Street. Die New Yorker Aktienbörsen hatten am Freitag erneut tiefrot geschlossen.
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