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230 Milliarden Euro vernichtet

Die Sorgen der Anleger um die chinesische Wirtschaft haben den Börsen in Europa und Asien zum Wochenbeginn massive Kursverluste beschert. Europas Aktienmärkte fielen auf den tiefsten Stand seit sieben Monaten. Am Montag wurden insgesamt 230 Milliarden Euro an Börsenwert vernichtet, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Auch der heimische Leitindex (ATX) geriet in den Sog.

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Der Wiener Aktienmarkt hat am Montag deutliche Kursverluste hinnehmen müssen. Der ATX wurde gegen 12.00 Uhr mit 2.247,30 Punkten errechnet, das ist ein Minus von 68,88 Punkten bzw. 2,97 Prozent. Unter den größten Verlierern in Wien fanden sich die Polytec-Aktie mit minus 7,56 Prozent auf 6,94 Euro, Valneva büßte 6,70 Prozent auf 3,40 Euro ein, und AT&S verlor 6,25 Prozent auf 13,50 Euro. Lenzing musste ein Minus von 6,68 Prozent auf 55,64 Euro verbuchen.

Unter den heimischen Bankwerten rutschten Raiffeisen-Papiere 3,67 Prozent auf 11,96 Euro ab. Titel der Erste Group notierten 2,56 Prozent schwächer bei 25,34 Euro. Bei den weiteren Indexschwergewichten zeigten sich voestalpine 4,07 Prozent tiefer bei 32,17 Euro, OMV gab 3,23 Prozent auf 22,01 Euro ab. Immofinanz fiel um 2,89 Prozent auf 2,15 Euro, während Andritz 2,62 Prozent auf 42,22 Euro sanken.

Schwarze Tage in Frankfurt und London

Der deutsche Leitindex DAX ist am Montag erstmals seit Jänner wieder unter die Marke von 10.000 Punkten gerutscht. Der DAX sank um 260,75 Einheiten oder 2,58 Prozent auf 9.863,77 Zähler. Der Index der mittelgroßen Werte, MDax, gab am Montag um 2,84 Prozent auf 18.792,13 Punkte nach, und der TecDax sank um 3,48 Prozent auf 1.568,04 Punkte.

Der 50 führende Unternehmen der Euro-Zone umfassende Euro-Stoxx-50 lag gegen 12.40 Uhr 91,29 Einheiten oder 2,81 Prozent im Minus und stand damit bei 3.155,97 Punkten. Der FTSE-100 in London gab um 173,28 Zähler oder 2,80 Prozent auf 6.014,37 Stellen nach. Zu spüren waren die Auswirkungen auch an der Mailänder Börse. Betroffen waren vor allem Bankenaktien, darunter jene der Bank-Austria-Mutter UniCredit, die Kursverluste von vorübergehend bis zu fast vier Prozent meldete.

Handelsplatz Schanghai mit Rekordminus

Ihren Ausgang genommen hatte die Entwicklung an den asiatischen Börsen. Die Schanghaier Börse erlebte den schlimmsten Einbruch seit acht Jahren. Der wichtige Shanghai Composite Index verlor um 8,49 Prozent auf 3.209,91 Punkte. Auch der kleinere Shenzhen Component Index fiel um 7,83 Prozent auf 10.970,29 Punkte. Der ChiNext für Technologiewerte, der dem NASDAQ in den USA ähnelt, verlor 8,08 Prozent auf 2.152,61 Punkte. Die Kurse von fast 2.200 Aktien fielen bis an die festgesetzte tägliche Grenze von zehn Prozent.

Die Börse in Tokio wurde massiv in Mitleidenschaft gezogen. Der Nikkei-225-Index verlor 895,15 Punkte oder 4,61 Prozent auf 18.540,68 Zähler und fiel damit deutlich unter die psychologisch wichtige Marke von 19.000 Punkte. Zuletzt stand er im Februar so tief. Beim breiter gefassten Topix-Index fiel das Minus noch größer aus. Er büßte 92,14 Punkte oder 5,86 Prozent auf 1.480,87 Einheiten ein. Nur acht Kursgewinnern standen 1.859 Verlierer gegenüber. Ebenfalls Verluste gab es an den Handelsplätzen in Hongkong und Taipeh.

Ölpreise so tief wie seit 2009 nicht mehr

Die Ölpreise haben ihre Talfahrt wegen der Konjunktursorgen um China am Montag fortgesetzt. In der Früh fiel der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent mit Lieferung im Oktober auf 44,20 US-Dollar (39,18 Euro) und damit auf den tiefsten Stand seit März 2009. Zuletzt wurde Brent-Öl bei 44,40 Dollar gehandelt und damit 1,06 Dollar niedriger als am Freitag. Auch der Kupferpreis kannte kein Halten mehr und fiel in der Spitze um drei Prozent auf 4.903 Dollar je Tonne.

„Märkte sind in Panik“

Auslöser des Abwärtstrends ist die Angst vor einem Erlahmen der chinesischen Wirtschaft, wo sich das Wirtschaftswachstum überraschend verlangsamt hatte. Die chinesische Zentralbank hat bereits angekündigt, gegensteuern zu wollen. Sie erwägt, den Mindestreservesatz für heimische Banken zu senken. Je weniger Geld die Institute beiseitelegen müssen, desto mehr können sie theoretisch an Unternehmen und Haushalte verleihen.

Zudem will China Pensionsfonds erstmals gestatten, Investitionen auf dem Aktienmarkt zu tätigen. Damit könnten zusätzlich Hunderte Milliarden Yuan in die zuletzt gebeutelten Börsen fließen. Pensionsfonds, die von Kommunen verwaltet werden, dürfen künftig 30 Prozent ihrer Nettovermögen in chinesischen Aktien, Aktienfonds und Mischfonds anlegen, wie der Staatsrat bekanntgab.

Die Anleger ließen sich allerdings nicht überzeugen. „Die Märkte sind in Panik“, sagte Takako Masai, Chef der Research-Abteilung der Shinsei Bank in Tokio. „Es sieht so aus wie bei der asiatischen Finanzkrise Ende der 1990er Jahre. Die Anleger verkaufen jene Werte, die ihnen am riskantesten scheinen.“ Die schlechte Stimmung an den Aktienmärkten erscheine fast schon erdrückend, schrieb Marktstratege Mislav Matejka von der US-Bank JPMorgan in einer Studie. Als Krisenverstärker wirken auch die Geschehnisse an der Wall Street. Die New Yorker Aktienbörsen hatten am Freitag erneut tiefrot geschlossen.

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