Berichte über sexuelle Übergriffe
Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (ÄÖF) und die Frauenhelpline gegen Gewalt befürchten, dass es in den Unterkünften für Asylwerber zu sexuellen Übergriffen auf Frauen kommt. In einem offenen Brief plädierten sie am Mittwoch für bessere Schutzmaßnahmen. Österreichs Kinder- und Jugendpsychiater fordern indes eine therapeutische Akutversorgung für minderjährige Flüchtlinge.
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Laut dem Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) werden Frauen im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen nicht ausreichend geschützt, denn in den Sanitäranlagen, die von beiden Geschlechtern genutzt werden, gebe es etwa keine Duschvorhänge, kritisierte ÄÖF-Geschäftsführerin Maria Rösslhumer am Mittwoch gegenüber der APA. Aufgrund der großen Menschenmenge, die etwa in Traiskirchen untergebracht ist, „nehmen wir an, dass es gewalttätige Übergriffe gibt“, so Rösslhumer.
Immer wieder höre sie von Dolmetschern oder Hilfsorganisationen, dass es in den Unterkünften zu Vorfällen sexueller Gewalt kommt. „Das ist nicht akzeptabel“, betonte die Geschäftsführerin.
Im offenen Brief wird deshalb auf die Ratifizierung der Istanbul Convention - des Übereinkommens des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt an Frauen und häuslicher Gewalt - hingewiesen. Die Bundesregierung müsse sicherstellen, dass Frauen in den Flüchtlingsunterkünften geschützt werden, forderte Rösslhumer.
Psychiatrische Akuthilfe gefordert
Ein Essen und ein „Dach über dem Kopf“ seien für Kinder und Jugendliche, die in Österreich als Flüchtlinge ankommen, Selbstverständlichkeiten. Das Gleiche sollte für therapeutische Interventionen für die Traumatisierten gelten, so die Fachgesellschaft der Österreichischen Kinder- und Jugendpsychiater (ÖGKJP) in einem offenen Brief.
Die Fachgesellschaft schreibt in ihrem offenen Brief unter anderem: „Aus psychotraumatologischer Sicht wissen wir, dass diese therapeutische Hilfe so rasch wie möglich zu erfolgen hat, um Langzeitfolgen sowohl bei den Betroffenen als auch später bei deren Kindern abzufangen. Das Auftreten von Traumafolgestörungen ist bei den derzeit täglich in unserem Land eintreffenden Flüchtlingen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten.“
„Wenn ein Lawinenunglück wie in Galtür vor Jahren geschieht, gibt es sofort Hilfe für die Traumatisierten. Das ist schriftlich festgelegt. Da gibt es klare Konzepte und Krisenteams. Das funktioniert und wirkt. Solche Hilfe und Betreuung muss es auch für die traumatisierten Kinder und Jugendlichen geben, die als Kriegsflüchtlinge zu uns kommen“, sagte ÖGKJP-Präsident Andreas Karwautz der APA.
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