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„Sehr geehrte Österreicherinnen“

In einem ungewöhnlichen Schritt werben die Mitarbeiter des Innenministeriums in einem offenen Brief um Mithilfe „aller Österreicherinnen und Österreicher“ bei der Flüchtlingsunterbringung. Bei der Quartiersuche stoße „die Lösungskompetenz unseres Föderalstaates an seine Grenzen“, schreiben sie und verweisen auf teilweisen „Widerstand auf unterschiedlichen Ebenen“.

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Es werde deshalb die „Hilfe jeder und jedes Einzelnen“ benötigt. In ihrem via Aussendung verbreiteten offenen Brief weisen die Mitarbeiter Kritik am „Bund“ zurück - und schildern die Situation: Geschätzte 80.000 Asylanträge gebe es heuer, 1.600 Menschen suchten pro Woche Schutz in Österreich. Zuständig für ihre Unterbringung sei der Bund eigentlich nur in den ersten Tagen, danach seien die Bundesländer zuständig. Aber die Übernahme durch die Länder funktioniere „trotz enormer Anstrengungen der Länder und Gemeinden“ noch nicht ausreichend, sie würden nur 600 Menschen wöchentlich übernehmen.

Arbeit „unter Einsatz all unserer Kräfte“

Die übrigen 1.000 Flüchtlinge müssten vom Innenministerium selbst betreut werden - das für ihre mangelnde Unterbringung verantwortlich gemacht werde, obwohl Ministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) „bereits vor über einem Jahr vor einem drohenden Unterbringungsengpass gewarnt hat“. Also versuche man im Ministerium „trotz anderslautender Rechtslage“, Quartiere für diese Menschen zu organisieren - „unter Einsatz all unserer Kräfte“, aber man stoße „immer mehr“ an die Grenzen.

„Zusammenstehen“ oder „gegeneinander“ arbeiten

In einer „Krise“ gebe es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten: „Man kann zusammenstehen und versuchen, durch gemeinsame Anstrengungen die Herausforderung zu meistern. Oder man arbeitet gegeneinander und fokussiert sich auf den politischen Streit. Wir wollen weiter gemeinsam an Lösungen arbeiten, um zusätzliche Quartiere für obdachlose Menschen auf der Flucht zu finden“, so die BMI-Mitarbeiter.

Sie appellieren „eindringlich an die konstruktiven Kräfte in unserem Land, ein Klima zu schaffen, in dem ein seriöser und sachlicher Dialog möglich ist, und bitten alle Österreicherinnen und Österreicher, sich an der Quartiersuche aktiv zu beteiligen“ - auch mit Überzeugungsarbeit im Umfeld, um den „politischen Entscheidungsträgern den notwendigen Mut“ zu geben: „In den nächsten Monaten - vor allem vor Einbruch des Winters - muss alles unternommen werden, um Obdachlosigkeit zu vermeiden.“

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